Sepp Hartl sprudelt nur so vor Energie und neuen Ideen. Und hat dabei einiges zu erzählen. Mit ihm wird es gleich gar nicht langweilig. Diejenigen, die ihn seit Jahrzehnten als Organist, freiberuflichen Musiklehrer und Konzertorganisator kennen, wissen das freilich längst. Im Moment ist Sepp Hartl wieder mal im Dauereinsatz in Sachen Musik. Hier mal alle favorisierten Musiker für das nächste Jahr bei den festlichen Konzerten auf dem Kalvarienberg gewinnen und buchen, da mal für die Kammerkonzerte im Haus St. Pankraz in Karlskron das passende Motto finden.
Zwischendrin läutet immer wieder sein Telefon. Jetzt geht es um die später stattfindende Probe des Jugendblasorchesters Donaumooser Land mit gut 20 Burschen und Mädels. Gleich noch hinterher kommt die Anfrage aus der Nachbarpfarrei, ob er denn kurzfristig bei einer Beerdigung einspringen und Orgel spielen könne. Sepp Hartl macht es möglich, eine der turnusmäßigen Einzelunterrichtsstunden mit Klarinette, Akkordeon oder Klavier lässt sich bestimmt etwas nach hinten verschieben. Lässt es sich auch, das Stück „Experience“ von Ludovika Einaudi übt die 16-Jährige Schülerin derweil alleine.
Vier Kirchenorgeln und etliche eigene Instrumente
Wenn Sepp Hartl aus seinem Leben erzählt, dann fällt oft das Wort Musik. Kein Wunder, Musik ist sein Leben. Er lebt letztendlich auch für sie und von ihr. Musikalisch, sagt der 63-Jährige über sich, sei er ausgesprochen breit aufgestellt. Seit mittlerweile fast 30 Jahren ist Hartl verantwortlicher Organist und Kirchenmusiker der Pfarreiengemeinschaft Karlskron. Da kennt er sich natürlich bestens aus mit den vier Orgeln, die sich in den Kirchen von Adelshausen, Pobenhausen, Karlskron und auf dem Kalvarienberg befinden.
Auf dem Grundstück in Adelshausen hat sich Sepp Hartl längst sein eigenes Musikstudio eingerichtet, 40 Quadratmeter ist es groß, er nennt es „Adelshausener Musikstüberl“. Mittendrin steht ein klassisches, schwarzes Klavier, nebendran im schmucken Koffer liegt sein aktuelles Lieblingsinstrument: die B-Klarinette aus braunem Holz und vergoldeten Klappen anstatt dem üblichen schwarz-silber. Darauf ist er sichtlich stolz. Damit hat er zuletzt auch bei den festlichen Konzerten auf dem Kalvarienberg zusammen mit einem Streichquartett Stücke von Mozart und Stamitz gespielt.
Hartl hat Musik und Religion auf Realschullehramt in Eichstätt studiert. Doch die Entscheidung, sich als Musiklehrer selbstständig zu machen und die C-Prüfung als Organist anzustreben, sollte damals ziemlich schnell fallen. Seit 42 Jahren ist er mit seiner aus Adelshausen stammenden Frau Monika verheiratet. Dieser Ort ist längst zu seiner Heimat geworden. Aufgewachsen ist er im niederbayerischen Landkreis Dingolfing-Landau. Er spricht gepflegtes Bairisch, bei einzelnen Wörtern ist manchmal die niederbayerische Färbung rauszuhören.
Möglichst breit gefächerte Kirchenmusik
Die musikalische Gestaltung in der Kirche, die bei ihm gerne ein bisschen vielseitig sein darf, ist so und so sein Ding: um die 350 Gottesdienste im Jahr, zusätzlich Taufen, Erstkommunion, Firmung, Hochzeiten, Beerdigungen. Nicht selten sind Chöre und Bläserensembles auf der Empore dabei. Oder bei den Jugendgottesdiensten Gitarren und moderne Musikauswahl wie etwa Songs von Andreas Gabalier. Was für den Organisten Hartl da an erster Stelle steht? „Dass Kirchenmusik möglichst breit gefächert ist und sich nicht nur auf klassische Orgelmusik beschränkt.“
Und schon wieder klingelt sein Telefon. Seine Kollegin Rita Höhnl vom Verein der Freunde der Kultur in Karlskron ist dran. Es geht um den Gedankenaustausch, welcher Gastorganist beim nächsten Jahrestag der Orgelweihe in Karlskron eingeladen werden könnte. Auch da wirkt Sepp Hartl selbst gerne mit, sei es am Klavier oder mit der Klarinette. Es gibt also viel zu tun für den umtriebigen Sepp Hartl aus Adelshausen. Seine Dienstuhr läuft bei vielen Tätigkeiten nicht weiter, er macht Vieles davon ehrenamtlich. Weil er einfach Lust darauf hat. Und weil er sich wünscht, dass bei all seiner klassischen und modernen Musik die Zuhörerinnen und Zuhörer sich fühlen, als würden sie von den Noten getragen werden. Schließlich war und ist Musik ja auch sein Leben.
SZ
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