Kösching lehnt Kooperation ab
Noch 15 freie Plätze in ToBee’s Kinderland

23.08.2023 | Stand 12.09.2023, 22:58 Uhr

Vicki Lichtenegger will in diesen Räumen eine private Kita eröffnen und hat noch freie Plätze. Denn der Gemeinderat Kösching hat eine Kooperation abgelehnt. Foto: Lichtenegger

Verkehrte Welt: Während in Ingolstadt und vielen Umlandgemeinden dringend Kita-Personal gesucht wird, um Eltern einen Betreuungsplatz anbieten zu können, steht Vicki Lichtenegger in Kösching vor einem anderen, nicht minder ernsthaften Problem: „Ich habe das Personal, aber mir fehlen Kinder.“

Es geht um ihre private Kita ToBee’s Kinderland. Dort sind Plätze frei – allerdings welche der besonderen Art, die auch mehr kosten.

Es gibt eine einfache Erklärung für diese Situation, sagt der Köschinger Bürgermeister Ralf Sitzmann auf Nachfrage des DK: In nichtöffentlicher Sitzung habe sich der Gemeinderat im Juli gegen eine Kooperation mit Vicki Lichtenegger entschieden. „Nicht nur aus finanziellen, sondern aus verschiedenen Gründen“, erklärt Sitzmann, als wir nachhaken. Mehr könne er aus der nichtöffentlichen Sitzung dazu nicht sagen, nur: „Wir haben lange diskutiert und das Für und Wider abgewogen.“ Kösching hätte pro Platz und Monat einen üblichen Mietkostenzuschuss in Höhe von 350 Euro zahlen sollen, so Lichtenegger.

In Kösching 20 Kinder auf Warteliste

Während Kita-Betreiberin jetzt auf Anmeldungen wartet und auf Kooperationen mit Unternehmen hofft, zieht man im Köschinger Rathaus Bilanz, was die aktuelle Betreuungssituation betrifft: „Wir stehen relativ gut da“, sagt Christian Meier, Geschäftsleiter des Marktes. „Die Personalprobleme machen natürlich auch vor uns nicht halt. Daher haben wir die Vergabe von Kita-Plätzen jetzt umgestellt und verteilen sie sukzessive analog zur Personalsituation. Zurzeit stehen 20 Kinder auf der Warteliste, die erst ab Januar vom Alter her einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz haben.“ Der Markt sucht weiter Personal für seine acht eigenen Kindertagesstätten: Bei der nächsten Stellenausschreibung im September soll es um drei bis vier Fachkräfte und zwei bis drei Ergänzungskräfte gehen.

32-Jährige gründet Unternehmen ToBe work&care

Aber was ist das Besondere an dieser privaten Kita? Not macht erfinderisch – auch im Falle von Vicki Lichtenegger. Die Ingolstädterin ist zweifache Mutter und berufstätig, und das stellt sie oft vor große Probleme. „Gefühlt sitze ich den ganzen Tag im Auto“, sagte die 32-jährige Maschinenbauingenieurin, als sie im September 2022 ihr Projekt vorstellte. „Ohne meinen Mann und unsere Oma könnte ich nicht einmal die zwei Tage arbeiten.“ Auf den langen Fahrten quer durch die Stadt nahm ihre Vision konkrete Formen an: Kinderbetreuung, Arbeit, Freizeit und Gemeinschaft – alles an einem Ort. Mit ihrem Unternehmen ToBe work&care GmbH hat sie ihren Traum verwirklicht. Eingemietet hat sich Vicki Lichtenegger in ein modernes Firmengebäude (samt Fitness-Raum und Pool) im Gewerbegebiet Ruppertswies in Kösching. Auf einer Etage ist dort ein Coworking-Space mit integrierter Kinderbetreuung in Form einer Großtagespflege entstanden. So etwas gibt es sonst nur in Großstädten wie Berlin.

170 Euro Gebühr für Kindergartenplatz

Die Kita, die von 7.30 bis 16 Uhr geöffnet ist, umfasst eine Krippe für neun Kinder, die von zwei Erzieherinnen betreut werden. Der Elternbeitrag liegt bei 350 Euro (jeweils ohne Essen). Der Kindergarten verfügt über 16 Plätze, dort arbeiten auch zwei Erzieherinnen. Hier liegt der Elternbeitrag bei 170 Euro pro Platz. „Für die Kinder stehen insgesamt 200 Quadratmeter mit Bewegungsraum zur Verfügung“, sagt Lichtenegger. „In dieser Kita gibt es die Möglichkeit, seinem Kind sehr nah sein zu können und trotzdem seiner Arbeit, seinen Träumen oder Visionen nachgehen zu können aufgrund der besseren Vereinbarkeit und Work Life Balance.“

Zusätzlich zur Kita-Gebühr fallen ohne Kooperation mit der Gemeinde monatlich rund 350 Euro Mietkostenzuschuss an: Eltern können dafür den Coworking Space nutzen.