Statt Einweg-Verpackungen
Bienenwachs statt Plastik: 27-Jährige aus Karlskron stellt Alternativen her

23.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:51 Uhr

Alles dreht sich um die Bienen. Veronika Fleißner ist mit ihnen aufgewachsen und arbeitet in der dritten Generation in der Familien-Imkerei mit. Mit der „Bienenfaktur“ will sie eine Alternative zu Plastikverpackungen schaffen und Artenschutzprojekte unterstützen. Foto: Fleißner

Veronika Fleißner ist mit Bienen groß geworden – und die fleißigen Insekten haben sie auch zu ihrer Start-Up-Idee gebracht. Seit über einem Jahr betreibt sie die „Bienenfaktur“ und verkauft Bienenwachstücher und -beutel.



„Ich hab mich an meiner alten Arbeitsstelle für Nachhaltigkeit eingesetzt, ich fand diese Müllberge in der Mittagspause schlimm“, erzählt die 27-Jährige darüber, wie sie zu ihrem eigenen Unternehmen gekommen ist. „Es kann nicht sein, dass wir so mit der Umwelt umgehen, Nachhaltigkeit war schon immer mein Herzensthema.“

Also suchte sie nach einer Alternative, die aber im besten Fall auch ohne Plastik auskommt und in der Produktion ebenfalls nachhaltig ist. Die Lösung lag im wahrsten Sinne des Wortes vor der Haustür. „Mein Opa hat mit Mitte 20 mit der Imkerei angefangen, mein Papa schon zu seiner Schulzeit“, sagt sie. Über einen Lehrer hatte Bernhard Fleißner schon früh Kontakt zum Imker-Handwerk, dass er nun an seine Tochter weitergibt. Auf diesem Weg kam Fleißner auf die Bienenwachstücher. „Das ist mir in die Wiege gelegt worden. So konnte ich auch in der Herstellung tüfteln, um die Tücher zum Beispiel möglichst ohne Abfälle herzustellen.“

Mischung aus Wachs, Baumharz und Öl

Natürlich keine neue Idee, aber dennoch eine sehr nachhaltige Alternative. „Die Tücher sind zu 100 Prozent biologisch abbaubar und entlasten die Umwelt“, sagt Fleißner. Gegründet hat sie die Bienenfaktur Anfang Mai 2021, Mitte Januar 2022 kündigte sie ihren Job und steckt nun ihre gesamte Zeit in das Start-Up. Bisher verkauft sie ihre Bienenwachstücher im Unverpacktladen in Schrobenhausen, bald soll aber auch unter www.bienenfaktur.de ein Online-Shop verfügbar sein.

Sie verwendet eine Mischung aus Wachs, Baumharz und Öl, so dass die Tücher dicht halten und haften. Das Baumharz sorgt für mehr Klebrigkeit, damit die Tücher und Beutel gut halten. Das Öl verhindert, dass das kalte Wachs brüchig wird. „Das sind alles zertifizierte Rohstoffe, das war mir wichtig. Außer das Baumharz, das ist aus einer traditionellen Pecherei in Österreich.“

Gerne hätte Fleißner dieses aus Deutschland bezogen, doch Pechereien gibt es kaum noch. „Die Baumwolle stammt aus Kroatien und der Türkei, also zumindest noch aus Europa, ich wollte keine ewigen Transportwege.“ Das Bienenwachs komme natürlich zum Teil aus der eigenen Imkerei, aber auch von umliegenden, regionalen Betrieben. Auch das Öl beziehe sie aus Bayern. Die Herstellung läuft aktuell noch „mit Hand und Herz, in einer kleinen Küche, so wie jedes Start-Up mal anfängt“, sagt Fleißner und lacht. Aus der Hand geben will sie die Produktion eigentlich nicht, selbst wenn der Aufwand größer wird.

Momentan zwölf Bienenvölker

Im vergangenen Jahr hat sie außerdem den Imkerlehrgang gemacht und ist nun Jungimkerin. Auf dem elterlichen Grundstück steht seit 70 Jahren ein Bienenhaus, momentan mit zwölf Bienenvölkern. Im ganzen Garten stehen Obstbäume und Blumen. „Wenn das Wetter schlecht wird, dann können die Bienen auch mal zickig werden“ erklärt Veronika Fleißner. „Sie müssen behandelt werden wie Haustiere und zum Beispiel im Winter zusätzlich mit Zucker gefüttert werden.“

Bei ihren Erklärungen zu den Bienenvölkern wird klar, mit wie viel Passion die 27-Jährige bei der Sache ist. „Ich bin damit aufgewachsen, ich war schon als Kind beim Schleudern dabei und die Leidenschaft hat sich gehalten.“ Aber genau diese Hingabe und Aufmerksamkeit ist auch wichtig, denn wenn es einem Bienenvolk an einem Ort nicht gefällt, dann zieht es kurzerhand um.

Ein Teil des Geldes, das Fleißner mit der Bienenfaktur erwirtschaftet, will sie in Artenschutzprojekte stecken und so zum Erhalt der Bienen beitragen. „Meine Vision ist eigentlich, ein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen. Ich will auf einem Acker eine Streuobstwiese oder sowas pflanzen und so etwas gegen Agrarwüsten tun“, sagt sie.