Von Schlagern bis Rock
Mit Musik durch ein bewegtes Leben: Rita Reitberger aus Neuburg feiert ihren 90. Geburtstag

23.02.2024 | Stand 23.02.2024, 19:00 Uhr
Ralf Schmitt

Die Jubilarin Rita Reitberger mit Stadtrat Ralph Bartoschek, der Blumen und die Glückwünsche der Stadt dabei hatte. Foto: Schmitt

Am Freitag war das Haus der Familie Reitberger in Neuburg sehr gut besucht. Dieser reichliche Andrang hatte einen besonderen Grund. Rita Reitberger konnte da ihren 90. Geburtstag feiern. Mit Sohn Wolfgang war noch ein Geburtstagskind unter den Gästen. „Er war das Geschenk zu meinem 25. Geburtstag“, klärt die Jubilarin den „Zufall“ lachend auf.

„Viel Arbeit, aber auch die Musik haben mein Leben geprägt“, erinnert sich die Seniorin. Und wer mit Musik, ihrem gesegneten Alter entsprechend, die Original Oberkrainer oder ähnliches vermutet, der liegt total daneben. „Mein Musikgeschmack reicht von klassischen Konzerten über Rockgruppen wie Queen oder Santana, aber auch Boney M. und Pussycat bis hin zu den alten Schlagern aus den 40ern und 50ern und da singe ich sogar gerne selber kräftig mit“, informiert das Geburtstagskind mit einem Lächeln.

Ein Rückblick in Rita Reitbergers Leben zeigt sich allerdings nicht so erfreulich, wie manche Textzeilen ihrer bevorzugten Musiktitel. Aufgewachsen ist sie auf einem Bauernhof in Leidling. 1956 ehelichte sie den aus Baiern bei Rohrenfels stammenden Johann Reitberger. Aus dieser Verbindung gingen sechs Kinder hervor.

Harte Kriegsjahre erlebt



Nach unschönen Dingen in ihrem Leben befragt, nennt sie schlagartig ihre Kindheit während der Kriegsjahre. „Als der Lehrer eingezogen wurde, musste unsere Schule schließen und wir sind zu Fuß nach Sinning gelaufen“, erinnert sie sich. Auch die Bomber- und Artillerieangriffe auf ein damals im Sinninger Forst untergebrachtes Forschungslabor haben sich tief in ihre Erinnerungen eingeprägt. „In der Straße zwischen Sinning und Leidling war ein Bombentrichter neben dem anderen“, erzählt sie.

Kurz vor Kriegsende wurden Wehrmachtssoldaten in ihrem Haus einquartiert und die Familie musste in der Scheune leben. Mit dem Ende des Krieges war aber das Elend noch nicht vorbei, es vergrößerte sich sogar noch. „Flüchtlinge bis von weit her sind gekommen und mussten versorgt worden. Damals hat man nach der Ernte jede einzelne liegen gebliebene Ähre eingesammelt“, erinnert sich Reitberger .

In ihrem arbeitsreichen Leben hatte Reitberger zeitweise drei verschiedene Arbeitgeber gleichzeitig. Zehn Jahre trug sie die Zeitung aus, war als Bäckereiverkäuferin tätig und reinigte am Abend für die Stadtverwaltung.

Großes freiwilliges Engagement



Aber das reichte ihr offenbar nicht, sie stand auch noch hinter dem Ausschank im Mannschaftsheim der Wilhelm-Frankl-Kaserne. In ihrer Freizeit hat sich Reitberger immer gerne mit Stickereien, Seidenmalerei, Basteln oder Töpfern beschäftigt. „Heute machen da meine Hände leider nicht mehr mit, aber dafür lese ich gerne und viel.“ In der Auswahl ihrer Bücher ist sie genauso vielseitig wie in ihrem Musikgeschmack. Von leichter Unterhaltung bis hin zur Biografie von Helmut Schmidt wird alles von ihr verschlungen. „Solange die Augen das noch mitmachen“, sagt Reitberger.

Zum Jubeltag gratulierten ihr neben Ralph Bartoschek (SPD), er überbrachte die Glückwünsche der Stadt und einen Frühlingsblumenstrauß, auch die Kinder sowie sieben Enkel und drei Urenkel.

DK