Eichstätt
Große Empörung im Jurahausverein wegen Abriss in Hofstetten

„Abbruch ist ein verheerendes Signal“ – Jahresversammlung der Mitglieder

03.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:38 Uhr

Nur noch Schuttberge sind vom Jurahaus in der Schlossstraße in Hofstetten übrig. Foto: Meixner

Eichstätt – Bei der Jahresversammlung des Jurahausvereins berichtete die Vorsitzende Eva Martiny von den Aktivitäten des vergangenen Jahres, die sie in Bildern Revue passieren ließ. Ein Großteil der Veranstaltungen habe trotz Pandemie stattfinden können, wenn auch mit organisatorischer Umplanung. So seien Führungen im Rahmen der „Tage der offenen Jurahäuser“ teilweise nach draußen verlegt, die Häuser nur in Kleingruppen betreten worden.

Die drei vorgesehenen Ausstellungen im Museum Das Jurahaus in Eichstätt hätten stattgefunden, allerdings musste auf die Vernissagen verzichtet werden. Besonders hob Martiny die Puppenausstellung „Vorhang Auf!“ von Helli Kleinholz hervor, die zahlreiche Besucher angelockt und die die Künstlerin spontan mit Angeboten für Kita-Gruppen ergänzt habe.

Ein weiteres Highlight sei die Ausstellung „Jura“ mit Zeichnungen von Stefan Pfättisch gewesen, die im Rahmen des Eichstätter Kulturherbstes „Stadt.Land.Kunst“ sehr gut besucht gewesen sei. „Wir hoffen, dass diese Reihe auch heuer wieder stattfinden kann, und haben im Herbst einen hochrangigen Künstler zu Gast mit einer Ausstellung“, verriet Eva Martiny. „Schmerzhaft war, dass wir wegen der Beschränkungen, denen teilweise auch die Buchhandlungen unterworfen waren, weit weniger unserer Jurahaus-Hefte verkauft haben als in den anderen Jahren.“

Dem Verein fehlenEinnahmen

Einnahmen, die fehlen, vor allem im Hinblick auf das große Vorhaben, das die Finanzen des Vereins gewaltig strapazieren wird: die statisch-konstruktive Instandsetzung des Jurahaus-Ensembles in Mörnsheim, erbaut 1416 und 1723. Der Verein hatte während des Vorprojekts viele Arbeitsstunden in die beiden Gebäude investiert, um sie von Heraklitverkleidungen und Hangschutt zu befreien. Ein „Volunteers-Tag“ in Zusammenarbeit mit dem Verein Kulturerbe Bayern habe viel geleistet. Eva Martiny verwies zudem auf das vor wenigen Wochen erschienene neue Heft „Das Jurahaus“ Nr. 28, in dem auch drei Beiträge zu den beiden Jurahäusern in Mörnsheim zu finden sind.

Ein Schwerpunkt des Berichts der Vorsitzenden war die neue Online-Plattform auf der Internetseite des Vereins „Jurahäuser in Not“. Binnen weniger Wochen hätten sich 41 Meldungen angehäuft, darunter 19 von denkmalgeschützten Jurahäusern.

In die Erläuterungen dazu platzte die Nachricht, dass das Jurahaus in der Schlossstraße in Hofstetten abgebrochen worden ist. „Ewig schade für den Ort“, meinte Vorstandsmitglied Christian Meixner, der sich für den Erhalt des Gebäudes eingesetzt hatte. „Der barocke Dachstuhl und die seit der Bauzeit unveränderte Fenstergröße hätten das Gebäude zu einem besonderen Schmuckstück gemacht. Eine Sanierung wäre auch wirtschaftlich möglich gewesen, da es Zuschüsse über die Dorferneuerung und für die energetische Sanierung gegeben hätte.“ Aber die Eigentümer hätten sich wohl nicht ernsthaft mit einer Instandsetzung auseinandergesetzt. Bereits vor einem Gutachten im Rahmen der Dorferneuerung, das sich für den Erhalt aussprach, seien Neubaupläne präsentiert worden.

„Kein nachhaltiges Konzeptin Hofstetten“

Als „Armutszeugnis“ bezeichnete Eva Martiny die Zustimmung des Gemeinderats von Hitzhofen zu dem Abbruch: „Auch wenn die Gemeinde nicht Genehmigungsbehörde ist: Das ist ein verheerendes Signal. Die Gemeinde hat es versäumt, ein zukunftsweisendes und nachhaltiges Konzept für den Erhalt wertvoller historischer Bausubstanz zu entwickeln.“ Denn dann gebe es weitere attraktive Fördermittel. „Die Rechnung, ein Neubau sei billiger als der Erhalt des historischen Gebäudes, ist nicht nur wegen der oben genannten Fördermöglichkeiten falsch. Der CO2-Ausstoß ist bei Abbruch und Neubau um vieles höher als bei Ertüchtigung eines Hauses. Die Zementindustrie ist einer der größten CO2-Emittenten weltweit.“ Ebenso wichtig sei der Aspekt der Vernichtung eines Teils der Ortsgeschichte und des bedrohten Haustyps Jurahaus.

Eva Martiny wies noch darauf hin, dass Klaus Staffel heuer wieder ein originalgetreues Modell eines Jurahauses als Bastelbogen entworfen hat: das Winterbauer-Anwesen in Gaimersheim, heute Marktmuseum.

Wie weiter mitgeteilt, übernimmt der Germanist Markus Herrmann während der Sommersaison die Betreuung des Museums. Das Jurahaus an den Wochenenden. Die Öffnungszeiten sind Mittwoch 9 bis 12 Uhr, Donnerstag, Freitag und Samstag 14 bis 17 Uhr und Sonntag 14 bis 16 Uhr. Die Plattform „Jurahäuser in Not“ ist erreichbar unter www.jurahausverein.de/jurahaeuser-in-not.

EK