Maikundgebung in Neuburg
Missstände im Ameos-Klinikum: Angestellte wiesen am Tag der Arbeit auf ihre schwierige Situation hin

02.05.2024 | Stand 02.05.2024, 17:20 Uhr
Petra Benesch

Protest am Schrannenplatz: Angestellte der Ameos-Klinik nutzten die Maikundgebung, um auf die schwierige Lage in ihrer Einrichtung hinzuweisen. Foto: Benesch

Es wurde Tacheles geredet auf der Kundgebung der Gewerkschaften am 1. Mai auf dem Neuburger Schrannenplatz. Dazu beigetragen haben Beschäftigte des Ameos-Klinikums, die die Veranstaltung nutzten, um auf die schwierige Lage in ihrer Einrichtung hinzuweisen.

„Profit nicht um jeden Preis“, hieß es auf hochgehaltenen Plakaten, oder auch „Wir gehören zusammen – keine Zerstückelung des Krankenhauses“. Themen, die Hauptrednerin Katharina Heymann, Vorsitzende der DGB-Jugend Bayern und Landesjugendsekretärin bei Verdi Bayern, in ihrem Vortrag direkt ansprach. Verdi habe schon bei der Übernahme davor gewarnt, dass es unter der Ameos-Gruppe zu einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und zu Ausgliederungen kommen würde. Genau dieser Fall sei nun eingetreten.

Kritik an geplanten Auslagerungen bei Ameos

„Ameos plant, zum 1. Juli wichtige Bereiche des Klinikbetriebs auszulagern“, prangert Heymann an und wundert sich: „Irritiert habe ich in der Zeitung gelesen, dass der Stadtrat und besonders Sie, Herr Gmehling, sich als Lobbyisten für das Krankenhaus und Ameos verstehen. Sind Sie nicht die gewählten Vertreter der Beschäftigten, die hier vor Ort den Laden am Laufen halten? Sollten Sie nicht viel eher für diese Personen und ihre Arbeitsbedingungen Lobbyarbeit machen?“

Ameos sei ihrer Meinung nach ein Konzern, der Beschäftigte in allererster Linie als Kostenfaktor sehe und nicht als Menschen. Der aus der Gesundheitsversorgung möglichst großen Profit schlagen wolle. Bezogen auf Ameos zeigt Oberbürgermeister Bernhard Gmehling in seiner Ansprache die Wurzel des Übels auf: „Das Problem ist doch die Finanzierung der laufenden Krankenhauskosten. Es ist Tatsache, dass praktisch alle kleinen und mittleren Häuser massiv draufzahlen.“ Das sei auf Dauer volkswirtschaftlich nicht auszuhalten, sagt er und nennt als Beispiel die jährlich acht Millionen Euro Defizit des Kreiskrankenhauses Schrobenhausen.

OB Gmehling: Arbeitnehmer und Arbeitgeber als Partner

Vor allem die Bundesregierung solle endlich die laufenden Finanzierungen der Krankenhäuser auf gesunde Füße stellen. „An die Lauterbach’sche Reform glaube ich dabei nicht. Er will, dass die kleinen Häuser schließen und das ist etwas, das mir zutiefst widerstrebt“, so Gmehling. Wenn das passiere, gäbe es nicht nur eine schlechtere Gesundheitsversorgung in der Region, sondern auch „sehr viel weniger Arbeitsplätze bei uns auf dem Land“. Auf die Frage, wie er zu tarifgebundenen Betrieben stehe, antwortet der OB, Arbeitnehmer und Arbeitgeber seien Partner, keine Gegner. Er sei dafür, dass Tarifgebundenheit wichtiger Bestandteil der Arbeitswelt bleibe.

5,7 Millionen Mitglieder zählte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Ende 2023 und repräsentiert damit eine breite Palette von Branchen und Berufsgruppen. Auf dem Werbeplakat für die jährliche Veranstaltung stand diesmal „Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit“. Hierzu gibt Gmehling ein klares Statement ab – auch wenn er befürchtet, dabei ausgepfiffen zu werden. Seiner Meinung nach sei aufgrund der Demografie eine Finanzierung einer gerechten Rente durch weniger Arbeit und mehr Lohn nicht erreichbar. „Wir werden alle länger arbeiten müssen, um Rentner finanzieren zu können.“ Die Buhrufe bleiben aus.

Zu alledem gibt es noch den Fachkräftemangel, auf den Peter von der Grün, Landrat von Neuburg-Schrobenhausen, bei seinem Vortrag hinweist. Wer gute Bewerbungen haben wolle, müsse sich auch als attraktiver Arbeitgeber erweisen. Gute Bezahlung für gute Arbeit, das sei für ihn der Kernsatz. Natürlich auch tarifgebunden. Gerechtigkeit am Arbeitsplatz und Gleichberechtigung seien für ihn Garant für sozialen Frieden. „Als ehemaliger Fachanwalt für Arbeitsrecht sind mir alle Facetten bekannt im Spannungsfeld der betrieblichen Erfordernisse einerseits, aber auch der Arbeitnehmerschutzrechte auf der anderen Seite“, sagt von der Grün und würdigt in diesem Zusammenhang die Wegbereiter des modernen Arbeitsrechts.

Premiere für Katharina Heymann

Katharina Heymann sprach zum ersten Mal auf einer Maikundgebung und schaffte es auf unterhaltsame Art und Weise, ihre vielen Botschaften an die Menschen zu bringen. Die Veranstaltung war gut besucht und wurde von Pichi mit der Gitarre musikalisch umrahmt. Für das leibliche Wohl sorgte das nahe gelegene Gasthaus Pfafflinger. Bei bestem Wetter konnten auch die erstmals dargebotenen Infostände einzelner Gewerkschaften ihre Informationen und Werbemittel verteilen.

DK