Auswirkungen des Klimawandels
Bäume im Hofgarten im Blick: Geografen der KU stellen frühere Blattentfaltung fest

27.01.2024 | Stand 27.01.2024, 17:19 Uhr

Die Geografie-Studentinnen Ronja Rosenlöcher (links) und Lucy Fucke untersuchen im Eichstätter Hofgarten den Entwicklungsstand von Bäumen und Sträuchern. Foto: Klenk/upd

Das Jahr 2023 hat klimatisch alle Rekorde gebrochen. Auch in den Daten der Messstation der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) spiegelt sich diese Tendenz wider. Die klimatischen Veränderungen haben vielfältige Auswirkungen auf die Natur, wie phänologische Beobachtungen der Geographen der KU zeigen.



Das Jahr 2023 hat klimatisch alle Rekorde gebrochen – das wärmste seit Beginn der offiziellen Wetteraufzeichnungen laut dem Deutschen Wetterdienst, sogar das wärmste Jahr seit mindestens 125000 Jahren, so der EU-Klimawandeldienst Copernicus Climate Change Service. Auch in den Daten der Messstation der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) spiegelt sich diese Tendenz wider. Und die klimatischen Veränderungen haben auch vielfältige Auswirkungen auf die Natur, wie phänologische Beobachtungen der Geographen der KU zeigen.

Milde Winter sorgen für frühere Pollenbelastung

Die Klimaerwärmung hat unter anderem eine frühere Blattentfaltung und Blüte von Pflanzen zur Folge. „Dies führt dazu, dass die Pollensaison aufgrund der milden Winter sehr früh beginnt und bereits im Januar allergische Reaktionen bei den Betroffenen entstehen können“, erläutert Susanne Jochner-Oette, Inhaberin der Professur für Physische Geographie/Landschaftsökologie und nachhaltige Ökosystementwicklung. Mit ihrem Team untersucht sie die Auswirkungen des Klimawandels auf die Pflanzenentwicklung in Eichstätt und leitet inzwischen das Netzwerk der Internationalen Phänologischen Gärten (IPG) für ganz Europa.

Der Forschungszweig der Pflanzenphänologie beschäftigt sich mit Wachstums- und Entwicklungserscheinungen der Pflanzen, welche wiederkehrend zu beobachten sind. Dabei werden die Eintrittszeitpunkte von Blattentfaltung, Blüte, Fruchtreife, Laubverfärbung oder Laubfall notiert, um beispielsweise Aussagen über den Einfluss der Temperatur ableiten zu können. Da die Eintrittszeitpunkte stark mit der Temperatur in Verbindung stehen, kann bei Betrachtung längerer Zeiträume auch der Einfluss des Klimawandels auf die Vegetation abgeschätzt werden.

Hundert Bäume und Sträucher unter Beobachtung



Wissenschaftlerinnen der Geographie beobachten mit Unterstützung von Studierenden etwa alle drei Tage die phänologische Entwicklung in Eichstätt. Unter Beobachtung stehen etwa hundert Bäume und Sträucher im Hofgarten. Diese stammen aus Europa, Nordamerika und Asien. Weitere Pflanzen werden im Kapuzinergarten, vor der Mensa und rund um die Universitätsbibliothek untersucht. An der Bibliothek befindet sich seit Juli 2023 nun auch ein Internationaler Phänologischer Garten.

Hohe Pollenbelastung im Jahr 2023



Im Jahr 2023 markierte der 31. Januar den Beginn der Blütezeit der Hasel und somit den Start der Vegetationsperiode. Der Vorfrühling wurde drei Tage früher als noch im Jahr 2022 und sogar 13 Tage früher als 2021 eingeläutet. „Zurückzuführen ist dies auf die milden Temperaturen im Januar“, erläutert Susanne Jochner-Oette. Auch die Niederschläge fielen im Januar mit 11,6 Millimetern und im Februar mit 15,2 Millimetern deutlich geringer aus als in den Vorjahren. Aufgrund dieser Bedingungen wurden die Pollen weniger aus der Luft ausgewaschen und führten zu einer hohen Pollenbelastung.

Der April präsentierte sich dagegen mit einer Durchschnittstemperatur von 8,1 Grad Celsius etwas zu kühl im Vergleich zur Referenzperiode, was sich auch im späteren Beginn der Forsythienblüte widerspiegelte. Der Start der Blüte, der auch den Erstfrühling einläutet, erfolgte im Jahr 2023 erst am 26. März und somit zehn Tage später als noch im Jahr 2020. Mit dem Beginn der Blüte der Sommerlinden wurde der Hochsommer bereits am 24. Mai eingeleitet. Der Juni und Juli setzen mit insgesamt 53 Sommertagen (Höchsttemperatur von mindestens 25 Grad) und 18 heißen Tagen (Höchsttemperatur von mindestens 30 Grad) den Trend von heißen und trockenen Sommern in Mitteleuropa fort. So wurde die Fruchtreife des Holunders, die den Beginn des Frühherbstes markiert, bereits am 9. August erfasst.

Blattverfärbung ab Ende September

Ab dem 25. September wurde auch die Blattverfärbung der Stiel-Eiche beobachtet. Mit dieser Phase beginnen der Spätherbst und das Ende der Vegetationsperiode. „Jedoch ist eine frühe trockenheitsbedingte Verfärbung der Blätter keine Seltenheit, gerade in den letzten Jahren“, so Jochner-Oette. Im Gegensatz dazu war der Laubfall bei vielen Bäumen im Hofgarten sehr spät zu beobachten.

Der erste Frost – wichtiger Faktor für Blattverfärbung und Blattfall – ereignete sich am 1. Oktober und damit über einen Monat früher als im Vorjahr. Der phänologische Winter wurde am 18. November durch den Blattfall der Stiel-Eiche festgestellt. „Ziel ist nun, eine noch längere Datenreihe unserer Beobachtungen zu generieren, um Veränderungen besser abschätzen zu können.“

upd