Neuburg/Schrobenhausen
Das königliche Gemüse

<DK-XY_trifft>EIN LANDKREIS – 50 ERLEBNISSE (Teil 16):</DK-XY_trifft> Der Spargel ist seit gut 100 Jahren untrennbar mit dem Schrobenhausener Land verbunden

12.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:27 Uhr

Spargelernte im Schrobenhausener Land: Der sandige Boden ist entscheidend für die Pflanze. Fotos: M. Schalk/Janda, DK-Archiv

Spargel, die Heil – und Tourismuspflanze aus Schrobenhausen: Kaum ein anderes Produkt hat Schrobenhausen bekannter gemacht. Schon die alten Griechen wussten um die Heilkraft der Pflanze, aber erst die Römer entdeckten auch ihren kulinarischen Wert. Mittlerweile ist der „Schrobenhausener Spargel“ eine geschützte Herkunftsmarke und zur sogenannten Spargelzeit nicht mehr aus unseren Küchen wegzudenken. Im heutigen Teil unserer Serie widmen sich die beiden Landkreisgästeführer Maria Weibl und Harald Müller (Fotos) dem Gemüse.

Ein Blick in die Geschichte des Anbaus

Vor mehr als 10000 Jahren trieben Stürme Wüstensand aus der Sahara über das Land. Die sanften Gröbener und Wangener Sanddünen sind Zeugen davon. Sand, Lehm und Schluffboden bilden den guten Nährboden für die Pflanzen. Seit mehr als 100 Jahren wird in und um Schrobenhausen Spargel angebaut. Die vorherrschenden sandigen Böden führen zu besonders zarten Stangen, die einen für die Region typisch nussigen Geschmack haben.

Bereits im Jahr 1856, so geht aus einer Rechnung eines Schlossgärtners hervor, hat sich der Graf von Sandizell wöchentlich 60 Stangen Spargel von seiner Gärtnerei im heimatlichen Sandizell an seine herrschaftliche Küche nach München liefern lassen.

Der Pionier Christian Schadt – dieser Name ist seit über 100 Jahren untrennbar mit dem Schrobenhausener Spargel verknüpft – kam 1912 aus Groß-Gerau nach Schrobenhausen, war Geometer und erkannte daher den guten Spargelboden. Schadt kaufte den Oberhaidhof zwischen Schrobenhausen und Waidhofen, pflanzte bereits 1913 den ersten Spargel an und war etwa zehn Jahre lang alleiniger Spargelbauer. In den 1920er- und 1930er-Jahren widmeten sich immer mehr Betriebe aus der Umgebung dem Spargelanbau. In den 1930er-Jahren entdeckten Münchner Großhändler die Schrobenhausener Spezialität.

Der Erfolg war nicht mehr aufzuhalten. Seit den 1950ern nimmt der Anbau kontinuierlich zu. Die Kunden schätzen die Frische und den leicht nussigen Geschmack des Schrobenhausener Spargels, der sich in kurzer Zeit zu einer unverkennbaren Marke entwickelte. Im Jahr 2010 erhielt der Schrobenhausener Spargel das von der EU vergebene Siegel „geschützte geografische Herkunftsangabe“. Nur Spargel aus dem Schrobenhausener Anbaugebiet darf dieses Qualitätssiegel tragen.

Wie sieht ein Spargeljahr aus?

Zeitig, bereits im Spätherbst beziehungsweise im Frühjahr vor der Ernte wird bei weißem Spargel die Erde über den Pflanzen zu Bifängen aufgehäufelt. Diese werden dann mit schwarzer und weißer PE-Folie abgedeckt, damit der Spross weiß bleibt. Bei Grünspargel entfällt das allerdings. Von Ende März bis Mitte Juni ist Spargelsaison. Der definitiv letzte Stichtag ist der Johannitag (24. Juni). Eine (Spargel)-Bauernregel lautet: „Kirschen rot, Spargel tot“. Die Ernte selbst ist intensive Handarbeit – jede einzelne Spargelstange muss mit der Hand freigelegt und mit dem Spargelmesser abgeschnitten werden. Anschließend wird das Loch mit Erde zugefüllt und der Boden mit der Glättkelle glattgestrichen. Der Arbeitsaufwand ist enorm.

Im Sommer nach der Ernte wächst die Spargelpflanze aus und bildet Kraut zur Regeneration, damit im nächsten Jahr wieder Sprosse gebildet werden können. In dieser Zeit blüht der Spargel – aber nur die weibliche Pflanze – und ist eine beliebte Nahrung für Bienen und Hummeln. Wenn sich das Kraut dann im Herbst/Winter verfärbt, wird es gemulcht und in den Boden eingearbeitet.

Spargel mit allen Sinnen genießen

Der Asparagus – so der lateinische Name für Spargel – galt schon in der Antike bei Hippokrates als die Heilpflanze zur Ausschwemmung von Giftstoffen, Reinigung des Blutes, Herzstärkung, Verjüngung und Anregung des Appetits. Zahllose Zubereitungsmöglichkeiten haben in der klassischen wie auch modernen Küche Einzug gehalten. Wichtig jedoch bei allen Rezepten ist, dass der Spargel frisch ist. Der Kopf muss geschlossen, prall und glänzend sein. Die Schnitt-Enden müssen saftig sein, leicht brechen und quietschen, wenn man die Stangen aneinander reibt.

Am dritten Samstag im Mai findet das alljährliche Spargelfest mit buntem Rahmenprogramm in der Altstadt Schrobenhausens statt – heuer am 21. Mai. Das Europäische Spargelmuseum in Schrobenhausen beeindruckt mit vielen Informationen rund um den Spargel. Geöffnet ist es von April bis Juni täglich von 14 bis 17 Uhr sowie von Juli bis April immer mittwochs, samstags und sonntags von 14 bis 16 Uhr.

In der Spargelzeit bietet Gästeführerin Maria Weibl Spargelführungen an, für Busse und ab zehn Personen nach Vereinbarung. Die Führungen können auch eine Verköstigung und ein Schnupperspargelstechen beinhalten. Informationen gibt es bei Weibl unter (08252) 3422 oder in der Touristinformation in Neuburg, (08431) 9083-30, tourismus@neuburg-schrobenhausen.de.

DK