Karlshuld
Karlshuld will beim Kiesabbau mitreden

Gemeinderat stimmt geschlossen für Teilflächennutzungsplan

17.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:15 Uhr

Geht es nach dem sachlichen Teilflächennutzungsplan der Gemeinde, dann wird sich an dieser Szenerie erst mal nichts ändern und Kochheim wird nicht durch einen weiteren Kiesweiher von Karlshuld abgeschnitten. Foto: Haßfurter, DK-Archiv

Von Sebastian Hofmann

Karlshuld – Kontrolle gewinnen statt nur verhindern: Der Karlshulder Gemeinderat hat in seiner Sitzung am Montagabend geschlossen für einen sachlichen Teilflächennutzungsplan zum Kiesabbau im Gemeindegebiet gestimmt. Damit hofft die Kommune, eine Hand ans Steuer zu bekommen, wenn es um die zukünftige Entwicklung auf diesem Wirtschaftssektor geht.

Ausschlaggebend dafür, dass Karlshuld dahingehend aktiv geworden ist, war die Fortschreibung des Regionalplanes, die von zahlreichen Gemeinden im Kreis und darüber hinaus kritisiert worden war. „Wir waren damit auch nicht einverstanden“, erklärte Karlshulds Bürgermeister Michael Lederer (FW). Er zeigte sich dankbar, dass sein Parteikollege Roland Weigert, seines Zeichens auch Staatssekretär, das Thema mit nach München genommen habe und schließlich mit dem Lösungsansatz der Erstellung eines sachlichen Teilflächennutzungsplan im Rathaus vorstellig geworden sei. „Ich kannte dieses Instrument bis dahin noch nicht“, so Lederer.

Die Gemeinde beauftragte schließlich das Büro TB Markert, das sich auf Städteplanung und Landschaftsarchitektur spezialisiert hat, mit der Ausarbeitung eines solchen Planes. Diesen stellte Rainer Brahm nun am Montag in der jüngsten Sitzung vor. Lederer erklärte zuvor, dass es sich bei einem sachlichen Teilflächennutzungsplan um eine Möglichkeit handelt, „proaktiv“ zu gestalten. „Es darf keine Verhinderungspolitik sein, das wollen wir ja auch gar nicht“, so Lederer. Vielmehr betonte das Gemeindeoberhaupt, dass man den bereits ansässigen Kiesabbaubetrieben die Chancen geben möchte, sich für die Zukunft zu entwickeln.

Fachmann Brahm erläuterte dem Gremium schließlich, welche Faktoren zu gewichten waren, um Areale, in denen auch in Zukunft Kies abgebaut werden kann, festzulegen. „Wir versuchen, die Flächen herauszufinden, die am wenigsten Konflikte erzeugen“, sagte der Landschaftsarchitekt. Da Kiesabbau vergleichsweise leise sei, könne dieser auch relativ nah an Wohnbebauung stattfinden, wie das bei Kochheim und Neuschwetzingen jetzt schon der Fall ist.

Logischweise flogen bei der Planung zuerst alle Flächen heraus, auf denen der Rohstoff bereits jetzt aus dem Boden geholt wird. Tabu waren zudem alle Flächen, auf den die Moormächtigkeit des Donaumooses nachweislich noch sehr groß ist und die deshalb dem Umweltschutz dienen. Zu beachten waren zudem festgelegte Überschwemmungsgebiete der Ach, Flora-Fauna-Habitate und Wiesenbrütergebiete. Kiesabbau ist zudem nicht in bereits festgelegten Entwicklungsgebieten, die für die Gemeinde wichtig sind, möglich. Brahm verwies dabei auf potenzielle Baugebiete an der Ingolstädter und der Augsburger Straße sowie Erweiterungsflächen für das Gewerbegebiet im Nordwesten. Letztlich kam der Planer so auf Flächen im westlichen Gemeindegebiet, nahe den bestehenden Standorten an der Ach und eine Fläche im Südosten, ebenfalls direkt neben den aktuellen Abbaugebieten am Unteren Kanal. Manche nun ausgewiesenen Zonen würden sogar den Vorteil mit sich bringen, dass sie dem Hochwasserschutz dienen, weil diese aktuell noch höhere liegen als das festgelegte Überschwemmungsgebiet. Ein weiterer Vorteil: Kochheim würde nicht von Karlshuld abgeschnitten, wie es durch den Regionalplan zu befürchten ist.

Wird der Plan umgesetzt, dann werden Naturschutzgebiete, etwa für Wiesenbrüter, verlegt. Fallen landwirtschaftliche Flächen dadurch aus der Nutzung, müssen die Kiesabbaubetriebe den Landwirten entsprechende Ausgleichsgelder zahlen.

„Ich glaube, mit diesem Teilflächennutzungsplan können wir ruhigen Gewissens ins Rennen gehen“, sagte Bürgermeister Lederer. Der Abbau auf den sechs insgesamt 94 Hektar großen Flächen – genau diese Zahl war auch aus dem Regionalplan hervorgegangen – sei über Jahre wenn nicht gar Jahrzehnte möglich. Weigert nannte den Flächennutzungsplan einen „großen Wurf“.

DK