Anno dazumal
Stadttor musste breiten Kutschen weichen: Portal an der Spitalbrücke in Eichstätt wurde 1816 abgerissen

07.10.2023 | Stand 07.10.2023, 13:00 Uhr

Das Relief am Böckhaus an der Spitalbrücke zeigt das ehemalige Spitaltor nach einer Zeichnung von Bauinspektor Jordan Maurer. Das Tor mit Wachlokal wurde 1816 abgebrochen. Foto: Ettle

Es machte schon einen prächtigen Eindruck: das Tor zum Dom, zur Residenz und zur Altstadt an der Spitalbrücke. Das Portal an der Altmühl musste im Jahr 1816 allerdings weichen, da die Fuhrwerke immer breiter und schwerer wurden und nicht mehr hindurchpassten. Zum Glück griff Jordan Maurer damals zu Feder und Tusche und stellte eine originalgetreue Zeichnung her. Sie befindet sich noch heute in der Sammlung des Historischen Vereins in Eichstätt.

Maurer war der letzte fürstbischöfliche Hofbaumeister und dann Bauinspektor der Herzöge von Leuchtenberg. Erneuert worden war das Tor mit Wachhaus und Zollstelle im Jahr 1673 unter Fürst Marquard II. Schenk von Castell (Bischof von 1637 bis 1685). Sein Augenmerk galt dem Wiederaufbau der Stadt nach den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648). Dazu zählen etwa die Schutzengelkirche, das Jesuitenkolleg, die Hofmühl und eben das prächtige Spitaltor. Ein Relief an der Südmauer am Haus, das früher „beim Konditor Böck“ genannt wurde, gibt einen Eindruck vom Aussehen des Spitaltors. Dieses Relief war im Jahr 1907 vom Augsburger Stuckateur Knecht nach der Zeichnung von Jordan Maurer angefertigt worden. Nach dem letzten Krieg zeigte sich das Bild beschädigt und machte keinen guten Eindruck. Der Stuckateur im städtischen Bauamt, Gustav Ferstl, renovierte das Relief und frischte die über die Jahrzehnte verblassten Farben auf.

Das Eingangstor in die Bischofsstadt



Die Spitalbrücke ist ein wichtiger Zugang zur Altstadt. Wer über sie schreitet, hat vor sich auf der östlichen Seite die prunkvolle Westfassade des Domes, auf der anderen Seite die Willibaldsburg hoch oben auf dem Berg. Das Brückenbauwerk hat eine lange Geschichte. Vor dieser ersten Steinbrücke war ein hölzerner Flussübergang vorhanden. Die erste steinerne Brücke über die Altmühl an der Stelle wurde unter Bischof Gunde-kar II. (1057 bis 1075) gebaut und hielt rund 800 Jahre. Am 29. Januar 1789 wurde die Brücke durch einen Eisstoß beschädigt.

Am 3. November 1883 übergaben die Bauleute eine markante eiserne Brücke mit hohem Gestänge dem Verkehr, die auf alten Fotografien wie ein Ungetüm wirkt. Sie gefiel den Eichstättern nicht und wurde „als Verunzierung des Stadtbilds“ bezeichnet. Im Zuge der Flussregulierung demontierte man das Eisengestänge. 1928 entstand die neue Brücke mit einem Mittelpfeiler. Die Segnung nahm nach fünfmonatiger Bauzeit am 14. Oktober 1928 Bischof Leo Ritter von Mergel (1905 bis 1932) vor.

Diese Spitalbrücke sollte genau 17 Jahre halten. In den Frühstunden des 25. April 1945 ist die Brücke von deutschen Soldaten in die Luft gejagt worden. Man hoffte, dadurch die anrückenden amerikanischen Soldaten aufhalten zu können. Die Stadt ließ oberhalb des ehemaligen Schlachthofs einen Notsteg bauen. Das Provisorium musste bis zum Sommer 1950 ausreichen. Erst dann konnte Bischof Joseph Schröffer (1948 bis 1967) den neuen Flussübergang segnen.

Kurzlebige Brückenbauten über die Altmühl



Die Brücke, wie sie heute dasteht und überquert wird, mit dem heiligen Nepomuk in Blickrichtung Sankt Walburg, auf der anderen Seite mit dem kleinen „Aussichtsbalkon“ und dem mit dem Finger zeigenden Bischof des Künstlers Wieland Graf, bekam am 28.September 1983 den Segen durch den damaligen Dompfarrer Franz Scherb und den früheren evangelischen Stadtpfarrer Friedrich Rusam. In einer Kutsche fuhren Landrat Konrad Regler und Oberbürgermeister Ludwig Kärtner über die neue Brücke. Sie kostete ziemlich genau eine Million Mark, war vom Landkreis gebaut worden, und ging am 1.Januar 1986 in den Besitz der Stadt Eichstätt über.

EK