Neuburg/Oberhausen
DHL Group verlässt Neuburg

Post-Zustellstützpunkt zieht in Oberhausener Ortsteil Kreut – OB enttäuscht

07.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:34 Uhr

Noch befindet sich der Zustellstützpunkt der DHL Group am Standort an der Münchener Straße in Neuburg. Doch bis kommendes Jahr muss das Unternehmen dort raus sein. Fotos: Stark

Von Thorsten Stark

Oberhausen/Neuburg – Die DHL Group hat lange nach einem neuen Standort für ihr Zustellzentrum in Neuburg gesucht, nachdem klar war, dass sie das Areal an der Münchener Straße 2023 verlassen muss. Inzwischen ist das Unternehmen fündig geworden: im Oberhausener Ortsteil Kreut. Auf 4000 Quadratmetern soll das neue Zentrum entstehen, mit 55 Arbeitsplätzen.

Am kommenden Donnerstag wird sich der Oberhausener Gemeinderat mit dem Bauantrag beschäftigen. Dazu gehört auch der Antrag zur Errichtung einer beleuchteten Stele, mit der das Unternehmen auf sich aufmerksam machen möchte. Wenn das Gremium das gemeindliche Einvernehmen erteilt, könnte der Zustellstützpunkt nach Informationen unserer Zeitung im August 2023 in Betrieb gehen. Rechtliche Komplikationen dürfte es zumindest keine geben. Für das Gelände des ehemaligen Sportplatzes existiert schon seit Jahren ein Bebauungsplan, der das Grundstück als Gewerbefläche ausweist. Seit vergangenem Jahr ist es auch schon erschlossen.

Gößl: „DHL ist sehr zuverlässig“

Für Oberhausens Bürgermeister Fridolin Gößl (CSU) ist die Neuansiedlung eine gute Nachricht. „Die DHL ist sehr zuverlässig und absolut vertrauenswürdig. Wir freuen uns“, erklärte er am Freitag auf Anfrage. 55 Arbeitsplätze bringt das Unternehmen laut Gößl mit, daneben erhofft er sich natürlich auch Gewerbesteuereinnahmen. Das sei für die Gemeinde eine gute Nachricht, aber auch für die nähere Umgebung, erklärt der Bürgermeister. So blieben die Arbeitsplätze immerhin hier erhalten und würden nicht woandershin abwandern. Immerhin habe die DHL lange in Neuburg und der Umgebung gesucht und nichts gefunden.

Ein Lastwagen pro Tag werde die Briefe, Pakete und Päckchen anliefern. Vom Zentrum aus sollen sie dann von Transportern an die Haushalte ausgefahren werden. So weit wie möglich wolle die Post dabei auf Streetscooter, also Elektrofahrzeuge, setzen, sagte Gößl.

Insgesamt ist das Grundstück, das sich ein Investor gesichert hat, 12000 Quadratmeter groß. Auf der restlichen Fläche wird sich die Firma Elektrotechnik Michael Segeth erweitern. Auch deren Bauantrag steht in der Sitzung auf der Tagesordnung.

Auch das freut Oberhausens Bürgermeister. „Die Firma platz ja schon aus allen Nähten, das war bitter notwendig.“ Und es sei schön, dass auch ein einheimischer Betrieb von dem freien Gewerbegrundstück profitieren könne.

Gmehling: „Das ist sehr bedauerlich“

Weniger froh ist man indes in Neuburg über diese Entwicklung. Immerhin war man lange Zeit davon ausgegangen, dass sich an anderer Stelle im Stadtgebiet ein Standort finden lasse. „Das ist natürlich wenig erfreulich. Es ist sehr bedauerlich“, sagte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU). Die Verwaltung sei in Kontakt mit dem Unternehmen gestanden, und es habe auch durchaus Angebote für Standorte gegeben. „Vielleicht spielte da auch Geld eine Rolle“, mutmaßt der Oberbürgermeister. Schließlich sei Gewerbegrund in Kreut günstiger als in Neuburg. Er habe gehört, dass die Entscheidung in der Konzernzentrale in Bonn gefallen sei. „Da kann man als Neuburg nix machen.“ Mit fehlenden Gewerbeflächen in der Stadt hat dieser Wegzug aus Gmehlings Sicht nichts zu tun. „Es wären ja welche dagewesen. Aber natürlich brauchen wir weitere Gewerbeflächen.“

Zumindest die Post- und die Postbankfiliale dürften, so hatte es die Deutsche Post DHL Group noch im Vorjahr versichert, in Neuburg bleiben. „So war es zugesagt“, erklärte jetzt auch Gmehling. „Und das ist für die Bürgerinnen und Bürger noch wichtiger als das Verteilzentrum.“ Post und Postbank müssen aber wie der Zustellstützpunkt an einen anderen Ort umziehen, da Eigentümer Hans Mayr das Erdgeschoss des Grundstücks an der Münchener Straße anderweitig nutzen möchte. Am Freitagnachmittag war es nicht möglich, eine Stellungnahme des Unternehmens zu erhalten.

KOMMENTAR

Die Liste von Unternehmen, die Neuburg verlassen, um ins Umland zu ziehen, ist mit der DHL Group um einen Namen länger geworden. Dabei ist Neuburg angesichts seiner Größe ohnehin schon nicht mit Gewerbesteuereinnahmen in Hülle und Fülle gesegnet. Mehrfach haben die Stadträtinnen und Stadträte schon auf dieses sich immer weiter verschärfende Problem hingewiesen und angemahnt, so schnell wie möglich, die Anpassung des Flächennutzungsplans in Angriff zu nehmen.

Dass Handlungsbedarf besteht ist bei der Stadtspitze längst angekommen. Nun müssen aber auch Taten folgen. Sonst drohen der Stadt weitere Verluste – und damit das Wegbrechen dringend benötigter Einnahmen.

Thorsten Stark

DK