Von Timo Schoch
Neuburg – Der Neuburger Liederkranz ist einer der ältesten Vereine der Stadt. Nun feiern die Mitglieder das 175-jährige Bestehen. Ein Verein, der die Gemeinschaft lebt, zahlreiche Auftritte hat – vor allem vor der zwangsbedingten Corona-Pause. Und doch gibt es ein großes Ziel: Der Liederkranz möchte nun auch vermehrt jüngere Menschen ansprechen.
1847. Auf der Insel Mauritius, einer britischen Kronkolonie, werden zwei Briefmarken ausgegeben; die Rote und Blaue Mauritius. Der US-amerikanische Erfinder Thomas Edison wird geboren und der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy stirbt. Anhand dieser Aufzählung wird ersichtlich, wie weit die Wurzeln des Liederkranzes Neuburg zurückgehen. Der Verein ist eine Institution in der Region, mit einer bewegten Vergangenheit. „Der Verein erfreute sich in den ersten beiden Jahren großer Beliebtheit und hatte starken Zulauf“, heißt es in der Chronik des Vereins. Zahlreiche Auftritte folgten, auch eine eigene Fahne wurde gleich konzipiert. Es war der Beginn einer langen Tradition.
Die drei großen Standbeine
„Drei Säulen hat der Verein“, sagt Brigitte Clemens, die für die Pressearbeit des Liederkranzes zuständig ist. Im zweijährigen Turnus werden die „Baringer Kirchenkonzerte“ veranstaltet – 35 verschiedene gab es bereits. Diese erfolgen in Zusammenarbeit mit dem Streichorchester Dieter Sauer und Musikern aus der Region. Solisten waren stets „eingekaufte“ Profis aus der näheren und weiteren Region.
Als zweiter Baustein sind die Faschingskonzerte ein wichtiger Bestandteil im Kalender. Auch diese finden alle zwei Jahre – im Wechsel zu den Kirchenkonzerten – statt. Albert Basel (Musik und Texte) und Bernd Fürleger (Konzept) schauen dem politischen und gesellschaftlichen Geschehen in Neuburg dabei humorvoll auf die Finger. „Chor und ,Stars’ aus dem Chor laufen zu musikalischer und komödiantischer Höchstform auf“, sagt Clemens.
Als drittes, zentrales Element des Liederkranzes – neben sonstigen Auftritten und Engagements – nennt Clemens das Schlossfest. Dabei wählte der Liederkranz immer höchst unterschiedliche Auftrittsformen. So erfolgte beispielsweise ein Zusammenwirken mit „Brummtopf“, „Musica aliter“, den „Gassenspielern“, dem Bläserquartett „Münzblech“, einer Bläsergruppe der „Stadtkapelle Neuburg“ und der „Neuburger Hofmusik“ unter Leitung von Nicola Göbel.
Durch die Vielzahl der Auftritte erlebten die Mitglieder des Vereins viele gesellige, ereignisreiche und wohltuende Stunden unter Menschen mit den gleichen Interessen. Doch ein Verein mit einer so langen Tradition hat natürlich auch eine bewegte Vergangenheit, beispielsweise, wenn wohlverdiente und langjährige Mitglieder sterben oder andere einschneidende Ereignisse passieren. So wie am 10. Juli 1903, als ein Feuer im Gasthaus zur Rennbahn viele Vereinsunterlagen und Requisiten vernichtete. Oder eben die Kriegsjahre, in denen das Vereinsleben zum Erliegen kam.
Vieles erlebt, Nachwuchs gesucht
Dazu gab es natürlich Menschen, die den Verein jahrelang prägten, wie der langjährige Vorstand Albert Basel und Hartwig Pobitschka, der auch viele Jahre als Dirigent wirkte – um lediglich zwei Personen hervorzuheben. Selbstverständlich gab es noch eine Vielzahl weiterer Menschen, die den Verein lebten und sich ehrenamtlich engagierten.
Rund 70 Mitglieder zählt der Liederkranz aktuell. 20 bis 30 Leute kommen regelmäßig zu den Chorproben. „Leider waren es vor der Coronakrise mehr“, bedauert Clemens. Zudem würde sie sich über jüngere Sängerinnen und Sänger freuen. „Wir sind offen für neue Mitwirkende. Es ist unser Ziel, dass wir gerne mehr junge Leute hätten.“ Diese könnten sich vor allem auf den Zusammenhalt, das Miteinander und die Geselligkeit im Verein freuen. Und nicht nur das: „Die Vielfältigkeit zeichnet uns aus“, sagt Clemens. Von Auftritten beim Fasching zu klassisch-geistlichen Konzerten sei alles dabei und decke eine große Bandbreite an Liedgut ab.
DK
Baringer Kirchenkonzerte: 35 verschiedene gab es bislang.
Schlossfest: Vielfältige Auftrittsformen sind ein Markenzeichen des Liederkranz.
