Bergen
Einmal Baring immer Baring

Seit 68 Jahren ist Anton Mack Teil des Schützenvereins „Alt Baring“

26.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:54 Uhr

Alle Ehrungen hat Anton Mack in seinem Ordner abgeheftet, auch wenn er nicht so viel von Auszeichnungen hält. Stolz ist er auf seine eigens angefertigte Karte mit der Ansicht seines Heimatortes Bergen. Foto: Gigler

Von Nicole Gigler

Bergen – Eigentlich hatte Anton Mack aus Bergen überhaupt nicht vor dem lokalen Schützenverein „Alt Baring“ Bergen beizutreten. Doch 1954 hatte seine Mutter eine andere Idee und den damals 15-Jährigen angemeldet, für das Ansehen des familiengeführten Lebensmittelgeschäfts, wie der heute 83-jährige Mack erzählt. 68 Jahre später ist er immer noch ein aktives Mitglied – und dass obwohl er nach eigener Aussage gar kein Talent zum Schießen hat.

„Der Verein hat bei uns immer für die jährliche Christbaumversteigerung eingekauft als ich noch ein Kind war und darüber hat sich die Konkurrenz beim Verein beschwert“, erzählt Mack in seiner heimischen Küche, weil er und seine Mutter keine Mitglieder waren. Also habe seine Mutter beschlossen, ihn beim Schützenverein anzumelden – gefragt wurde er nicht.

Dennoch wurde seine Karriere im Schützenverein lang – so lang, dass er sich selbst nicht mal mehr an alles erinnern kann. Deswegen holt er einen dicken, grünen Aktenordner aus dem Nebenraum, indem er seine Vereinslaufbahn dokumentiert hat. So etwas wie eine Eintrittsurkunde gab es in den 50ern noch nicht. Woran sich Mack aber erinnern kann: „Meine Mitgliedschaft hat meiner Mutter im Jahr eine Mark gekostet.“

Gebracht hat dem damals 15-Jährigen sein Beitritt erst einmal nichts, denn wegen seines Alters durfte er noch nicht mit zum Wirt. Damals sei man nicht einfach so ins Lokal gegangen, sondern nur zusammen mit einem Verein. Und Lokal sei auch gar nicht das richtige Wort – „es war halt eine Bauernstube“. Die Frage ist wohl auch, ob er als Jugendlicher überhaupt mit in die Stube gewollt hätte, denn damals bestand der Schützenverein nur „aus alten Knaben“ die eine gute Generation älter waren als er. „Von ihnen konnte man aber Kameradschaft lernen, weil die Mitglieder noch überwiegend Kriegsteilnehmer waren“, sagt Mack.

In den 70er-Jahren hätte sich an der Jugenddichte aber schon einiges geändert. Mehr junge Männer und Frauen traten ein – „weil sie auch ins Lokal wollten, da gab es Pommes“, erinnert sich Mack. „Deswegen währe ich wohl auch früher oder später selber beigetreten“, gibt er lachend zu.

Welche Ämter er in seiner Vereinslaufbahn schon inne hatte, und in welchen Zeiträumen, kann Mack kaum aufzählen – schließlich geht es um einen Zeitraum von über 60 Jahren. Doch aus seinem schlauen Ordner zieht er einen kleinen Spickzettel heraus, auf dem seine wichtigsten Stationen handschriftlich notiert sind. Vom Vorsitzenden, über Kassier, Sportleiter, Schriftführer und Gausportleiter hat er alles gemacht was es so gibt. „Ein wildes Durcheinander“, sagt Mack.

Geschossen hat er lediglich mit dem Luftgewehr „und irgendwann habe ich ganz damit aufgehört“, sagt er. „Ich organisierte gerne, für das Schießen habe ich kein Talent.“ Und auch wenn ihm der Schießsport nicht liegt – ans Austreten habe er nie gedacht. Heute hilft er noch bei Veranstaltungen, macht die Aufsicht und mäht den Rasen. Auch beim auf- und abbauen der Bühne für die Theatergruppe des Vereins hilft er mit. Anfang der 2000er habe er sogar eine Rolle bekommen, „weil sie einen älteren Mann gebraucht haben“, sagt Mack.

Aber nicht nur dem Verein ist Mack über die Jahrzehnte treu geblieben. Er wohnt auch schon sein ganzes Leben in Baring. Gemeinsam mit seiner Frau wohnt er auf dem Grundstück, auf dem er im Februar 1939 geboren wurde. Dort zog das Ehepaar auch seine drei Kinder auf, die mittlerweile ausgeflogen sind. In Bergen ging er auf die Grundschule, in Neuburg machte er eine kaufmännische Ausbildung. Es folgten Anstellungen als Kraft- und Busfahrer bis er mit knapp 60 eher unfreiwillig in Rente geschickt wurde. „Viele haben gedacht dass mir langweilig wird, aber das ist noch nicht passiert“, sagt er.

Stattdessen hat er viel zu tun. Er hilft in der Kirche, geht jeden Tag fünf Kilometer spazieren, und mindestens einmal in der Woche zum Frühschoppen. „Ohne den Schützenverein würde mit auf jeden Fall etwas abgehen, das Soziale“, sagt Mack. Das hätte er während der Corona-Pandemie bemerkt. Seit seiner Rente hat er aber auch neue Hobbys für sich entdeckt. Eins davon: die Heimatforschung. Dabei interessiert den 83-Jährigen vor allem die Geschichte über die Entstehung seines Heimatortes und der Hausnamen. Die Tücken seines Hobbys: „Da muss man oft auf die Ämter und vieles ist auf lateinisch.“ Dennoch macht er es gerne. Von einem befreundeten Designer hat er sogar eine eigens angefertigte Karte mit einer Ansicht von Bergen bekommen.

Von was er nicht ganz so viel hält sind Auszeichnungen. „Ich war zeitlebens nicht so erpicht auf Auszeichnungen.“ Sein grüner Ordner ist aber voll davon. Zwischen den unzähligen Urkunden, Ehrenzeichen und -nadeln betrachtet Mack so manche mit den Worten: „Woas i jetzt auch nimma was des is.“

DK