Riedenburg
Großgemeinde verliert weiteren Schützenverein

Niemand will Vorsitz übernehmen: Mitglieder von Falkenhorst Otterzhofen-Perletzhofen beschließen die Auflösung

13.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:44 Uhr

Beim Schützenball im Februar 2020 war kurz vor der dem Ausbruch der Corona-Pandemie die Welt für die Mitglieder des Schützenvereins Falkenhorst Otterzhofen-Perletzhofen noch in Ordnung. Nun verkündete Schützenmeister Günter Gabler (3.v.l.) die Auflösung des Vereins. Foto: Beate Gabler (Archiv)

Riedenburg – Der Schützenverein Falkenhorst Otterzhofen-Perletzhofen wird aufgelöst. Das ergab eine Abstimmung der Mitglieder am Donnerstagabend bei einer außerordentlichen Versammlung, wie der bisherige Vorsitzende, Schützenmeister Günter Gabler, am Montag mitteilte.

Das neuerliche Treffen war erforderlich geworden, weil bei der Jahresversammlung im Juni niemand bereit gewesen war, das Amt des Vorsitzenden zu übernehmen. Daran hatte sich in der Zwischenzeit aber nichts geändert. Das abschließende Abstimmungsergebnis per Handzeichen fiel eindeutig aus: 15 Mitglieder stimmten für die Auflösung des Schützenvereins, zwei waren dagegen und fünf Personen enthielten sich. Die Schießmannschaften werden nun abgemeldet. Allerdings müssen im Zuge der Organisation der Auflösung noch zwei oder drei Versammlungen abgehalten werden. Den Schützenverein Falkenhorst Otterzhofen-Perletzhofen gibt es seit dem Jahr 1960.

Damit verliert Riedenburg binnen gut eines Jahres einen weiteren Schützenverein. Denn im August vergangenen Jahres hatte die St. Georg-Schützen in Eggersberg das gleiche Schicksal ereilt.

Für Schützenmeister Gabler ist das Ende des Vereins auch eine Folge des gescheiterten Baus eines Dorfgemeinschaftshauses (wir berichteten). Dort hätten auch die Falkenhorstschützen eine neue zukunftsträchtige Heimstatt finden sollen. Doch seit der Schließung des letzten Dorfwirtshauses vor sechs Jahren sei der Schützenverein „komplett heimatlos“, wie Gabler sagte. Das Vereinsleben sei seitdem leider immer weniger geworden. Das Aus für das geplante Dorfgemeinschaftshaus habe einen weiteren Rückschlag bedeutet. Dass zu der jüngsten wichtigen Versammlung von den rund 80 Mitgliedern nur 20 gekommen seien, spreche Bände. An diesem Mittwoch will sich der Schützenmeister mit Bürgermeister Thomas Zehetbauer (CWG) treffen, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen.

Der Vorsitzende Gabler, der dieses Amt seit 24 Jahren ausübt, hatte den Mitgliedern zu Beginn des Treffens die drei Alternativen erläutert. Hätte sich ein neues Vorstandsteam gefunden, dann wäre alles weitergegangen wie gewohnt. Die zweite Möglichkeit wäre gewesen, den Verein ruhen zu lassen, allerdings wäre trotzdem ein neuer Vorstand benötigt worden. Die dritte Alternative war die Auflösung.

Gabler wies darauf hin, dass der Schützenverein Falkenhorst Otterzhofen-Perletzhofen derzeit rund 15000 Euro in der Kasse hat. Diese relativ hohe Rücklage hätte eigentlich mit in den Bau des Dorfgemeinschaftshauses investiert werden sollen. Das Geld geht bei einer Auflösung wegen der Gemeinnützigkeit des Vereins an die Stadt Riedenburg über. Eine Spende zum Beispiel an andere Vereine sei wegen der Gemeinnützigkeit leider nicht möglich. Ein Mitglied schlug vor, mit der Kommune eine Vereinbarung zu schließen, um die 15000 Euro zielgerichtet in Otterzhofen und Perletzhofen zu investieren, zum Beispiel in den Bau eines Spielplatzes.

Hätte man den Verein ruhen lassen, hätte das ebenfalls die Einstellung des Schießbetriebs zur Folge gehabt. Allerdings hätte man dennoch einen neuen Vorstand benötigt, alle Posten, außer vielleicht denen des Sportleiters und des Jugendsportleiters, hätten besetzt sein müssen. Zudem hätte jährlich eine Hauptversammlung abgehalten werden müssen.

Der frühere Ortssprecher Sepp Schöberl fragte, ob die Vereinsspitze mit Bürgermeister Zehetbauer wegen des von der Dorfgemeinschaft immer wieder geforderten Umbaus des Feuerwehrhauses zum Dorfgemeinschaftshaus gesprochen habe. Gabler antwortete, dass es hier schlecht aussehe, da die Stadt kein Geld für dieses Projekt habe. Leider sei das Vereinsleben der Schützen nach und nach zum Erliegen gekommen, seit die Schießstätte im Wirtshaus geschlossen sei. Die Corona-Pandemie habe dann zum völligen Stillstand geführt. Zwar seien die Aktiven von Falkenhorst Otterzhofen-Perletzhofen für die Rundenwettkämpfe bei den Schützenbrüdern in Riedenburg gut aufgenommen worden. Allerdings sei vielen Mitgliedern der Weg zum Preis- und Osterhasenschießen zu weit gewesen und es hätten kaum Mitglieder teilgenommen.

Der Sportleiter Josef Schels berichtete, der Verein habe zwei Mannschaften für die Rundenwettkämpfe angemeldet. Hätte der Verein weiterhin bestanden, hätten die beiden Teams aktiv bleiben können. Das ist nun nicht mehr möglich.

Schützenmeister Gabler äußerte sein Bedauern, dass sich trotz der etwa 80 Mitglieder niemand bereiterklärt habe, den Vorsitz zu übernehmen. Gabler erinnerte an die Gründungsmitglieder, die einst gekämpft hätten, um den Verein aufzubauen. Johannes Gabler wurde gefragt, ob nicht er in die Fußstapfen seines Vater treten wolle. Doch Johannes Gabler engagiert sich bereits im Vorstand des Dorfvereins und ließ wissen, dass er keine Zeit habe, um ein weiteres Amt zu übernehmen.

Dennoch gibt Schützenmeister Gabler seine Zuversicht noch nicht ganz auf. Vielleicht findet sich nach der nun getroffenen Entscheidung zur Auflösung des Vereins doch noch ein Mitglied, das den Posten des Schützenmeisters übernimmt, hofft er.

DK/rat