Hilfe für Helfer
Moderne Technik: Studentin aus Ehekirchen entwickelt spezielles Hilfsmittel für Feuerwehr

08.04.2024 | Stand 08.04.2024, 16:50 Uhr
Fritz Endres

Mit Atemschutzmasken ausgerüstet galt es für die Einsatzkräfte aus Ehekirchen bei der Übung eine vermisste Person in einem verrauchten Klassenzimmer zu finden. Fotos: Endres

Moderne Technologien können die Effizienz und die Sicherheit von Rettungseinsätzen der Feuerwehr extrem verbessern. Das wurde vor kurzem bei einer Übung in Schrobenhausen deutlich.Entwickelt hat das neue Hilfsmittel in diesem Fall eine Studentin aus Ehekirchen.



Alicia Jahn aus Ehekirchen (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen), eine 25-jährige Masterstudentin der Technischen Hochschule Augsburg im finalen dritten Semester Energieeffizientes Design, brachte ihre Expertise in die Planung und Durchführung der Übung ein. Die Studentin ist die Tochter der Vorsitzenden Diana Gauß-Amann des erst vor kurzem gegründeten Förderverein Maria Ward Schule Schrobenhausen (wir berichteten). Jahn hat die Schule in Schrobenhausen vor Jahren besucht.

Dreidimensionales Gebäudemodell

Während ihrer Teilnahme an einer Dekontaminationsübung ihrer Feuerwehr Ehekirchen war Jahn aufgefallen, dass wichtige Informationen wie zu Gefahrenstoffen, Laufkarten und Feuerwehrpläne nicht aktuell in ausgedruckter Form vorlagen. Bereits in ihrer Bachelorarbeit beschäftigte sie sich mit dem Thema Building Information Modelling (BIM) und erkannte die Bedeutung eines dreidimensionalen Gebäudemodells mit Informationen für den abwehrenden Brandschutz. „In enger Zusammenarbeit mit den Kommandanten der Feuerwehr Schrobenhausen, Sebastian Landshammer und Ralf Schlingmann, sowie dem Kreisbrandrat Stefan Kreitmeier und Kreisbrandmeister Max Mayer wurde die Übung geplant und organisiert“, erklärt die Studentin ihr Vorhaben.

Martin Bauer Professor an der Fakultät Architektur und Bauwesen an der TH Augsburg war bei der Übung mit dabei. Er betreut die Masterarbeit von Alicia Jahn. Das Szenario der Übung sah vor, dass die Feuerwehrleute aus Ehekirchen im ersten Durchlauf mit dem entwickelten Tool, den Einsatzort nicht kannten, was die Herausforderungen des Einsatzes erhöhte. Dank des von Alicia Jahn entwickelten interaktiven Whiteboards auf Tablets konnten alle relevanten Informationen in Echtzeit abgerufen werden. Zusätzlich wurden Sensoren simuliert, um eine präzise Ortung von Personen vorzutäuschen und die Evakuierung zu beschleunigen.

Die Wirksamkeit des Tools wurde deutlich, als die Feuerwehr Ehekirchen im ersten Durchlauf zwei vermisste Personen innerhalb von zwölf Minuten erfolgreich rettete, während die Feuerwehr Schrobenhausen ohne das Tool achtzehn Minuten benötigte. Dabei wurde die Feuerwehr Schrobenhausen aufgrund ihres Heimvorteils ohne das Tool losgeschickt, zeigte jedoch auch ohne Digitalisierung Schnelligkeit und Effizienz. Dies unterstreicht den Mehrwert, den cloudbasierte Technologien im Bereich des abwehrenden Brandschutzes bieten können.

Gute Zusammenarbeit zwischen den Einheiten

„Die Übung war auch ein herausragendes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Feuerwehreinheiten. Die Feuerwehr Schrobenhausen, vertreten durch den zweiten Kommandant Sebastian Landshammer trug maßgeblich zum Erfolg der Übung bei. Ebenso spielte Kreisbrandmeister Max Mayer eine entscheidende Rolle, indem er die Koordination zwischen den Einheiten sicherstellte und kontinuierliche Unterstützung bot“, war Alicia Jahn von der Übung sehr angetan. „Besonders hervorzuheben ist auch Frank Puschner, der Schulleiter der Maria-Ward-Realschule, der sofort Feuer und Flamme für das Thema war und mich als ehemalige Schülerin sofort unterstützte, indem er den Standort der Schule für die Übung zur Verfügung stellte“, berichtet die Studentin.

Insgesamt war die Einsatzübung nicht nur ein Erfolg für die Masterthesis. Wie sich sich die BIM-Methode effektiv in das abwehrende Brandschutzverfahren integrieren lässt und welchen zusätzlichen Nutzen sie bietet wurde hinterher von den Feuerwehrmännern diskutiert. Wichtig war der engagierten Studentin auch der Austausch von Erfahrungen und die Weiterentwicklung der Einsatztechniken. „Durch die Integration moderner Technologien wie BIM wird die Feuerwehr in Zukunft noch besser auf die Herausforderungen im abwehrenden Brandschutz vorbereitet sein“, so ihr Fazit. Während der gesamten Übung der beiden Feuerwehren aus Ehekirchen und Schrobenhausen war die Zufahrtsstraße zur Schule gesperrt.

SZ