Neuburg
Bund Naturschutz sieht Verkehrsmaßnahmen sehr kritisch

Ausbau der B16, Neuburger Ostumfahrung und Paketzentrum bei Weichering werden abgelehnt

29.10.2022 | Stand 22.09.2023, 3:59 Uhr

Auch das Thema Verkehr wurde bei der Hauptversammlung des Neuburger BUND besprochen. Foto: Stefan Janda/DK-Symbolbild

Die Jahreshauptversammlung des Kreisverbands des Bund Naturschutz (BUND) im Feuerwehrhaus von Gietlhausen geriet am Donnerstag zu einer Marathonsitzung.



In gut dreieinhalb Stunden gab es Berichte des Vorsitzenden Günter Krell, der Schatzmeisterin Dorothea Kretzschmann und von Gitti Sandner aus der Orts- und Kindergruppe Schrobenhausen. Außerdem wurden Mitglieder geehrt und Ernst Krach stellte sein neues Buch über die Libellen im Landkreis vor.

Gegen den B16-Ausbau und die Ostumfahrung

„Eine vierspurige B16-Autobahn lehnen wir ab, die Dimensionen müssen reduziert werden“, so Vorsitzender Günter Krell. Die derzeitige Planung würde wertvolle Auwaldbestände zerstören, viel Fläche verbrauchen und mehr Lärm produzieren. Die Planung müsse das verschärfte Klimaschutzgesetz berücksichtigen. Die „Donautal-Autobahn“ entspreche dem Denken der 80er-Jahre und gehöre in die Mottenkiste.

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In dem Zusammenhang lehnt der BN auch das geplante Paketzentrum bei Weichering ab. Die geplante Fläche liege im Landschaftsschutzgebiet „Brucker Forst“, sei aus Sicht des Naturschutzes ungeeignet und würde zu einer drastischen Zunahme des Lkw-Verkehrs mit 1400 bis 1600 zusätzlichen Fahrten führen, und das rund um die Uhr. Wenn ein Paketzentrum in der Region 10 nötig sei, dann müsse man es im Sinne von Mensch und Natur an der Autobahn A9 platzieren, so der Vorsitzende. Betroffen sei nicht nur Weichering sondern auch Maxweiler. Ungeklärt sei im übrigen, ob der Bau in einem Landschaftsschutzgebiet rechtlich überhaupt möglich sei.

Auch das dritte Großprojekt, die Ostumfahrung von Neuburg mit Donaubrücke durch den Auwald, lehnt der BN strikt ab. Auch hier widerspreche eine rückwärtsgewandte Verkehrspolitik den Zielen des Klima-, Flächen- und Artenschutzes. Besser sei es, eine Verkehrswende einzuleiten und Lösungen für eine innerstädtische Entlastung zu finden, was bisher versäumt worden sei. Besonders widersinnig sei es, dass durch die geplante Ostumfahrung von der ja schon bestehenden Umfahrung über die Bergheimer Spange Verkehr abgezogen und auf die geplante neue Trasse geleitet werde. Die Bergheimer Spange sei eine Alternative, die es eigentlich europarechtlich verbiete, das geschützte „Natura 2000-Gebiet“ der Donauauen zu durchschneiden.

Kritik an Baumfällaktion im Englischen Garten

Kritisch betrachtete Günter Krell auch die diesjährige Baumfällaktion im Englischen Garten, bei der rund 1000 Bäume geopfert werden sollen. Der Stadtrat habe die Aktion mit elf zu zehn Stimmen gebilligt, die aber nicht nur dem Schutz der Spaziergänger diene, sondern auch dem Wittelsbacher Ausgleichsfond, der dabei Nutzholz schlagen würde.

Wie kann man klimaschonende Energie-Erzeugung deutlich und sozialverträglich steigern? Krell sieht den Schlüssel in der Wind- und Sonnenenergie. Für die Photovoltaik eigneten sich Dachflächen vor allem öffentlicher, aber auch privater Gebäude und Parkplätze. Dagegen steht er den riesigen Photovoltaik-Anlagen im Donaumoos skeptisch gegenüber. Dort seien gut 60 Prozent der Flächen nicht oder nur bedingt geeignet. Es gebe große Flächen für Wiesenbrüter, außerdem sei nicht geklärt, wie sich solche Anlagen auf den Moorkörper auswirken könnten, der im übrigen dramatisch absacken würde; in den vergangenen neun Jahren gebietsweise bis zu 40 Zentimeter. Für das Donaumoos brauche es ein Entwicklungskonzept. Dazu passend brachte ein Mitglied den Antrag ein, eine „Arbeitsgruppe Donaumoos“ innerhalb des BN zu bilden. Bei sechs Enthaltungen wurde der Antrag angenommen.

Lukas Schorer berichtete über den Stand der PFAS-Belastung von Boden und Grundwasser. PFAS ist eine Gruppe synthetisch hergestellter Chemikalien, die gesundheitsschädlich und zudem äußerst langlebig seien und vor allem im Löschschaum des Neuburger Flugplatzes verwendet wurden. Das Problem kenne man seit sehr vielen Jahren, aber „es ist in den letzten zehn Jahren praktisch nichts passiert“, monierte Schorer.

Aktive Kindergruppe in Schrobenhausen

Dann schloss sich der Bericht von Gitti Sandner von der Ortsgruppe und der Kindergruppe in Schrobenhausen an. Die Kindergruppe „Eisvögel“ wurde vor 16 Jahren gegründet und werde zurzeit von Silvia Schaipp und ihr geleitet, so Sandner. Etwa 15 Buben und Mädchen würden sich einmal monatlich am Nachmittag treffen. Höhepunkte habe es im vergangenen Jahr viele gegeben, so etwa Waldspaziergänge, Schlauchbootfahren, Biber beobachten, Ausflüge in den Tierpark und den Münchner Botanischen Garten. Die Ortsgruppe habe sich mit einer möglichen Landesgartenschau befasst, für eine bessere Busanbindung geworben, gegen die Patentierung von Pflanzen und Tieren protestiert und sich vor allem um die Jahr für Jahr größer werdende Population von Störchen gekümmert.

rhp