Großmehring
Tischlein deck dich-Aktion

Nachbarschaftshilfe und Gemeinde Großmehring laden am 14. Januar in die Nibelungenhalle ein

26.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:53 Uhr

Braten mit Blaukraut steht unter anderem auf dem Plan des gemeinschaftlichen Essens für Menschen mit weniger Geld in der Nibelungenhalle Großmehring. Zur Auswahl für das geplante Drei-Gänge-Menü steht aber auch Gemüse-Lasagne. Foto: imago

„Tischlein deck dich.“ So steht es auf dem Flyer, den die Gemeinde Großmehring in Zusammenarbeit mit der Nachbarschaftshilfe St. Wolfgang entworfen hat. Gemeint ist damit ein Mittagessen der ganz besonderen Art, das die beiden Institutionen für Mitte Januar geplant haben und das sich an Menschen aus dem Gemeindegebiet richtet, die aktuell finanzielle Probleme haben.

„Das Ganze ist ganz sicher keine Armenspeisung und schon gar keine Suppenküche“, sagt Großmehrings Bürgermeister Rainer Stingl. „Im Gegenteil. Was wir wollen ist einfach, Menschen die es in dieser für uns alle schwierigen Zeit härter getroffen hat als andere, die Gelegenheit geben, einmal essen zu gehen. Schämen braucht sich dafür ganz sicher keiner. Denn, seien wir mal ehrlich, die Preissteigerung kommt bei uns allen an. Nur trifft sie manche eben schlimmer als andere.“

Vor einigen Wochen schon sei die Nachbarschaftshilfe mit der Idee zum Tischlein deck dich auf ihn zu gekommen. Man habe dann überlegt, ob es in Großmehring Bedarf gäbe. Der Blick auf die nackten Zahlen machte klar: Ja, es gibt ihn.
Über zehn Prozent der Menschen, so besagt es eine Statistik des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, waren in der Region Ingolstadt zu der auch Großmehring gehört schon 2020 von Armut betroffen. Seither, so legen Zahlen des Bundes nahe, sind es eher mehr als weniger geworden. Die Inflation, gestiegene Energiekosten, Kurzarbeit und vieles andere mehr geben den Zahlen recht.

Das Angebot in Großmehring richtet sich daher an all jene, die es aktuell besonders schwer haben: An Bezieher von Sozialhilfe oder Hartz IV – dem künftigen Bürgergeld – an Empfänger von Wohngeld, Menschen mit Mindestrente oder Bürger, die einen Bezugsschein für die Tafel haben. „Wir möchten den Leuten einfach ermöglichen, ein paar schöne Stunden zu verbringen. Einmal unbeschwert genießen zu können und im Grunde einen Restaurantbesuch zu erleben, den sie sich sonst nicht leisten könnten“, sagt Stingl.

Wie viele Menschen am Ende kommen werden, kann der Bürgermeister indes nicht sagen. „Ich weiß ganz einfach nicht, wie viele bei uns in Großmehring unter die genannten Voraussetzungen fallen. Man sieht es den Leuten ja nicht an und das ist auch gut so“, sagt er und versichert, das es ihm sehr am Herzen liegt, dass sich niemand schäme, das Angebot anzunehmen. „Seien wir uns ganz ehrlich: Jeder von uns kann in die Lage kommen, wo wenig und manchmal auch zu wenig Geld da ist. Das ist kein Stigma, nichts, wofür man sich schämen müsste. Deshalb hoffe ich ganz persönlich, dass sich viele Menschen anmelden, dass sie kommen und einfach die Zeit genießen. Natürlich wäre es schöner, wenn wir solche Angebote nicht bräuchten und wenn es allen Menschen in unserem Land auch finanziell gut gehen würde. Fakt ist aber, dass das nicht so ist und deshalb möchten wir gerne ein klein bisschen Hilfe leisten.“

Hilfe von Seiten der Gemeinde kann Stingl sich auch in einem anderen Zusammenhang vorstellen: „Wenn wir Menschen haben, die bereit wären eine Einrichtung wie die Tafel, einen Bürgerladen mit sozialem Hintergrund oder etwas Ähnliches zu gründen, dann wäre die Gemeinde sicherlich dabei und würde Anschubhilfe leisten. Organisieren können wir das als Gemeinde nicht. Dafür braucht es einen Verein. Räumlichkeiten oder Ähnliches würden sich aber sicherlich finden lassen“, sagt er und versichert, dass er jederzeit ein offenes Ohr für solche Ideen habe: „Wir sind eine Gemeinde im Guten wie im Schlechten und ich glaube, dass es ganz wichtig ist, sich gegenseitig zu helfen und eben auch sagen zu dürfen wenn man Hilfe braucht. Daraus darf kein Stigma entstehen, denn treffen kann es am Ende jeden von uns.“

Auf den Tisch der hübsch hergerichteten Galerie der Nibelungenhalle kommt am 14. Januar übrigens ein Drei-Gänge-Menü aus Pfannkuchensuppe, gemischtem Braten mit Blaukraut und Knödeln oder wahlweise Gemüse-Lasagne und Kaffee und Kuchen.

Anmelden kann man sich im Pfarrbüro unter Telefon (08407) 225 sowie bei der Nachbarschaftshilfe St. Wolfgang unter Telefon (08407) 939499. Alle Anmeldungen unterliegen selbstverständlich dem Datenschutz.

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