Neuburg
Nächster Meilenstein für Nahwärme

Spatenstich für Wärmeübergabezentrale läutet die Endphase einer 14-Millionen-Investition ein

31.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:42 Uhr

In zehn Wochen soll die Wärmeübergabezentrale auf dem Gelände des Neuburger Klärwerks fertig sein. Rudolf Kästele vom Büro ewa (v.l.), Oberbürgermeister Bernhard Gmehling, Werkreferent Roland Harsch, Stephanie Ott vom Ingenieurbüro Meilinger und Roland Wein von den Stadtwerken posierten am Dienstag für den offiziellen Spatenstich. Foto: Stark

Von Thorsten Stark

Neuburg – Die Stadt Neuburg und ihre Stadtwerke haben am Dienstagmittag offiziell den Spatenstich zu einem weiteren Meilenstein der Nahwärmeversorgung gefeiert. Innerhalb von zehn Wochen soll auf dem Gelände des Klärwerks eine Wärmeübergabezentrale aus dem Boden gestampft werden. Ziel ist, eine Verbindung zwischen dem Industriegebiet und der Stadt zu schaffen – am Ende soll dann nicht nur die zweite Abwärmefassung stehen, sondern auch ein Ringschluss fürs gesamte Wärmenetz.

Das wird allerdings noch bis Herbst 2023 dauern. Vor Kurzem wurde eine Leitung in der Nördlichen Grünauer Straße verlegt. Neben der Abwärmefassung auf dem Gelände des Rockwool-Werks und einer Verbindung dorthin müssen bis kommendes Jahr auch Leitungen verlegt werden, um die derzeitigen Nahwärme-Inseln in der Stadt anzubinden. Wenn diese Verbindung steht, kann das ganze System auch erstmals intelligent nach Bedarf gesteuert werden.

Der stellvertretende Werkleiter Ernst Reng sprach von einem „Rieseneffekt“ bei der Einsparung von CO2, den man mit der im vergangenen Jahr vom Werkausschuss des Stadtrats beschlossenen Maßnahme erziele. Und auch wenn das momentan wegen des Kriegs in der Ukraine aus den Augen gerate: „Das ist heute genauso wichtig wie vor einem Jahr.“ Dazu werde die Nahwärme günstiger, wenn weniger Gas als Grundlage diene. Denn noch beträgt der Anteil der Nahwärme im Netz nur etwa ein Drittel, den Rest liefern die gasbetriebenen Blockheizkraftwerke der Stadtwerke. Aktuell wird die Abwärme vom Verallia-Werk genutzt, im kommenden Jahr soll dann auch die Abwärme vom Rockwool-Werk eingespeist werden. Ab dann soll der Anteil der Blockheizkraftwerke nur noch ein Drittel betragen.

„Ich bin fest davon überzeugt, dass das Nahwärmenetz die richtige Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit ist“, sagte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling. Jährlich spare man damit mehr als 20 Millionen Kilogramm CO2 ein. „Das ist mit keiner anderen Maßnahme so zu erreichen. Das ist echter Umwelt- und Klimaschutz.“ Zwar sei bei der Abwärme der zwei Industriebetriebe die Primärquelle auch Gas – allerdings werde dieses ja zweifach verwertet. Und die Industriebetriebe in Neuburg prüften bereits intensiv Möglichkeiten, Gas als Energieträger zu ersetzen. Und auch die Stadt sehe sich nach neuen Energiequellen um – ob das durch Photovoltaik oder Windkraft erzeugter Strom ist oder Flüssiggas und in etwas fernerer Zukunft Wasserstoff.

Die Wärmeübergabestation auf dem Kläranlagengelände ist nun aus Sicht Gmehlings deshalb so bedeutend, da dort bald die Wärme von Rockwool und Verallia ankommen und in die Stadt weitergepumpt wird. Eine Million Euro wird allein die dortige Station kosten, das sei schon einen Extra-Termin wert. Insgesamt kalkulieren Stadt und Stadtwerke für Ringschluss und zweite Abwärmefassung mit 14 Millionen Euro Kosten.

Gmehling bedankte sich auch für das Verständnis der Mitarbeiter der Kläranlage. „Das ist eine Riesenbelastung, diese Baustelle auf dem Betriebsgelände zu haben. Ich freue mich aber immer, wenn die große Familie Stadt, also Stadt und Stadtwerke, zusammenarbeitet“, sagte er. Und dann griffen OB, Roland Wein von den Stadtwerken, Werkreferent Roland Harsch, Stephanie Ott vom betreuenden Ingenieurbüro Meilinger sowie Rudolf Kästele, Vorsorgungstechniker vom Büro ewa zum Spaten, bevor es für alle Beteiligten noch einen kleinen Mittagssnack gab.

Hohe Investition Ins Nahwärmenetz

2500 Wohneinheiten und 20 Unternehmen im Neuburger Stadtgebiet sind laut Oberbürgermeister Bernhard Gmehling inzwischen an das Nahwärmenetz der Stadtwerke angeschlossen. Das Netz ist mittlerweile 34,7 Kilometer lang. Es erstreckt sich südlich der Donau – bisher mit einigen Unterbrechungen – vom Industriegebiet im Osten bis zum Donauwörther Berg und könnte jährlich 65 Millionen Kilowattstunden leisten.

Die Nahwärme entsteht aus der Nutzung der vorhandenen Abwärme des Verallia-Werks und dem Einsatz von fünf Blockheizkraftwerken, die mit Kraft-Wärme-Kopplung arbeiten. Über Rohre gelangt die Wärme in die Haushalte. Es wird bis zu 115 Grad Celsius heißes Wasser in die angeschlossenen Gebäude geleitet und dort über einen Wärmetauscher zum Heizen und zur Warmwasserversorgung genutzt. Der Vorteil der Nahwärme liegt – neben dem Umweltschutzaspekt – darin, dass weder ein Kamin noch ein Heizraum mit Brenner oder ein Vorratsbehälter nötig sind.

Bisher hat die Stadt Neuburg schon mehr als 40 Millionen Euro in den Ausbau der Nahwärme investiert, etwa 14 Millionen sind es zusätzlich, um die Abwärme des Rockwool-Werks ins Netz einzubinden. Im Herbst 2023 soll dann die Abwärmefassung eingeweiht werden. Stadt und Stadtwerke sind davon überzeugt, dass sich die Investitionen langfristig auch finanziell lohnen werden.

DK

DK