Einsam an der Spitze
Chris Göltl dominiert Neuburger Frühjahrswaldlauf – Diana Kurrer schnellste Frau

28.04.2024 | Stand 28.04.2024, 14:57 Uhr

Der Frühjahrswaldlauf in Neuburg genießt einen sehr guten Ruf. Die Strecke ist fast eben und führt durch eine reizvolle Landschaft. Außerdem ist der TSV Neuburg als Ausrichter bekannt für seine gute Organisation. Am Hauptlauf beteiligten sich 205 Athleten. Fotos: Bartenschlager

Chris Göltl vom FC Hitzhofen-Oberzell war mit Abstand der Schnellste. In einer Zeit von 26:27 überquerte er die Ziellinie beim Hauptlauf des Neuburger Frühjahrswaldlaufs. Danach kam lange niemand mehr. Mit fast 50 Sekunden Abstand wurde als Zweiter Stephan Wibmer (MTV Ingolstadt; 27:18) gefeiert; Dritter wurde Benjamin Ziegaus in 27:22.

Nachdem sich der April von Regen, Graupel und Hagel verabschiedet hatte, lachte die Sonne über den Sportplatz des TSV Neuburg – und dann auch noch unangefochtener Sieger, dem man die 7,8 Kilometer, die er gerade bewältigt hatte, kaum anmerkte. Ein perfektes Rennen also für Chris Göltl, sollte man meinen. Doch ganz so sieht es der Athlet selbst nicht. „Ich habe gern jemanden dabei, der Druck aufbauen kann“, erklärte Göltl. Jemand wie Basti Glockshuber, seinem schärfsten Rivalen. Doch der war an diesem Tag krank und konnte nicht mitlaufen. Zwar ließ er sich kurz am Sportgelände sehen, aber die Laufschuhe konnte er sich nicht überstreifen. „Es ist schön, wenn er dabei ist“, sagt Göltl, der sich mit seiner Zeit und den Bedingungen insgesamt zufrieden zeigte. Zwar liegt ihm hügeliges Gelände mehr, aber die Lauf unter Schatten spendenden Bäumen entlang der Donau hat ja auch seine Reize. „Die Leute sind zur Seite gegangen, das ist mir wichtig“, führte der Läufer vom FC Hitzhofen-Oberzell weiter aus. Und die fehlende direkte Konkurrenz machte sich dahingehend bemerkbar, dass Göltl beim letzten Kilometer das Tempo sogar drosselte.

Terminverschiebungmit Konsequenzen

Der Frühjahrswaldlauf, Teil des IN-Sport-Laufcups, hat dieses Jahr eine Terminverschiebung erfahren. Die Organisatoren wollten sich den Stress zu Ostern nicht mehr antun und legten den Lauf vom Ostersamstag auf diesen Sonntag. Das hatte Konsequenzen, denn es war die vierte Laufveranstaltung innerhalb von vier Wochen. Und statt vor dem Ingolstädter Halbmarathon fiel der Startschuss in Neuburg nach diesem wichtigen Ereignis. Viele Sportler hatten regelmäßig den Frühjahrswaldlauf als Vorbereitung für den Halbmarathon genutzt. Jetzt fuhren beileibe nicht alle, die den Sonntag zuvor die 21,0975 Kilometer bewältigt hatten, nach Neuburg.

Ein bisschen merkte man das auch an der Beteiligung. 360 Starter insgesamt waren in den Englischen Garten gekommen, auf etwa 500 hatte man gehofft. Die Veranstalter waren dennoch zufrieden. „Sehr zufrieden“ sogar, wie sich Leichtathletik-Abteilungsleiterin und Organisationsleiterin Uli Hetmanek-Rogler ausdrückte. „Die Leute sind glücklich und etwas Schöneres gibt es nicht.“

