Vohburg
Ökumenia feiert 25-jähriges Bestehen

Eine konfessionsübergreifende freie Organisation – 20 bis 30 Frauen treffen sich im katholischen Pfarrjugendheim

30.10.2022 | Stand 22.09.2023, 3:59 Uhr
Johanna Bauer

Argula von Grumbach (Dorothee Burkhardt) in der Diskussion mit Ökumenia-Frauen der ersten Stunde: Elfriede Thaller (von links), Luise Stöhr und Christel Mai. Foto: Bauer

„Wir Frauen haben doch vieles, was wir einander schenken können. Das war eine Grundüberlegung vor 25 Jahren, als im Sommer 1997 vor allem die damalige evangelische Pfarrerin Regine Fröhlich die Gründung einer konfessionsübergreifenden freien Organisation vorschlug“, erinnert sich Christel Mai, eine der Gründungsmütter von Ökumenia.

So trafen sich bald darauf ein halbes Dutzend Frauen, um die Idee in die Tat umzusetzen. Ein Name war bald gefunden: Ökumenia sollte die neue Organisation heißen – und der Name sollte zum Ausdruck bringen, dass man konfessionsunabhängig zusammenarbeiten will. Kein Verein, kein Vorstand – offen für jede Frau.

Vorträge, Kaffeerunden, Erfahrungen sammeln

Bereits im Herbst erfolgten erste Aktivitäten, zum Beispiel zum Thema „Sich freuen“. Abwechselnd trafen sich immer etwa 20 bis 30 Frauen im katholischen Pfarrjugendheim und im evangelischen Gemeindezentrum, um manchmal auch mit allen Sinnen neue Erfahrungen zu sammeln oder verschüttete und verborgene wieder zu wecken. Meist waren es Impulsreferate, mit einem folgenden regen Austausch in der Kleingruppe sowie ein Zusammentragen der Ergebnisse im Plenum. Umrahmt wurden diese immer mit Kaffee und Kuchen oder Kulinarischem. Bald kamen auch Besuche hinzu wie der zur Bernsteinausstellung in Ingolstadt 1999 oder 2020 der Besuch der Ohel Jakob Synagoge in München. Letztes Ereignis war im Juli 2022 das Frauencafé in der Jesuskirche mit einer Traumreise.

Am vergangenen Freitag begrüßte Luise Stöhr rund 50 Frauen zur 25-Jahr-Feier. Stöhr, eine Frau der ersten Stunde, hatte sich in den vergangenen Jahren sehr um Ökumenia verdient gemacht und ist zum integrierenden Band geworden. Nach dem Stehempfang folgte eine ökumenische Dankandacht, gefeiert vom katholischen Dekan Pfarrer Thomas Zinecker und dem evangelischen Pfarrer Christoph Schürmann. In seiner Predigt wies Schürmann darauf hin, dass Argula von Grumbach eine „sehr mutige Frau war und dies heute für Christen, für Frauen, ebenso wichtig ist“. Überzeugtes Auftreten, auch wenn es sich gegen die Obrigkeit richtet, sei auch heute bisweilen gefordert.

Nach dem Imbiss erzählte als Höhepunkt des Abends Argula von Grumbach (Dorothee Burkhardt) aus ihrem Leben und beantwortete Fragen. Der restliche Abend gehörte den Erinnerungen.

Argula von Grumbach – eine mutige Frau

1492, das Jahr, in dem Kolumbus Amerika entdeckte, wurde Argula Reichsfreiin von Stauff in Beratzhausen geboren. Die Familie besaß den Staufferhof in Regensburg, auf dem sich Argula öfter aufhielt. Ihr Vater schenkte ihr zum zehnten Geburtstag eine Bibel und ließ ihr eine außerordentlich gute Erziehung zukommen. Das war die Grundlage dafür, dass sie mit 16 Jahren Hofdame in München am Herzoghof wurde. Nur zwei Jahre später, 1510, heiratet sie Friedrich von Grumbach und zieht mit ihm nach Lenting, wo die Familie bis 1515 und ab 1523 wohnt.

Das Ehepaar bekommt vier Kinder, von denen drei noch vor der Mutter sterben. 1515 ziehen sie nach Dietfurt, wo Friedrich Landpfleger wird. Bald schon kommt sie mit lutherischem Gedankengut in Kontakt und begeistert sich für ihn. 1523, nur sechs Jahre nach dem berühmten Thesenanschlag von Luther, veröffentlicht sie selbst Flugschriften. Am Ende sind es 30000.

Auch Briefe von ihr gehen nach Ingolstadt an die Universität und an den Rat sowie nach München. Für eine Frau der damaligen Zeit eine Ungeheuerlichkeit, setzt sie sich doch in den Briefen tatsächlich für die Evangelischen ein. Die Retoure der Katholischen lässt nicht lange auf sich warten. Friedrich verliert noch im selben Jahr seinen Posten, und die Familie muss zurück nach Lenting gehen. Friedrich stirbt im Jahr 1530. Für Argula beginnt nun eine lange Zeit weiter Reisen quer durch Bayern. So besucht sie noch 1523 den Reichstag in Nürnberg und im Jahr 1530 Martin Luther auf der Veste Coburg. In Augsburg versucht sie – als Frau – zwischen verschiedenen reformatorischen Richtungen zu vermitteln. Die mutige Frau, ein Vorbild auch für Frauen heute, stirbt im Jahr 1554, vermutlich in Zellitzheim in Unterfranken. In Lenting erinnert seit 2017 ein vom Künstler Stefan Weyergraf-Streit geschaffenes Denkmal an sie.