Neuburg
Aktion: Der Hilfskonvoi ist jetzt unterwegs nach Polen

38 Fahrzeuge voller Spenden für ukrainische Flüchtlinge sind von Neuburg aus gestartet – Initiator plant schon nächste Tour

03.03.2022 | Stand 23.09.2023, 2:32 Uhr

Lastwagen, Transporter und Kleinbusse warten darauf, dass es losgeht: Am Mittwochnachmittag setzte sich der Neuburger Hilfskonvoi in Bewegung. Fotos: Stark

Noch 30 Minuten bis zur geplanten Abfahrt. Immer wieder kommt einer der Fahrer, um mit Gensberger noch letzte Details abzusprechen. Aber er kann nicht überall gleichzeitig sein. „Wo ist Wolfgang?“ ist so alle paar Minuten zu hören. Ein Auto hält vor Gensbergers Betrieb. Zwei Neuburger wollten noch Kartons mit Sachspenden für die Flüchtlinge vorbeibringen. „Ist noch Platz?“, fragen sie. Es ist noch Platz. „Da vorne, der rote Transporter“, erklärt ihnen einer der Helfer.



Er habe kurzfristig entschieden hierzubleiben, erklärt Gensberger. „Ich weiß, dass morgen der Hof wieder voll sein wird.“ Lieber plane er von Neuburg aus schon die nächste Tour. Auch Mitarbeiter seiner Firma mit Auslandserfahrung fahren mit. Insofern habe er vollstes Vertrauen, dass der lange Tross auch nach weit über 1000 Kilometern wohlbehalten in Przemysl ankommen wird. Ziel ist, die polnische Stadt, in der sich viele ukrainische Flüchtlinge aufhalten, am Freitag zu erreichen. Es gibt auch eine große WhatsApp-Gruppe, über die sich alle Beteiligten verständigen können. Und natürlich wird es immer wieder über Facebook aktuelle Informationen zur Fahrt geben.

Gensberger muss nun wieder organisieren. „Habt ihr auch das Essen dabei?“, ruft er.

Gerhard Hawemann fährt einen der Transporter. Er kommt aus Irgertsheim, woher auch Gensberger stammt. Sie kennen sich schon lange. Deswegen habe er mithelfen wollen, sagt Hawemann. In seinem Fahrzeug befinden sich Brote, Arzneimittel und Hygieneartikel. Unterwegs soll es eine Übernachtung geben. Wo, das werde schon jemand aus dem langen Hilfskonvoi wissen, sagt Hawemann und lächelt. „Das wird ein Abenteuer.“

Dann gibt Gensberger das Signal. Etliche Fahrer sitzen ohnehin schon in ihren Fahrzeugen, die anderen bewegen sich jetzt dorthin. Die Motoren starten. „Wartet, ich will das filmen!“, ruft Gensberger und läuft zur Spitze des Trosses, vorbei an 38 Lastwagen, Transportern und Kleinbussen. Er holt sein Handy aus der Tasche und startet ein Live-Video. Jedes passierende Fahrzeug wird von dem Unternehmer und seiner Frau Jana euphorisch verabschiedet und gefilmt. Als der letzte Transporter den Schleifmühlweg verlassen hat, spricht Gensberger zu seinen Unterstützern in den sozialen Netzwerken: „Also, meine Lieben. Danke für eure Hilfe. Wir halten euch auf dem Laufenden.“ Dann steckt er sein Handy weg und geht wieder zurück in Richtung seines Geschäfts. „Ich habe mir Sorgen gemacht, dass er zusammenklappt“, sagt Jana Gensberger. Die vergangenen Tage, seit er am Samstag die Aktion startete, seien unglaublich stressig gewesen. „Aber es ist auch wirklich schön, dass so viele Leute helfen.“ Sie habe Probleme beim Einschlafen gehabt, weil sie die ganzen Eindrücke verarbeiten musste. „Es sind auch viele Frauen aus der Ukraine extra zu uns gekommen und haben sich mit Tränen in den Augen bei uns bedankt“, erzählt Jana Gensberger. Und was passiert jetzt? Die Frau sieht zu ihrem Mann, der müde und gleichzeitig zufrieden dreinblickt. „Entspannen, Energie tanken – und die nächste Fahrt planen.“

Wer das Projekt unterstützen möchte, kann sich im Internet unter www.ukraine-hilfe-bayern.de dazu informieren.

DK