Königsmoos
Königsmoos für Landschaftspflegeverband

Nach Vortrag und Diskussion fällt die Entscheidung im Gemeinderat deutlich mit 11:4 Stimmen pro Beitritt

21.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:03 Uhr

Diese schöne Aussicht bietet sich den Gemeinderäten aus dem Sitzungssaal des Königsmooser Rathauses. Um fachliche Unterstützung bei der Pflege der gemeindlichen Flächen zu ermöglichen, wurde dem Beitritt zum geplanten LPV zugestimmt. Fotos: Budke

Von Heidrun Budke

Königsmoos – Hatten sich die Königsmooser Gemeinderäte samt Bürgermeister Heinrich Seißler bisher eher skeptisch zu einem Beitritt zu einem noch zu gründenden Landschaftspflegeverband (LPV) geäußert, ist es in der Gemeinderatssitzung am Montagabend zu einem mehrheitlichen Umdenken gekommen. Elf Räte stimmten für das Vorhaben.

Zunächst hatte Bürgermeister Heinrich Seißler (FW) die Sitzung mit einer ungewohnten Anrede eröffnet: „Liebe Kollegin, liebe Kollegen“, begrüßte er die Gemeinderatsmitglieder, denn mit Marianne Mischok-Seißler (FW) gehört erstmals seit zwei Jahren wieder eine Frau zum Gremium. Nachdem Seißler die Vereidigung vom Mischok-Seißler vorgenommen hatte, sie ihren Amtseid gesprochen und den Applaus der Kollegen entgegengenommen hatte, nahm die 33-Jährige in der Runde Platz.

Dann ging es schon ums Hauptthema der Sitzung, den Beitritt zum geplanten Landschaftspflegeverband: „Wir sind noch relativ kritisch“, schickte Seißler dem Vortrag des Hollenbacher Bürgermeisters Xaver Ziegler voraus. Tatsächlich hatten sich die Gemeinderäte in der Sitzung im November letzten Jahres eher skeptisch geäußert und den Nutzen eines LPV für die Gemeinde nicht gesehen.

Ziegler ist Vorsitzender des Aichach-Friedberger LPV, der 300 Hektar Fläche betreut, „Tendenz steigend", wie er erklärte. Drei Vollzeit-Mitarbeiter, die Biologie und Landschaftsbau studiert haben, sowie eine Teilzeit-Bürokraft sind bei dem Verband beschäftigt. Dann führte Ziegler eine ganze Liste positiver Aspekte an: kostenlose Beratung auf hohem fachlichen Niveau „neutral und vernünftig“ und Mitarbeiter, die für jede Thematik gerüstet seien. Die Ausführung könne durch heimische Landwirte erfolgen. Das Bauhofpersonal werde geschult, auch Öffentlichkeitsarbeit gehöre zum Leistungskatalog. Zudem könne der Verband auf zahlreiche Fördertöpfe zugreifen, die für Kommunen nicht zur Verfügung stehen. Die Befürchtung, dass ein LPV der verlängerte Arm der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) sei, zerstreute er: „Von dem Gedanken müsst ihr euch lösen, denn der LPV ist euer Dienstleister.“ Hinsichtlich der Kosten äußerte er sich ebenfalls eindeutig: „Man gibt als Gemeinde für sinnlosere Sachen mehr Geld aus.“

Seißler nannte als Zahl die bekannten 65 Cent pro Einwohner, was für die Gemeinde Königsmoos maximal 3500 Euro ausmachen würde. Auf die Frage von Erhard Berger (SPD), wie viele Flächen durch die Gemeinde gepflegt werden müssen, skizzierte Seißler die aktuelle Situation: „Es sind 15 Flächen, die wir ökologisch pflegen müssen oder müssten“ und deutete er damit an, dass die Qualität der Pflege derzeit nicht durchgängig gegeben ist. Ein großer Teil laufe über Beweidung. „Das ist nicht so optimal und die anderen Flächen sind auch nicht ideal.“ Bei den Bauplänen habe man sich verpflichtet, die Ausgleichsflächen ökologisch korrekt zu pflegen, „aber wir können das eigentlich nicht.“ Bezüglich des Zustandes einiger Flächen sei er „erschrocken“. Zum Ende der Diskussion wurde Seißler konkret: „2012 und heute Vormittag war die UNB da. Deshalb habe ich heute alle Flächen angeschaut und deshalb bin ich am Umdenken“, erklärte er, warum er sich in der anschließenden Abstimmung für einen Betritt zum LPV aussprach. Im Gemeinderat kristallisierten sich drei Meinungsbilder heraus: Man schaffe nur einen weiteren Verwaltungsapparat, war die Befürchtung von Jürgen Bolleininger (BGK): „Der LPV arbeitet ja nichts, sondern sagt uns nur, was wo gemacht werden muss.“ Demgegenüber sah Stefan Fäustlin (FW) vor allem den ökologischen Nutzen: „Das ist ein wichtiges Thema in unserer Gesellschaft und wir müssen als Gemeinde Vorbild sein.“ Außerdem bringe die Zusammensetzung des LPV-Vorstands Kommune, Landwirte und UNB an einen Tisch: „Das ist ein wichtiger Effekt, dass man sich austauscht und Verständnis schafft.“ Ganz pragmatisch ging Josef Kraus (FW) an das Thema heran: „Wir reden jetzt ewig über 3500 Euro im Jahr, mal ehrlich.“ Über Ausgaben für einen Bulldog oder ähnliche Anschaffungen, deren Kosten die 100000 Euro weit überstiegen, habe man „keine fünf Minuten“ diskutiert. Letztlich fanden die Positionen von Seißler, Fäustlin und Kraus die größere Zustimmung. Mit elf zu vier Stimmen stimmten der Gemeinderat für einen Beitritt.

DK