Charaktereines Familienfestes

Tatsächlich trägt die Neuburger Veranstaltung seit jeher den Charakter eines Familienfestes. Jedes Jahr sind auch die Hubers dabei. Vater Harry startete 2004 das erste Mal. 2017 wurde er sogar Dritter im Gesamtlauf. „Jetzt werde ich nicht mal Dritter in meiner Altersklasse“, lacht er. Kämpfen am Platz sei zwar wichtig, aber entscheidend sei letztlich, im Ziel einzuschlagen. „Wir kennen viele Leute hier“, ergänzt seine Frau, die einzige der fünfköpfigen Familie aus Kasing, die nicht aktiv mitläuft. Sie hat dafür alles im Blick. Die drei Kinder sind in den verschiedenen Altersgruppen eifrig dabei, angefangen von den Bambini. Die Terminverschiebung finden die Hubers auf der einen Seite gar nicht so schlecht. Sie konnten ihren Urlaub über Ostern planen. Normalerweise legen sie ihre Freizeit so, dass sie nicht mit den sportlichen Aktivitäten kollidiert. Andererseits: vier Läufe in vier Wochen sind eine Menge. „Da kann man zwischendrin nicht mehr trainieren“, stellt Harry Huber fest. Aber das ist nur ein kleiner Wermutstropfen.

Steve Lehnert, Jugendtrainer aus Karlshuld, ist mit acht Kindern angereist. Sonst seien es mehr, aber einige seien krank geworden. „Unsere Kleinen sind sehr motiviert“, berichtet er. Etwa 30 Kinder zwischen 5 und 14 Jahren besuchen regelmäßig das Training in Karlshuld. Nach Neuburg kommt die Gruppe wegen der Nähe. „Aber auch das Ambiente gefällt uns hier“, fährt Lehnert fort.

Teilnahme nach20 Jahren Abstinenz

Hermann Schottnar genießt die Atmosphäre und die Tatsache, dass er nach 20 Jahren endlich wieder an den Start gehen kann. Als Vorgänger von Uli Hetmanek-Rogler war das nicht möglich. Am Tag zuvor hatte er sich noch über fünf Kilometer „locker“ aufgewärmt.

Die Läufe beginnen. Die Bambini gingen getrennt nach Mädchen und Buben an den Start; eine Wertung gibt es nicht. Doch auch die ganz Kleinen hielten die 400 Meter bis zum Ziel tapfer durch. Die U10 mussten schon die doppelte Distanz bewältigen. Bei der U12 verlief die 1700-Meter-Strecke erstmals außerhalb des Stadions, ebenso bei der U14 und U16.

205 Teilnehmerbeim Hauptlauf

Dann wurde der Hauptlauf gestartet, bei dem sich Chris Göltl von Anfang an an die Spitze setzte. Insgesamt machten sich hier 205 Jugendliche und Erwachsene auf den Weg. Schnellste Frau war Diana Kurrer vom MTV Ingolstadt(31:12) vor Julia Braun vom TSV Wolnzach (31:45) und Silvia Bottek vom TSV Neuburg (33:13). „Ich bin konstant durchgelaufen, schön gleichmäßig“, berichtete Kurrer, „und habe auf mein Körpergefühl gehört.“ Zunächst war sie mit zwei Herren und Julia Braun unterwegs, dann setzte sie sich ab. Die Laufveranstaltungen seien in diesem Monat schon sehr geballt gewesen, findet Kurrer; den Donaudammlauf hat sie ausgelassen. „Aber ich finde klasse, was die Vereine auf die Beine stellen.“

Auch Hermann Schottnar traf ein. „Geschafft, die Strecke und ich“, ruft er mit einem Schmunzeln. Fast gleichauf kam Gerhard Rami ins Ziel. Mit ihm zusammen hatte sich Schottnar auf die Reise gemacht. „Anfangs war ich ein bisschen zu schnell, aber dann haben wir einen Siebener-Schnitt eingehalten.“ Auf einmal erblickten sie Udo Kotzur, den TSV-Vorsitzenden vor sich. „Den packen wir auch noch, haben wir uns gesagt“, so Schottnar und tatsächlich: Bei Kilometer sechs leiteten sie erfolgreich den Überholvorgang ein. „Ich bin zufrieden, es ist alles gut gelaufen“, lautete Schottnars Fazit.

DK