Berg im Gau
In der Schule soll gelacht werden

Für Rektor Josef Voigt ist das Lehramt ein Herzensberuf – In ein paar Wochen geht er in den Ruhestand

08.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:30 Uhr

Bis zum Schuljahresende ist Josef Voigt noch in seinem Büro in Berg im Gau anzutreffen. Foto: Röder

Von Julia Röder

Berg im Gau – Josef Voigt ist so ein Lehrer, von dem man selbst gern in der Grundschule unterrichtet worden wäre. 20 Jahre hat er an der Grundschule Berg im Gau gearbeitet, 15 davon war er Rektor des Schulverbands Berg im Gau, Brunnen, Langenmosen. Nun geht Voigt zum Schuljahresende in den Ruhestand. Mit seinen 66 Jahren, sagt Voigt, lange es dann auch irgendwann. Sein Nachfolger im Amt des Rektors wird Matthias Brendel, bis jetzt Konrektor.

„Ich bin ein Spätberufener“, erzählt Voigt und hat damit durchaus recht. Denn nach dem Abitur hat er erst einmal Jura studiert, „weil mir jeder vom Lehramt abgeraten hat“. Damals sei die Arbeitslosigkeit unter den Absolventen hoch gewesen. Und so hat er sechs Jahre als Anwalt gearbeitet. „Den Beruf habe ich aber nie mit großer Überzeugung ausgeübt“, sagt er. Das Lehramtsstudium hat er dann in Eichstätt neben seiner anwaltlichen Tätigkeit nachgeholt. Die Kanzlei-Kollegen nahmen ihn nicht so recht ernst, als er sein Referendariat für den Lehrberuf absolvierte. Vier Jahre stand sein Name noch auf dem Schild der Kanzlei, nur mit einem Band überklebt. „Nein, ich komme wirklich nicht wieder, ihr könnt’s das Schild abschrauben“, hat Voigt den Anwaltskollegen auf ihre Nachfragen geantwortet. Für ihn selbst war das wenig überraschend. „Ich wusste sofort, der Lehrerberuf ist genau mein Ding.“

Das Recht hat ihn dennoch nicht ganz verlassen. Im Lehrerverband hat er sich in der Rechtsabteilung engagiert. Den Kreisvorsitz gibt er nun ab an seinen Kollegen Bernd Hälbig, Rektor der Grund- und Mittelschule Aresing.

„Mir ist eine fröhliche und freundliche Lernatmosphäre wichtig“, sagt Josef Voigt, in der Schule solle gelacht werden. Das gelte auch für das Miteinander zwischen den Kollegen, aber auch zwischen den Eltern und den Kindern.

„Die letzten beiden Jahre waren zum Abgewöhnen“, erzählt der Pädagoge, insbesondere in der Position des Schulleiters. Eine Schule sei schließlich wie ein Ruderboot und kein Dampfer. Es sei schwierig gewesen, all die Corona-Vorgaben des Ministeriums zeitnah umzusetzen. Insbesondere, wenn diese am Freitagnachmittag eingetroffen seien, aber schon am Montag gelten sollten. Die Digitalisierung in dem Bereich sieht Voigt durchaus kritisch. „Ein Online-Meeting kann keinen normalen Unterricht ersetzen, da fehlt doch der persönliche Kontakt.“ Denn die Kinder hätten sich in all den Jahren nicht groß verändert, noch immer sei die Herzensbildung Aufgabe eines Lehrers.

Voigt sieht nach zwei Jahren Corona durchaus Defizite in der emotionalen und sozialen Entwicklung der Grundschüler. „Die Kinder müssen jetzt erst mal wieder in einer größeren Gruppe zurechtkommen.“ Gerade der Distanzunterricht habe eher die Vereinzelung gefördert. In der Schule gehe es aber auch um das Miteinander in einer Gemeinschaft.

Josef Voigt freut sich nun auf die Zeit mit seinen beiden Enkelkindern im Alter von drei Jahren und sieben Monaten. „Das macht unglaublich viel Freude, Zeit mit den beiden zu verbringen“, erzählt er. Ein bisschen reisen will er auch , gemeinsam mit seiner Frau. Und weiter Rennradfahren. Das, sagt er, halte ihn fit. Schließlich sei er all die Jahre immer mit dem Radl unterwegs gewesen, wenn das Wetter gepasst habe. 5000 bis 6000 Kilometer seien das pro Jahr gewesen. Allerdings nicht zum Termin mit der Reporterin, denn es sei ja sein 66. Geburtstag und er habe schließlich den Geburtstagskuchen an allen drei Standorten verteilen müssen.

Sein Examen hat Voigt einst in Karlshuld gemacht und verbrachte dann sechs Jahre in Karlskron. „Und als Springer war ich auch schon unterwegs, so bin ich an die Schule in Langenmosen gekommen“, berichtet der Schulleiter. Der damalige Rektor wollte ihn unbedingt als Konrektor. Erst habe er abgewunken, ihm fehlten ja die nötigen Berufsjahre an Erfahrung. „Aber fast jeden Tag kam der wieder damit an“, sagt Voigt und muss ein wenig lachen. Und so sei er eben Konrektor geworden: „Es ist toll, wenn man Schule gestalten kann.“

Mit den drei Bürgermeistern der Schulverbandsgemeinden hat Voigt immer gerne zusammengearbeitet. Und auch die drei Schulstandorte sieht Voigt nicht infrage gestellt. „Die Schülerzahlen sind dauerhaft gesichert“, betont er.

Was ihn stört, sind die Rahmenbedingen, unter denen Grund- und Mittelschullehrer arbeiten müssen. „Da liegt vieles im Argen“, ist er überzeugt. Vieles davon hat er während seiner Arbeit für den Lehrerverband mitbekommen. Man brauche sich nicht wundern, dass so wenige sich für diesen Beruf entscheiden. Dabei sind sie gefragt wie nie. „Mit der Babyboomer-Generation gehen ja gerade sehr viele in Pension, aber viele der Planstellen an Grund- und Mittelschulen können nicht nachbesetzt werden.“ Dabei sei das ein Herzensberuf, der mehr Wertschätzung verdient habe.

SZ