Kösching
„Wir wünschen ihm gesundes Wiedersehen...“

Die Kriegsschicksale Köschinger Lehrer: Wolfgang Bauer

31.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:43 Uhr
Friedrich Lenhardt

Er starb am 9. Oktober 1941 im Alter von 35 Jahren: Wolfgang Bauer. Foto: Lenhardt (Repro)

Von Friedrich Lenhardt

Kösching – Wolfgang Bauer wurde am 13. April 1906 als Sohn von Georg und Babette Bauer in Ingolstadt geboren. Er kam als Schulamtsbewerber nach Kösching und wurde zum 1. August 1935 zum Hilfslehrer ernannt. Das gab ihm die notwendige Sicherheit zur Gründung einer Familie. Zu Weihnachten 1935 heiratete er Käthi Kolb, die Tochter des letzten Bachbräu von Kösching.

1936 musste er den herrschenden Machtverhältnissen Folge leisten und das Gauschulungslager des Nationalsozialistischen Lehrerbundes (NSLB) in Neukirchen besuchen. So erwarb er in den Augen der Machthaber die Voraussetzung, im Juli 1936 zum stellvertretenden Schulleiter der unter Hanns Kröner zusammengelegten Mädchen- und Knabenschule ernannt zu werden.

Im Gegenzug hatte er als Leiter der Jugendgruppe im NSLB und als Schulwart des VdA, des Volksbundes für das Deutschtum im Ausland, die Kundgebung am Tag der deutschen Schule zu leiten. Was als bemerkenswertes Ereignis in der Schulchronik vermerkt wurde: „Hilfslehrer Bauer hielt eine Ansprache und verlas die Botschaft. Die Nationallieder und ein Siegheil auf den Führer beendeten die Feier.“ Gleich darunter klebte der Chronist die Geburtsanzeige von Wolfgang und Käthi Bauers kräftigem und gesundem Töchterchen Winfrieda ein.

KdF-Laienspielgruppe übernommen

Im März 1937 übernahm der junge Vater die Kraft-durch-Freude-Laienspielgruppe, die aus dem Volksverein „Alpenrose“ geworden war. Mit dieser Laienspielschar nahm er als deren Leiter am „Dorfgemeinschaftsabend der KdF bei Amberger“ teil. Sein Schulleiter spielte Klavier. Sein Kollege trat dabei mit dem Gesangverein auf. Die Machtergreifung, auch auf dem Gebiet der Kultur, war erkennbar abgeschlossen.

Im April 1937 wurde Bauer zur militärärztlichen Untersuchung in Ingolstadt für einen Tag beurlaubt. Nach der Prüfung durch den Bezirksschulrat Jungwirth rückte der Hilfslehrer zum Lehrer auf, musste aber zur ersten Übung nach Brannenburg einrücken. Im Frühjahr 1938 war die zweite Übung. 1939 nahm er noch an der Wehrversammlung im Gasthof Heidl teil, dann wurde er mit Kriegsbeginn mobilisiert und im Kampf gegen Polen eingesetzt. Der Krieg ließ ihn seitdem nicht mehr los. Auf Fronturlaub besuchte er seine Köschinger Klasse. Dazu notierte Kröner in die Schulchronik: „Gefreiter Bauer sieht sehr gesund aus und befindet sich zur Zeit an der Westfront. Wir wünschen ihm gesundes Wiedersehen nach einem glänzenden Sieg.“

Schwer verwundet im Kriegslazarett

Der Wunsch ging nicht in Erfüllung, wie die Schulleitung zu beichten hatte: „Juli 1940, Lehrer Bauer liegt sehr schwer verwundet im Kriegslazarett zu Laon, dann in Graz, nun in München, Sonderlazarett für Hirnverletzte.“ Ende 1940 war er ein letztes Mal daheim, „Frontkämpfer Bauer erzählt Kriegserlebnisse“. Im Juni 1941 wird sein zweites Kind geboren, die Tochter Katharina. Im Juli wurde er zum Unteroffizier befördert, „das EK II und das silberne Verwundetenabzeichen schmücken seine Brust“. Und gleich darauf: „1941. 9. 10. Berufskamerad Lehrer Bauer Wolfgang, der sich aufgrund seiner Kriegsverletzung in einem Münchener Krankenhaus einer Operation unterziehen mußte, ist gestorben.“

Ein Stecksplitter im Gehirn

Der Akt „Kriegstote“ im Gemeindearchiv fasst sein kurzes Leben korrekt zusammen: „Bauer Wolfgang, Kösching HsNr. 88, verh. 2 Kinder Bauer Winfrieda 12. 11. 36, Bauer Gertrud Katharina 8. 6. 41, ist an Folgen einer am 6. 6. 1940 in Frankreich erlittenen Verwundung (Stecksplitter im Gehirn) am 9. 10. 1941 zu München Reservelazarett III, Teillazarett städt. Krankenhaus München-Schwabing verstorben.“

DK