DK-Interview
Mit 26 Jahren: Der Feldkirchener Manuel Reichart wird im Juni zum Priester geweiht

„Ich will möglichst sichtbar sein“

11.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:27 Uhr

Angehender Priester: Der Neuburger Manuel Reichart steht kurz vor seiner Weihe. Foto: Reichart

Herr Reichart, Ihre Diakonenweihe ist jetzt ein Jahr her. Damals haben Sie von einem „großen Geschenk“ gesprochen. Kann die Priesterweihe Ende Juni das noch toppen?

Manuel Reichart: Ich denke, dass die Diakonenweihe wirklich ein großes Geschenk war. Bei der Priesterweihe wird mir nun noch etwas dazugegeben, dadurch kommt der letzte Feinschliff dazu. Ich glaube daher, dass das alles noch toppen kann, weil dieser Schritt meine Aufgabe noch erweitern wird.

Wie hat sich Ihr Leben im vergangenen Jahr verändert?

Reichart: Verändert hat sich, dass ich jetzt Beerdigungen und Taufen abhalten und bei Trauungen dabei sein darf und auch Predigten am Sonntag übernehme. Ansonsten hat sich im Umgang mit anderen Menschen oder in meinem Privatleben aber nur wenig verändert.

Sie sind jetzt 26 Jahre alt, haben davor Ihren Weg seit Ihrem 18. Lebensjahr konsequent beschritten. Fühlen Sie sich bereit für diesen nächsten, großen Schritt?

Reichart: Ich bin sehr früh ins Priesterseminar eingetreten. Aber ich glaube, es würde sich für mich nicht viel ändern, egal ob ich jetzt 26 oder 30 Jahre alt bin. Denn der Entschluss, Priester zu werden, hat mich bis jetzt glücklich gemacht.

Haben Sie trotzdem manchmal Zweifel?

Reichart: Ich glaube, dass Zweifel bei jedem zum Glaubensleben dazugehören. Denn aus einem Zweifel geht man in der Regel gestärkt hervor. Ich glaube außerdem, dass auch eine eheliche Lebensform nicht immer einfach ist.

Sie selbst gehen aber mehr oder weniger eine Partnerschaft mit Ihrem Glauben ein.

Reichart: Ich würde sagen, ich gehe eine Partnerschaft mit Gott ein.

Haben Sie dennoch manchmal Zweifel?

Reichart: Ja, durchaus. Die erste Frage ist dann immer: Was will Gott von mir? Die Antwort darauf suche ich im Gebet. Dazu habe ich eine Familie, die hinter mir steht, und sehr gute Mitbrüder und Freunde, die mich auf meinem Weg begleiten. Zu denen kann ich immer sagen: Wie geht es weiter? Hast du einen Rat für mich?

Welche Rolle spielen dabei gerade die Freunde, die nicht im Kirchendienst sind?

Reichart: Eine sehr wichtige. Denn sie haben manchmal einen ganz anderen Blick auf die ganze Sache.

Gerade seit einigen Jahren steht die katholische Kirche zunehmend in der Kritik. Wie wollen Sie die Menschen von den Werten der Institution Kirche überzeugen?

Reichart: Ich persönlich glaube, dass das nur gelingt, wenn man immer ehrlich und authentisch ist. Wenn man für die Menschen fassbar und auch greifbar ist. Das heißt, dass man einfach Ansprechpartner in allen Lebenslagen und Situationen sein muss. Und dass die Gläubigen, aber auch die Menschen, die eher kirchenfern sind, merken: Der ist doch ganz normal.

Wie können gerade Sie als junger Priester dazu beitragen, die Kirche wieder näher zu den Menschen zu bringen?

Reichart: Ich bin ein Freund davon, möglichst sichtbar in der Gesellschaft zu sein. Das heißt, dass ich gerne in der Ortschaft unterwegs bin, mal zum Stammtisch gehe und in der Schule als Lehrer aktiv bin. Gerade in der Schule wird man oft von Jugendlichen angesprochen, die einen Kontakt suchen. Außerdem gehören für mich die Musikgruppen dazu. Das habe ich auch in meiner Praktikumspfarrei gemacht: in der Musik mitgespielt und am Stammtisch teilgenommen.

Was macht für Sie darüber hinaus einen guten Pfarrer aus?

Reichart: Dass man merkt, dass er mit Gott verbunden ist und dass er ein Vorbild ist. Ein guter Pfarrer muss aber trotzdem mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen und darf nicht über den Dingen schweben.

