Jahresversammlung der WBV
Waldbesitzervereinigung Hemau blickt auf den Holzmarkt und die Europawahl

14.03.2024 | Stand 14.03.2024, 5:00 Uhr
Markus Johannes Bauer

Zum letzten Mal sprach Cornelius Bugl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Regensburg-Schwandorf sein Grußwort. Neben ihm WBV-Vorsitzender Andreas Schmid (v.l.), WBV-Geschäftsführer Josef Achhammer, WBV-Rechnungsführerin Tanja Dirrigl und WBV-Mitarbeiter Tobias Boßle. Foto: Bauer

„Die Beschlüsse der EU wirken sich eins zu eins auf die Waldbesitzer aus.“ Das stellte bei der Jahresversammlung der Waldbesitzervereinigung (WBV) Hemau neben dem Vorsitzenden Andreas Schmid auch Ruschen Cetinköprülü fest, der in seinem Referat zum Thema „Schadholz-Management und der Einfluss der veränderten Waldstrukturen auf die zukünftigen Holzwarenströme“ informierte.

Mit Blick auf die anstehende Europawahl empfahl Schmid, mit Kandidaten persönlich Kontakt aufzunehmen und deren Bezüge zur Land- und Forstwirtschaft zu hinterfragen. „Seit den Bauernprotesten rufen Europaabgeordnete nun wenigstens beim Bauernverband an“, erklärte der Vorsitzende.

Den Bericht zum Geschäftsjahr 2022/23 trug WBV-Geschäftsführer Josef Achhammer vor. Zunächst ging er auf das Wetter ein. 2023 war ein niederschlagsreiches Jahr – 690 Millimeter, 150 mehr als im Vorjahr. Doch es habe vor allem im März und April sowie im August und im Herbst geregnet, dazwischen lag, so Achhammer, „eine lange und bedenkliche Trockenperiode mit extrem hohen Temperaturen“. Daher sei es oft schwierig gewesen, das Holz aus dem nassen Wald zu schaffen.

Gravierende Änderung bei der Holzvermarktung



Die Anzahl der Mitglieder pendelte sich bei 1005 ein mit einer Waldfläche von 8250 Hektar – 35 Hektar mehr als im Vorjahr. Eine gravierende Änderung gab es bei der Holzvermarktung: Fichte Kurzholz legte kräftig zu, Fichte Langholz ging zurück, auch die Hackschnitzel erfreuten sich guter Nachfrage. Mit Bedauern stellte der Geschäftsführer fest, dass der letzte Polder für Papierholz abgeholt wurde.

Insgesamt wurden 26900 Festmeter Holz vermarktet – 4600 weniger als zuvor. Der Harvester hatte 47 Einsätze und erntete dabei 7018 Festmeter Holz. Im Rahmen von 40 Waldpflegeverträgen kümmert sich die WBV um 495 Hektar Wald von Privatwaldbesitzern, Kirchenstiftungen und der Stadt Hemau. Einen Wandel gab es bei der Forstpflanzenvermittlung – insgesamt 52730 Stück. Der Laubholzanteil betrug 58 Prozent, der Nadelholzanteil 42 Prozent. Darüber hinaus berichtete Achhammer über viele Veranstaltungen – Waldbauernball, Schulungen, Infofahrt, Waldtag in Kelheim sowie Infoveranstaltungen.

Das Totengedenken galt dem im vergangenen September gestorbenen Martin Stephan aus Waltenhofen, der von 1991 bis 2006 dem WBV-Vorstand angehörte, davon zehn Jahre als stellvertretender Vorsitzender.

Fachreferat zum Schadholz-Management



Einstimmig votierten die Mitglieder für den von WBV-Rechnungsführerin Tanja Dirrigl vorgelegten Haushaltsvoranschlag 2023/24. Zum jüngst geschehenen Holzdiebstahl in Bachleiten wurde der Tipp gegeben, Fotos von verdächtigen Fahrzeugen zu machen, um damit solche Vorgänge aufklären zu können. Im Fachreferat verdeutlichte Ruschen Cetinköprülü von der German-Timber-Company in Aschaffenburg, dass in den vergangenen fünf Jahren die Holzvermarktung schwieriger geworden sei. Die Schadholzmenge, verursacht durch Klimaveränderungen, sei angestiegen und damit vielfach die thermische Verwertung als Biomasse. Auch politische Entscheidungen wie die EU-Biodiversitätsstrategie würden die Holzvermarktung beeinflussen. Sein Unternehmen hat bereits 1990 mit dem Holzexport zum Beispiel in die Türkei begonnen und dafür eine spezielle Logistikkette aufgebaut. Vor allem Spezialholz für Nischenprodukte und -märkte auch in asiatische Länder sei gefragt.

Wandel auch im Tangrintel angekommen



„Auch der Tangrintel wird sich verändern und die Bewirtschaftung hier. Der Wandel ist da, er wird sich noch verstärken, wir werden uns ihm stellen müssen“, sagte der Hemauer Bürgermeister Herbert Tischhöfer (CSU). Zum letzten Mal bei der WBV war Cornelius Bugl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Regensburg-Schwandorf, er tritt in die Freistellungsphase der Altersteilzeit ein. Er blickte auf seine seit 2005 währende Begleitung der WBV Hemau zurück. „Ich war und bin begeistert von der Leidenschaft der WBV-Mitglieder und des WBV-Teams hier.“

„Die Arbeit und Ergebnisse der WBV Hemau sind in Ordnung. Aber wir sind mittendrin in den Herausforderungen, denen wir uns stellen“, erklärte Martina Möhl, Geschäftsführerin des Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberpfalz.