Neuburg
Gemütliche Runde im Grünen

Viele Besucher beim Waldfest am Naturfreundehaus

08.08.2022 | Stand 22.09.2023, 7:04 Uhr
Josef Heumann

Prosten sich zu auf ein gelungenes Waldfest: Naturfreunde-Vorsitzender Herbert Schatzmann (links) und „Feldkirchen-Papst“ Reinhard Reißner. Fotos: Heumann

Von Josef Heumann

Neuburg – Bestes Wetter, beste Stimmung, beste Verpflegung: Endlich gab es wieder ein Waldfest bei den Naturfreunden. Und Hunderte von Besuchern ließen sich den Tag über die rar gewordene Gelegenheit nicht entgehen und genossen über Mittag ein saftiges Nackensteak und am Nachmittag die sagenhaft guten Kuchen, für die das Naturfreundehaus schon bekannt ist.

Es war endlich wieder ein kräftiges Lebenszeichen des Vereins, dem die fortschreitende Überalterung doch recht zusetzt. Die Zeiten, in denen der Sonntags-Ausflug der Familie noch in den Sehensander Forst führte, sind längst vorbei. Die Mobilität kennt andere Ziele, und auf der anderen Seite ist auf den Vereinsbus der Naturfreunde, den es lange gab, um mal ein bisschen rauszukommen, heute auch niemand mehr angewiesen.

Damit waren den Naturfreunden gleich zwei wichtige Äste ziemlich zeitgleich weggebrochen. Zwar stehen gemeinsame Ausflüge auch heute noch jeden Monat auf dem Programm, doch es ist mittlerweile ein kleines Häufchen geworden, das sich dafür interessiert. In der Jugendarbeit, klagt Vorsitzender Herbert Schatzmann arg, gehe in Neuburg schon gar nichts mehr zusammen: Viele Angebote, wie sie Bundes- und Landesverband vorsähen, bleiben ungenutzt.

Nach auch wirtschaftlich bewegten Zeiten gelang es Schatzmann als rührigem Geschäftsmann, den Verein jetzt wieder auf finanziell vernünftige Basis zu stellen. Doch es ist auf Dauer schier zu wenig, wenn das Naturfreundehaus wegen des massiven Mangels an Aktiven gerade mal noch einen Tag im Monat aufmachen kann. Mehr sei mit der derzeitigen Mannschaft einfach nicht zu stemmen, so Schatzmann. Dazu kämen tageweise Vermietungen für Gesellschaften und Familienfeste. 50 Gäste finden innen und nochmal so viele auf der überdachten Terrasse in idyllischster Umgebung Platz und die große, baumbestandene Freifläche gewährt Biergarten-Atmosphäre. Spätestens nach dem Ausfall des Gasthauses Saliters wäre das Naturfreundehaus eines der urgemütlichsten Fleckchen weit und breit, fußläufig noch erreichbar, mit dem Radl sowieso und sogar mit dem Auto anfahrbar.

Doch wie kommt ein solches Haus überhaupt mitten in die Natur? Dieses besondere Vereins-Domizil ist aus einem ehemaligen Bahnwärterhäuschen hervorgegangen. 1968 konnte es der Verein erwerben, seitdem hat er es kräftig ausgebaut, bis letztlich eine urgemütliche, bodenständige Stuben entstand. Die Aktivitäten des Vereins konzentrieren sich jetzt vor allem darauf, das Idyll erhalten zu können.

An sich sind die immerhin rund 65000 Naturfreunde in der Bundesrepublik durchaus breiter aufgestellt. Aktives Naturerleben verfolgt dabei sogar einen gesellschaftlichen Anspruch. Als Gründung von Wiener Sozialisten Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Naturfreunde lange Zeit eine gewisse Nähe zur Sozialdemokratie und Gewerkschaft. Solcher Geist ist beim Neuburger Ableger und seinen rund 60 Mitgliedern längst verflogen. Im Auftritt der Bundesorganisation ist auch heute noch zu lesen, dass sich die Naturfreunde „als Umwelt-, Kultur- und Freizeitorganisation den Idealen des demokratischen Sozialismus verpflichtet“ wissen. Das mag schon sein – aber wichtiger in Neuburg ist, dass die Kuchen beim Waldfest gut schmecken.

DK