Mit Ketten, Feuer und Masken
Raunachtfreunde Jura frönen in Riedenburg den Bräuchen unserer Ahnen

05.12.2023 | Stand 05.12.2023, 10:38 Uhr

Die Raunachtfreunde Jura stimmten in Riedenburg auf die Raunächte ein. Dem „Capo“ wurde noch der Bart hergerichtet (rechts). Fotos: Patzelt

Dunkle, zottelige Gestalten mit schaurigen Masken haben am Freitag auf dem Riedenburger Marktplatz ihr Unwesen getrieben. Die Mitglieder der Raunachtfreunde Jura zelebrierten eine geradezu höllische Show, die so manchem unter die Haut ging. Sie tanzten als Schreckgestalten wild um das Feuer und machten mit ihren Schellen und Glocken einen ohrenbetörenden Lärm – einzig mit der Absicht, böse Geister zu beschwören und zu vertreiben.

Die gruseligen Gestalten stimmten damit auf die Raunächte ein. Das Spektakel lockte, trotz Schneegestöber und widriger Straßenverhältnisse, eine Menge Zuschauer aus Nah und Fern in die Dreiburgenstadt. Lautstark läuteten die „Kramperl“ ihre Show ein. Aus dem Nebel tauchte Andrea Gabler in ihrem zotteligen Kostüm auf. Sie hatte den „Capo“, wie sie die schaurige Gestalt mit Trachtenhut nannte, Huckepack genommen. „Taucht mit uns ein in ein mystisches Spektakel. Begleitet uns zurück in die Zeit unserer Urahnen. In der Zeit, in der man noch an des Mystische geglaubt und mit der Natur gelebt hat“, begann sie ihre Einführungsrede.

Anschließend ging Gabler näher auf die Raunächte ein. Diese besonderen Nächte würden auf das Mondjahr zurückgehen. Es ist mit 354 Tagen kürzer als das Jahr des Sonnenkalenders mit 365 Tagen. Beim Übergang vom Mond- auf das heutige Sonnenjahr blieben so elf Tage und zwölf Nächte übrig. Die erste Raunacht finde vom 24. auf den 25. Dezember statt. „In dieser Nacht soll man eine Kerze aufstellen und über Nacht brennen lassen – für unsere Ahnen“, wusste Gabler.

Die letzte Raunacht sei dann die Nacht vom 4. Auf den 5. Januar: „Lärm und Streitigkeiten sollte man in der Raunachtszeit vermeiden – denn das lockt die Dämonen an.“ In manchen Gegenden würden die Raunächte allerdings schon in der Nacht „vom bluadigen Dammerl“, der Thomasnacht vom 20. auf den 21. Dezember beginnen. Zum Schluss ihrer Rede gab Gabler den Besuchern noch einige Ratschläge mit auf den Nachhauseweg: „Etwas weniger streiten, einfach mal zur Ruhe kommen. Das Jahr leise ausklingen lassen – einmal alles liegen lassen und sich aufs Wesentliche konzentrieren. Probiert es mal aus.“

Schon ging das Spektakel gleich richtig los. Schaurig glühende Augen, ein höhnisch grinsender Mund, spitze, teilweise abgefaulte Zähne, lange Hörner – einfach furchterregend sahen die Masken aus. Da klang die Bezeichnung „Kramperl“ für die finsteren Gestalten fast schon etwas verniedlichend. Ob sprühende Funken, lodernde Flammen oder eine brennende Streitaxt – die Raunachtfreunde lieferten eine atemberaubende Feuershow. Der Tod als Symbol für das Vergängliche stand für den Lauf des Lebens. Seine Anwesenheit sollte daran erinnern, dass er immer gegenwärtig und stets bereit ist, ins Leben einzugreifen.

Die Hexen kehrten den Schnee weg, um Platz für das Frühjahr zu schaffen. Das „Moosmandl“ hatte die Aufgabe, Licht in den düsteren Wald zu bringen. Und einige „Kramperl“ trugen „an Ross-Schwoaf“ mit sich, mit dem sie die Menschen abwedelten, was Reinigung, Glück und Fruchtbarkeit bringen soll.

Im Grunde stellten die Raunachtfreunde immer das Böse und das Gute gegenüber. Das eine hielt das andere immer wieder zurück, ob durch feurigen Ketten oder auf andere Art und Weise. So lange, bis das Gute die Oberhand behielt – sprich die bösen Gestalten des Winters vertrieben waren. Zugleich hieß man die Segen bringenden Gestalten willkommen.

Die Zuschauer belohnten die klasse Vorstellung der Raunachtfreunde Jura mit reichlich Applaus. Auch Organisatorin Petra Kolbinger vom Riedenburger Tourist-Info-Team zeigte sich angetan: „Es war einfach mal etwas Gegensätzliches zu den normalen Weihnachtsaktionen. Die Mitwirkenden kommen überwiegend aus dem Gemeindebereich und hatten die Gelegenheit, sich hier in Riedenburg vor Publikum zu präsentieren.“

pa