Weitere Anstiftung zum Mord
Neue Vorwürfe gegen mutmaßliche Täterin im Doppelgängerinnen-Mord von Ingolstadt

06.07.2023 | Stand 30.01.2024, 13:50 Uhr

Am Fundort der Leiche in der Peisserstraße hatten Freunde und Angehörige Blumen abgelegt. Foto: Schattenhofer

Im Doppelgängerinnen-Mord von Ingolstadt wird die Staatsanwaltschaft Ingolstadt voraussichtlich in wenigen Wochen Anklage erheben. Es gibt inzwischen noch weitere Vorwürfe gegen die Tatverdächtige. 

 



Wie die Behörde am Donnerstagmittag mitteilte, sei nach derzeitigem Kenntnisstand in wenigen Wochen mit einem Abschluss der Ermittlungen zu rechnen. Und der Mordvorwurf gegen die mutmaßliche Täterin (24) hat sich inzwischen sogar noch erweitert. Neben dem bislang bereits erhobenen Tatvorwurf des gemeinschaftlich begangenen Mordes lautet ein weiterer Vorwurf zudem auf versuchte Anstiftung zum Mord. 

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Der verwirrende Fall hatte bundesweite Aufmerksamkeit erlangt. Wie mehrmals berichtet, hatte die mutmaßliche Täterin im August 2022 offenbar ihren Tod vortäuschen und untertauchen wollen. Sie und ein mit ihr angeklagter Mann aus dem Kosovo sollen dazu eine der Irakerin täuschend ähnlich aussehende algerische Beauty-Bloggerin unter einem Vorwand angelockt, in ihrem Wohnort in Eppingen bei Heilbronn abgeholt und in einem Waldstück mit zahlreichen Messerstichen ermordet haben. Sogar die Eltern der mutmaßlichen Täterin hatten die Tote, die im Mercedes der Irakerin sitzend in der Peisserstraße in Ingolstadt gefunden worden war, zunächst für ihre Tochter gehalten. Die in München lebenden Eltern hatten die Tochter in Ingolstadt gesucht. Und ihren Wagen mit der blutüberströmten Frau im Innern gefunden. Am Tag danach stellte sich bei der Obduktion der Leiche heraus, dass es sich bei der Toten nicht um die Irakerin handelt. Noch am selben Tag wurde das vermeintliche Opfer als tatverdächtig festgenommen. Wenig später klickten bei ihrem Komplizen die Handschellen.

 

Mord an Verwandten in Auftrag gegeben

Im Zuge der Ermittlungen hat sich bei der Auswertung der Mobiltelefone gegen die Beschuldigte, die genau wie der Kosovare in U-Haft sitzt, ein weiterer dringender Tatverdacht ergeben. Am 4. Juli hatte das Amtsgericht Ingolstadt deshalb auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen neuen, erweiterten Haftbefehl gegen die Irakerin erlassen. Darin wird ihr vorgeworfen, Mitte Juli 2022 zu einem anderen Tatverdächtigen Kontakt aufgenommen und diesen mehrfach getroffen zu haben. Es besteht der dringende Verdacht, dass die Beschuldigte diesem Mann Geld anbot und einen Teil davon als Vorschuss bereits bezahlte, um die Tötung eines Verwandten zu veranlassen. Nach den bisher durchgeführten Ermittlungen sicherte der weitere Tatverdächtige – es handelt sich dabei nicht um den Mann aus dem Kosovo – gegenüber der Beschuldigten die Ausführung des Planes zwar zu, verfolgte ihn jedoch trotz wiederholter Aufforderung der Beschuldigten nicht weiter. Um welchen Verwandten es sich gehandelt hat, wollte Oberstaatsanwältin Veronika Grieser, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Ingolstadt, mit Hinweis auf noch laufende Ermittlungen nicht sagen – auch keine weiteren Details zum Fall.

 

Angst vor sogenanntem Ehrenmord?

Dem Vernehmen nach soll die Irakerin zum Zeitpunkt der Tat von ihrem Mann, der im Kreis Eichstätt einen Friseursalon betrieb, den er mittlerweile aufgegeben hat, getrennt gewesen sein. Beide stammen aus jesidischen Familien. Ehen dieser ethnisch-religiösen Gruppe werden auf Lebenszeit geschlossen. Möglicherweise hat die Beschuldigte ihren perfiden Plan vor diesem Hintergrund geschmiedet – um aus Angst vor einem sogenannten Ehrenmord unterzutauchen.