Neuburg
Gemeinsam statt einsam

Hospizverein Neuburg-Schrobenhausen bietet Kurs für ehrenamtlich engagierte Hospizbegleiter an

25.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:27 Uhr
Timo Schoch

Die vier Pallativ-Fachkräfte des Hospizvereins (von links): Helga Grunwald, Nicole van Delft, Anita Arndt und Claudia Heinrich. Als Kursleiter für die ehrenamtlichen Hospizhelfer ist neben den vier Frauen noch Martin Alsheimer, Leiter der Hospizakademie GGSD Nürnberg, aktiv. Foto: Schlüter (Archiv)

Von Timo Schoch

Neuburg – Damit niemand in den letzten Stunden seines Lebens alleine ist, braucht es Fachleute, die schwer Erkrankte, alte Menschen und deren Angehörige in dieser Zeit stützen, helfen und zuhören. Der Hospizverein Neuburg-Schrobenhausen bietet deshalb regelmäßig einen Kurs zur ehrenamtlichen Hospizbegleitung an. Am Donnerstag, 15. September, ab 19 Uhr gibt es für Interessierte in der Münchener Straße 15 in Neuburg, einen Informationsabend.

An einen prägenden Kontakt mit dem Neuburger Hospizverein kann sich Nicole van Delft (51) noch gut erinnern. Sie war zu jener Zeit bereits seit Jahren als Krankenschwester tätig und hatte dabei mit einem Mann zu tun. Schwer erkrankt wollte der ältere Herr die letzten Stunden seines Lebens zu Hause verbringen und dort sterben. Im Kreis der Familie. Würdevoll. Gemeinsam statt einsam. Der Hospizverein erfüllte ihm diesen letzten Wunsch. 20 Angehörige waren bei seiner letzten Reise dabei. Für Van Delft war das mehr als nur ein Gänsehautmoment. Für sie war es auch ein Wendepunkt. Und der Gedanke an den Hospizverein ließ sie fortan nicht mehr los. Seit dem vergangenen Jahr ist sie nun eine von vier hauptamtlichen Pallativ-Fachkräften beim Hospizverein.

Sie erlebt nun täglich, was es bedeutet, für den Verein tätig zu sein. Wie wertvoll diese Arbeit ist. „Wir sind oft Wunscherfüller“, sagt Van Delft. „Genau das macht aber auch glücklich und dankbar.“ Dieses Gefühl, diese Wertschätzung und Bedeutung der Tätigkeit, teilen die vier hauptamtlichen Pallativ-Fachkräfte regelmäßig mit Menschen, die sich künftig ehrenamtlich als Hospizbegleiter engagieren möchten. Rund 120 Stunden umfasst der Grund- und Aufbaukurs. Alle ein- bis eineinhalb Jahre bietet der Hospizverein eine solche Schulung an. Neben der Theorie kommt noch ein individuelles Praktikum hinzu, um Erfahrung in der Praxis zu sammeln. Die Teilnehmer bereichert dieser Kurs ungemein. Nicht nur im Umgang mit Pallativ-Patienten. Sie erhalten in dieser Schulung viele weitere Bausteine, Werkzeuge und Erfahrungen rund um die Hospizarbeit vermittelt – von Patientenrechte und Vorsorgevollmacht, bis Ethik, Spiritualität und Trauerbegleitung sowie aktives Zuhören. Auch Werte wie Toleranz und Integration werden vermittelt. Der Schwerpunkt der Kurse und auch der Tätigkeit liegt allerdings auf der Kommunikation. „Oftmals brauchen die Angehörigen viel mehr Begleitung, weil sie ja zurückbleiben“, sagt die Vorsitzende des Neuburger Hospizvereins, Claudia Heinrich. „In dieser Ausnahmesituation gilt es die richtigen Tipps zu geben und da zu sein.“

Knapp 100 Menschen engagieren sich aktuell in Neuburg und Schrobenhausen ehrenamtlich als Hospizbegleiter. Maximal 20 Teilnehmer dürfen am neuen Kurs teilnehmen, der ab Mitte November startet. Es gibt viele individuelle Gründe, warum sich jemand für diese Schulung entscheidet, wissen Heinrich und Van Delft. Mal sei es die Neugierde, manchmal selbsterlebte Erfahrungen, Sinnfragen zu Leben und Tod oder Menschen, die Unterstützung bräuchten und einen nahestehenden Angehörigen verloren hätten. Wichtig ist Heinrich allerdings eine Sache: „Auch nach der Schulung besteht keine Verpflichtung zum Ehrenamt. Wir möchten, dass die ehrenamtlichen Kräfte aus freiem Herzen aktiv sind“, sagt die 56-Jährige. Offen, flexibel und ohne Zwang helfen – das sei der Schlüssel, warum sich so viele Menschen beim Neuburger Hospizverein engagieren. Schließlich sei Zeit das höchste Gut und das Ehrenamt müsse um den Alltag, das Berufsleben und die Familie herum geplant werden. Im Gegenzug gäbe es viele facettenreiche Aufgaben und Entwicklungsmöglichkeiten für die ehrenamtlichen Hospizbegleiter, wie Schulprojekte, Trauerbegleitung und Patientenverfügung – nicht nur Hospizhilfe.

Trotzdem braucht es viel Leidenschaft und Berufung für so eine Tätigkeit. Und manchmal gibt es ein Schlüsselerlebnis, warum man sich beim Hospizverein engagiert. Für Nicole van Delft war es dieser eine Tag, als sie miterleben durfte, wie der letzte Wunsch des älteren Herrns in Erfüllung ging. Als er friedlich im Kreis seiner Familie einschlafen durfte. In Würde – dank des Hospizvereins.

DK