Eurofighter
Neuburger Geschwader-Pilot für Spezialaufgabe ausgebildet

16.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:17 Uhr

Vor dem Start: der Eurofighter-Kampfjet für die Leistungsdemonstration der Luftwaffe. Das Neuburger Geschwader stellt heuer und nächstes Jahr einen speziell ausgebildeten Piloten für Flugshows – eine Aufgabe, bei der sich die Eurofighter-Verbände der Luftwaffe abwechseln. Fotos: Nassal/Taktisches Luftwaffengeschwader 74

Von Stefan Janda

Sein Auftritt ist unüberhörbar: Für die sogenannte Leistungsdemonstration des Eurofighters hat ein Pilot des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 aus Neuburg in den vergangenen Wochen eine Spezialausbildung durchlaufen. Das eingeübte Programm muss er unter anderem in Polen und in Berlin vorführen.

Dass er sich mit der Vorbereitung auf diese Aufgabe nicht bei jedem Bürger in Neuburg und Umgebung beliebt gemacht hat – und auch noch machen wird –, ist dem 32-jährigen Piloten bewusst. „Natürlich sind die Manöver ziemlich laut“, gibt er unumwunden zu. Vor allem: lauter als der reguläre Flugbetrieb auf der Basis beim Stadtteil Zell. Daher hofft der junge Hauptmann, dessen Name aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden darf, auf das Verständnis der Bevölkerung. Immerhin ist die Entscheidung über die Flüge nichts, was im Neuburger Geschwader passiert. Stattdessen ist der Militärverband für diese Aufgabe eingeteilt worden – und der Pilot nach einem umfassenden Auswahlverfahren ausgewählt worden.



Zuletzt war das Taktische Luftwaffengeschwader 74 von 2016 bis 2019 im Auftrag der Bundeswehr für die Leistungsdemonstration des Eurofighter zuständig. Dabei geht es im Wesentlichen darum, bei Veranstaltungen im In- und Ausland zu zeigen, was der Kampfjet alles kann. In Neuburg war das beispielsweise beim Tag der Bundeswehr vor sechs Jahren zu sehen. Bestimmte Flugmanöver, Überflüge in geringer Höhe und vieles mehr umfasst das Programm, das für den Piloten deutlich herausfordernder als der fliegerische Alltag ist. „Normalerweise sind wir in 10000 Fuß Höhe unterwegs“, erklärt der junge Offizier mit dem Rufnamen „Noble“, der aus dem benachbarten Landkreis Donau-Ries kommt. Für die Leistungsdemonstration sind es hingegen schon mal nur 500 Fuß, also etwa 160 Meter. Eine Herausforderung für den Menschen am Steuer. „Denn der Boden vergibt nie“, erklärt er das höhere Risiko. Gleichzeitig kommt in Bodennähe eine höhere Luftdichte dazu, die beim Eurofighter zu deutlich mehr Leistung führt. Dass der Jet für die Demonstration keine Außenbauteile, also beispielsweise Zusatztanks, dabei hat, steigert den Unterschied zusätzlich. 7:42 Minuten dauert die Vorführung – passend zum Taktischen Luftwaffengeschwader 74 und der zweiten Staffel, der der Pilot angehört. 7:42, die dem Soldaten am Steuer alles abverlangen. „Der Stressfaktor ist vielleicht kurz, dafür aber sehr belastend“, erklärt er. Und: „Das fühlt sich an wie eine Stunde Leistungssport.“

Für die Auswahl als sogenannter Display-Pilot musste der 32-Jährige einige Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehörten neben mindestens 500 Flugstunden unter anderem auch die Ausbildung als Flugdienstleiter – und natürlich die nötige Zeit. Daher war früh klar, dass es ein Pilot mit genügend Erfahrung, aber ohne Disziplinarverantwortung werden muss. Alles Voraussetzungen, die auf den Hauptmann zutreffen.

Die Ausbildung selbst umfasste neben zehn Missionen im Simulator, bei denen ihm die Display-Piloten von 2016 zur Seite standen, mehrere Flüge über dem früheren Luft-Boden-Schießplatz beim niederbayerischen Siegenburg sowie in Neuburg – Letztere natürlich besonders lärmintensiv. Unter Beweis stellen muss der 32-Jährige diese Fähigkeiten heuer mindestens zweimal: bei der Antidotum Air-Show beim polnischen Leszno und bei der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin, beides im Juni. Dazu können noch weitere Termine kommen, denn „Noble“ wird auch im nächsten Jahr als Display-Pilot fungieren. „Daher muss ich diese Fähigkeiten weiter aufrechterhalten.“ Und nicht nur das: Auch das Bodenpersonal ist bei der Leistungsdemonstration gefordert. „Einen Unterschied zu einem normalen Flug gibt es vorher und nachher nicht“, erklärt einer der zuständigen Fluggerätemechaniker. Allerdings komme die Aufgabe für die Soldaten zusätzlich zum normalen Flugbetrieb dazu. Gleichzeitig agieren sie bei den Vorführungen ebenfalls unter den Blicken der Zuschauer. „Für die Außenwirkung haben wir deshalb einstudiert, uns möglichst synchron am Flugzeug zu bewegen“, erklärt der Unteroffizier.

Was das Neuburger Geschwader dabei für die Bundeswehr macht, ist in anderen Ländern Auftrag für ganze Kunstflugstaffeln. „Die sind dann für zwei bis drei Jahre dafür designiert“, erklärt Pilot „Noble“. Auf der Basis beim Stadtteil Zell läuft hingegen alles neben dem normalen Betrieb. Und der kann schnell ganz anders verlaufen, wie der Hauptmann heuer selbst erlebt hat. Denn der junge Schwabe war Teil des deutschen Luftwaffenkontingents in Rumänien, wo die Soldaten wegen des Kriegsausbruchs in der Ukraine länger als geplant bleiben mussten. Ein Job, der wohl nie zum Alltag wird. „Als Pilot musst du einfach verrückt sein“, sagt der 32-Jährige. „Wer sonst setzt sich auf fünf Tonnen Sprit?“

DK