Aresing
Von Kassel über China nach Aresing

<DK-XY_trifft>SZ TRIFFT</DK-XY_trifft> Angelika Wesener, die gern experimentiert und Neues lernt<?ZP?>

08.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:30 Uhr

Angelika Wesener stellt derzeit in Ingolstadt im „das Mo“ unter dem Titel „Cross-over“ aus. Fotos: Budke

Von Heidrun Budke

Aresing – Obwohl sie schon seit 30 Jahren in Aresing lebt, ist Angelika Wesener erst seit fünf Jahren Mitglied im Kunstverein Schrobenhausen. Das ist ein bisschen überraschend, weil sie sich seit ihrer Zeit in China selbst künstlerisch betätigt. Inzwischen hat sie zweimal in der Galerie des Vereins ausgestellt, aktuell wurde eine weitere Ausstellung in Ingolstadt eröffnet. Was die Arbeit von Wesener so spannend macht, ist, dass sich die Künstlerin nicht auf eine Richtung festlegt, sondern gern Neues probiert.

Als Hintergrund wählt sie gerne Straßenszenen

In ihrem Haus in Aresing stehen Bilder bereit, die sie für eine Ausstellung in Ingolstadt ausgewählt hat: „Weil ich so unterschiedliche Sachen mache, habe ich als Titel einfach ‚Cross-over‘ gewählt“, sagt sie und beschreibt damit ziemlich genau ihre gesamte künstlerische Tätigkeit. Für diese Bilder ließ sie sich von der Street Art inspirieren. Auf unterschiedliche Formate hat sie als Hintergrund Straßenszenen auf die Leinwand gemalt: Hausfassaden in mehr oder weniger gutem Zustand, die zum Teil mit Graffitis verziert sind. Wesener ergänzt und belebt diese Stillleben mit kleinen, schwarzen Tieren, die an den berühmten Sprayer Banksy erinnern. Mal ist es eine Maus, dann ein Hund, der sein Bein hebt oder eine Katze. Die Motive hat sie als Schablone ausgeschnitten und auf die Straßenszenerie aufgesprüht.

Das ist etwas, das sie des Öfteren macht: Techniken und Stile mischen. „Das ist ganz spannend. Man lässt sich gleiten und schaut, was dabei herauskommt.“ Ein anschauliches Beispiel dafür war kürzlich in der Galerie des Kunstvereins in Schrobenhausen zu sehen: „Hin und Her“ hieß die Ausstellung, bei der sie Werke zeigte, die gemeinsam mit ihrer Freundin Doris Schuhbauer entstanden sind. Man sieht Wesener jetzt noch an, wie viel Spaß sie selbst daran hatte: „Das war toll, ja, und spannend, was durch die gemeinsame Arbeit entstanden ist und wie unsere Ideen sich immer weiterentwickelt haben.“ Was sie bei der Vernissage besonders gefreut hat: „Es waren so viele junge Leute dort.“ Kunst ist für sie ein „Ausdruck der Lebensfreude“.

Im Schrobenhausener Kunstverein ist sie erst seit ungefähr fünf Jahren Mitglied, obwohl die gebürtige Kasslerin schon seit 30 Jahren in Aresing wohnt. Als sie hierher zog, arbeitete sie in München. Durch den Flughafen wurden die Wohnungen „schlagartig teuer“. Also erweiterten sie und ihr damaliger Mann den Suchradius bis nach Aresing. „Das war lustig“, erzählt Wesener: „Als ich in der Alten Pinakothek durch die Hallen lief, hing da ein Bild, das hieß ‚Altes Bauernhaus in Aresing‘. Vorher hatte ich nie etwas von dem Ort gehört.“ Das war ein Werk von Franz von Lenbach.

Flexibel und spontan, im Leben und der Kunst

Die Kunst zum Beruf zu machen, das war für sie nie ein Thema, denn sie hatte Spaß an ihrer Tätigkeit in der Logistikbranche, die dafür sorgte, dass sie in der ganzen Welt herumkam. Immer war es im Job wichtig, flexibel und spontan reagieren zu können: „Ja, so bin ich wohl“, meint sie, denn diese Attribute spiegeln sich auch in ihrer Kunst wider.

Dabei hat ihr künstlerischer Weg eigentlich mit viel ausgefeilter Technik begonnen: Zu malen begann sie, als sie für eine Weile in Hongkong lebte. Auf einer Party Mitte der 80er-Jahre lernte sie den Maler Liew Come Tong kennen, der nicht nur Kunstschaffender, sondern auch Dozent an der Hongkong University war. Er motivierte Wesener, dort zu studieren. Bis heute ist sie fasziniert von der besonderen Technik der traditionellen chinesischen Maler: „Sie haben einen ganz dicken Pinsel, der sehr spitz ist. Sie nehmen verschiedene Farben auf einen Pinsel und malen in einem Strich mit drei, vier Farben. Blätter sehen dadurch aus wie in der Natur.“ So entstehen zum Beispiel die zarten Bilder von Vögeln, die Blüten anfliegen. Auch Angelika Wesener hat solche Bilder gemalt, einige davon hängen in ihrem Treppenhaus.

Viel hat sie schon probiert, sogar mit Rost und Kaffee hat sie schon gearbeitet, aber Stillstand gibt es für sie nicht. Im Internet schaut sie sich Techniken an: „Da gibt es alles“, ist sie über die Vielfalt an Anregungen begeistert, oder sie besucht Kurse an der Kunstakademie in Augsburg oder in Gerlingen: „Als nächstes interessieren mich Drucktechniken – da muss ich auch mal mit anfangen“, sagt sie lachend. „Dann kann man alles zusammenbringen: die alten Hintergründe, Rost, Kreide, und wenn man noch etwas darauf druckt, sieht es bestimmt toll aus – so ‚mixed Media‘, wo man alle Techniken zusammenfügt.“

„Cross-over“, Angelika Wesener, in der „Neue Galerie – das Mo“, Ingolstadt, Bergbräustraße 7, täglich geöffnet bis zum 15. September 2022.

SZ