Sie selbst sind für einen angehenden Pfarrer jung. Ein Vorteil oder ein Nachteil? Oder gar beides?

Reichart: Ich glaube, es ist beides. Im Gegensatz zu meinen Kurskollegen, mit denen ich geweiht werde, fehlt mir die Berufserfahrung. Denn beide hatten vorher einen anderen Beruf. Ich glaube aber, dass ich den Bonus habe, viele Dinge mit einem jugendlichen Leichtsinn anzugehen. Dadurch bin ich vielleicht etwas experimentierfreudiger.

Was wird sich konkret durch Ihre Priesterweihe für Sie ändern?

Reichart: Ändern wird sich, dass ich dann die Messe feiern, die Beichte abnehmen und die Krankensalbung spenden darf. Im Endeffekt wird meine Verantwortung dadurch noch mal erweitert. Dazu kommt nach einer gewissen Zeit als Kaplan außerdem die Befähigung, eine eigene Pfarrei zu leiten.

Wie wird die Weihe genau ablaufen?

Reichart: Die Weihe findet am Sonntag, 26. Juni, um 14.30 Uhr im Augsburger Dom statt. Vom Ablauf her wird sie der Diakonenweihe ähneln. Man wird dem Bischof vorgestellt, dann folgt die Messfeier. Nach der Predigt kommt die Anrufung des Heiligen Geistes und wir legen uns auf den Boden – als Zeichen der Ehrfurcht vor Gott. Danach folgt die Handauflegung in Stille. Das Besondere dabei ist, dass nach dem Bischof alle anwesenden Priester die Hände auflegen als Zeichen der Aufnahme in den Priesterstand. Danach bekommen wir die Messgewänder angelegt und auch Kelch und Hostienschale überreicht.

Corona wird diesmal wohl weniger eine Rolle spielen als vor einem Jahr.

Reichart: Jetzt dürfen tatsächlich wieder alle kommen. Ich glaube, die Pfarreiengemeinschaft Neuburg plant auch, mit einem Bus nach Augsburg zu fahren.

Wie läuft danach die Primiz in Neuburg ab?

Reichart: Die Primiz findet am 3. Juli statt, also eine Woche darauf. Mir ist wichtig, dass es kein Fest wird, bei dem es um mich geht, sondern dass wir als Gemeinde in Neuburg Gottesdienst feiern. Den werde zwar ich leiten, mir geht es aber darum, dass wir als Gemeinschaft um Christus versammelt feiern. Um 9.30 Uhr ist der Kirchenzug von St. Peter zur Hofkirche. Um 10 Uhr ist die Messe im Freien geplant, mit Stadtkapelle und Chor. Dazu kommt als Prediger Pfarrer Reinfried Rimmel aus Horgau, der mich in den vergangenen Jahren begleitet hat. Danach ist ein Primizmahl mit geladenen Gästen und Interessierten geplant.

Dabei droht natürlich ein gewisser Trubel um Ihre Person. Macht Sie das nicht nervös?

Reichart: Ich würde sagen, das ist einerseits Vorfreude, andererseits ist es aber ganz normal an so einem Tag, dass sich die Menschen wegen mir auf den Weg machen. Das würde aber nicht gehen, wenn da nicht Christus wäre, der mich in den Dienst nimmt.

Wie geht es danach für Sie weiter?

Reichart: Danach habe ich erst mal bis Ende Juli Urlaub. Da werde ich aber in der ganzen Diözese unterwegs sein, um sogenannte Nachprimizien abzuhalten. Im August übernehme ich außerdem die Urlaubsvertretung in Peißenberg und auch in Neuburg, jeweils zwei Wochen. Ab 1. September werde ich dann Kaplan, die genaue Stelle ist aber noch nicht bekannt.

DK

Das Gespräch führte Stefan Janda



ZUR PERSON

Manuel Reichart (26) kommt aus dem Neuburger Stadtteil Feldkirchen. Der junge Mann trat nach dem Abitur am Gabrieli-Gymnasium in Eichstätt ins Augsburger Priesterseminar ein. In der Folge studierte er in Augsburg und in Rom Theologie. 2020 ist der begeisterte Trompeter als Pastoralpraktikant in der Pfarreiengemeinschaft Peißenberg/Forst beim oberbayerischen Weilheim eingesetzt. Vor einem Jahr empfing Reichart die Weihe zum Diakon, Ende Juni folgt die Priesterweihe.

DK