Noch fünf Spieltermine
20 Jahre Altmühlbühne Riedenburg: Ensemble brilliert mit dem Stück „Der Penner Paul“

27.11.2023 | Stand 28.11.2023, 9:36 Uhr

Bauunternehmer Schneider muss für das Mitspielen von Paule und Pauline ordentlich was springen lassen. Fotos: Göthel

20 Jahre Altmühlbühne Riedenburg, das muss gefeiert werden – am besten mit einer Extraportion Spielfreude auf den Brettern, die den Laienschauspielern die Welt bedeuten, und vor einem begeisterten Publikum. Genau das ist dem Ensemble um Regisseurin Bettina Mansdorfer mit dem Dreiakter „Der Penner Paul“ von Norbert Tank ausgezeichnet gelungen.

Gespannt verfolgten die Zuschauer im bis zum den letzten Platz besetzten Fuchsstadl , was dem gutmütigen, aber sehr gewitzten Landstreicher Paul und seiner Gefährtin Pauline an deren neuem Lagerplatz so alles widerfährt.

Eine idyllisches Fleckchen Erde

Eine Szene wie aus dem Bilderbuch: ein gepflegter Garten neben einem schmucken, aber etwas in die Jahre gekommenen Bauernhäuschen. Es ist früh am Morgen, aus dem kleinen Hühnerstall in der Ecke des Gärtchens ist noch nichts zu hören – aber hinter einem Strauch rührt sich schon was. Landstreicher Paul (Max Riedl) ist bereits auf den Beinen und trifft Vorbereitungen für ein ausgewogenes, zusammen stibitztes Frühstück, während seine Gefährtin Pauline (Caroline Paulus) noch im Versteck schlummert.

Beim Frühstück werden die beiden dann schnell unterbrochen – sie verstecken sich hastig vor der Bäuerin Herta (Kathrin Schmied) und ihrer Nichte Maria (Lena Moor), die nun ebenfalls ihr Frühstücksei genießen wollen. Aber auch die Damen bleiben nicht lange sicher vor eher unliebsamem Besuch: Nachbarin Fanni (Lisa Angerer), ist nie um einen Ratsch verlegen und weist einen beeindruckenden Rückstand beim Bezahlen von Hertas Eiern auf. Maria dämmert langsam, dass ihre Tante Herta viel zu gutmütig ist. Sie beschließt, der dreisten Fanni genauer auf die Finger zu schauen und ein Auge auf den Hühnerstall zu haben, denn zwei Hennen können neuerdings Geld legen und alle scheinen unglaublich verfressen zu sein.

Paul soll verschollenen Bruder spielen



Die richtig unangenehmen Gesellen betreten Hertas Grund und Boden jedoch erst verstohlen, als die Luft – so denken sie zumindest – rein ist. Der korrupte Bürgermeister (Otto Hell) begutachtet zusammen mit dem schmierigen Bauunternehmer Schneider (Jürgen Rieger) und dessen Sekretär Robert (Florian Schöberl) Hertas Hof und Ländereien. Die wollen sie der älteren Dame für viel zu wenig Geld abluchsen. Paul und Pauline, die alles mitgehört haben, werden leider von Robert bemerkt und so kurzerhand vor den Karren gespannt. Paul soll den seit 20 Jahren verschollenen Bruder von Herta spielen, der dem Grundstücksverkauf zustimmen muss.

Der gewiefte Paul scheint die Rolle nur allzu gern anzunehmen und handelt für sich und Pauline neue Kleidung, ein stattliches Auto und Anteile am Gewinn heraus. Fanni lauert indessen mit gespitzten Ohren hinterm Gartenzaun und beginnt ihr eigenes Süppchen zu kochen, genau wie Robert, der ein Auge auf Maria geworfen hat und mit allen Mitteln versucht, sie für sich zu gewinnen.

Durchschaut Nichte Maria die Machenschaften von Bürgermeister und Bauunternehmer? Helfen Paul und Pauline wirklich den korrupten Fieslingen? Und kann Robert mit grauenvoll-schmalzigen Gedichten bei Maria landen?

Schauspieler geben alles



Der Zuschauer fiebert vom ersten Akt an mit Herta mit, die immer das Gute im Menschen zu sehen scheint. Kathrin Schmied haucht der älteren Dame gekonnt eine große Liebenswürdigkeit ein, so dass der Zuschauer inständig hofft, dass das Komplott gegen sie irgendwie abgewendet wird – vielleicht durch die schlaue, misstrauische Maria? Theaterküken Lena Moor verkörpert sehr glaubwürdig die junge Studentin, die sich für ihre Tante mit jedem anlegt – besonders gern mit Nachbarin Fanni. Lisa Angerer hat allein schon durch ihr dreistes Auftreten und die freche Klappe das Publikum sofort auf ihrer Seite.

Schelmisch, liebenswürdig, aber auch etwas undurchsichtig gibt Max Riedl den Penner Paule, der es, das ist von Anfang an klar, faustdick hinter den Ohren hat und seine Pauline immer wieder überrascht. Caroline Paulus schafft Paulines Verwandlung von der Landstreicherin zur feschen Dame mit Leichtigkeit.

Otto Hell lässt sich als korrupter Bürgermeister vom größenwahnsinnigen Bauunternehmer Schneider herrlich die Butter vom Brot nehmen. Jürgen Rieger gibt den Baulöwen so prägnant schmierig und cholerisch, dass man das Ekel schon vom ersten Moment an nicht leiden kann. Florian Schöberl überzeugt mit urkomischer Mimik wieder einmal als unbeholfener Galan, besonders amüsant sind seine poetischen Ausdrucksversuche.

Vier Darsteller zum ersten Mal dabei

Zu erwähnen ist, dass Hell, Angerer, Moor und Rieger dieses Jahr zum ersten Mal auf der Theaterbühne stehen und durch die Bank als Darsteller überzeugen. Übrigens wartet die Altmühlbühne zum 20-Jährigen noch mit einer Überraschung auf, die hier natürlich nicht verraten wird. Neben der Leistung der Schauspieler tut die Liebe zum Detail bei Maske, Kostümen und Bühnenbild ihr Übriges, macht es dem Zuschauer leicht, in das Stück einzutauchen. Besonders hervorzuheben ist die Bühnenmalerei von Günther Schlagbauer mit Tochter Tanja und Enkelin Lorena, die ein gigantisches idyllisches Landschaftsgemälde gezaubert haben.

Noch fünf weitere Spieltermine – Karten bei der Touristinfo



Bei wem jetzt die Lust auf Drama, Intrigen, viel Witz, böse Buben, schrullige Nachbarinnen, gewiefte Herumtreiber ,liebenswerte Damen und vieles mehr geweckt wurde, der hat noch fünfmal die Chance „Der Penner Paul“ zu sehen. Die weiteren Vorstellungen sind am Freitag, 1. Dezember, um 19.30 Uhr, Samstag, 2. Dezember, um 19 Uhr, Sonntag, 3. Dezember, um 18 Uhr, sowie am Freitag, 8. Dezember, um 19. 30 Uhr und Samstag, 9. Dezember, um 19 Uhr. Restkarten gibt es bei der Touristinfo im Haus des Gastes. Erwachsene zahlen 14 Euro, Kinder bis 14 Jahre acht Euro.