Für fast alle Beobachter war es eine große Überraschung – für Karlskrons Bürgermeister Stefan Kumpf (CSU) nach eigenen Worten „einer der größten Erfolge meiner bisherigen politischen Laufbahn“: Wie berichtet, soll die Integrierte Leitstelle (ILS, Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Region Ingolstadt) ihren Sitz von Ingolstadt (Dreizehnerstraße) nach Karlskron verlegen.
Kumpf hatte vor etwa einem halben Jahr das rund 1700 Quadratmeter große Areal auf der Ostseite der Ingolstädter Straße, das derzeit noch in Privatbesitz ist, der ILS vorgeschlagen – als eines von 40 Grundstücken aus der Region insgesamt, die laut Geschäftsführer Günther Griesche angeboten wurden. Sieben kamen in die Endauswahl, darunter Baar-Ebenhausen, Stammham oder Wettstetten. Ganz zum Schluss war Karlskron eigentlich schon gar nicht mehr richtig dabei, denn in der Zwischenzeit sei die Mindestgröße auf 2000 Quadratmeter heraufgesetzt worden, so Kumpf.
Doch bei der Präsentation in der nichtöffentlichen Verbandsversammlung gelang es dem Karlskroner Rathauschef, die Räte zu überzeugen. Mit „intelligenter Architektur“, so Kumpf, müsse es doch möglich sein, das erforderliche Raumprogramm für die in der Endausbaustufe bis zu 70 Mitarbeiter zu realisieren. „Die Größe war das einzige Problem“, so Kumpf, der von einem „Prestigeprojekt“ spricht. Bei allen anderen der von einem Gutachter erarbeiteten Kriterien konnte die Donaumoosgemeinde offenbar punkten: eine bereits ausgewiesene Fläche, eine passende Verkehrsinfrastruktur, sichere Energie-, Funk- und Internetverbindungen, keine Hochwassergefahr, keine Einflugschneisen von Flugplätzen und keine Störfallbetriebe wie etwa die GSB. Und im Gegensatz zum Ingolstädter Norden seien auf der Ingolstädter Straße von Zuchering nach Karlskron zu bestimmten Zeiten keine „Verkehrsinfarkte“ zu befürchten.
Für die Stadt Ingolstadt sei es oberstes Ziel, die Versorgung der Bevölkerung im Notfall durch eine leistungsfähige Integrierte Rettungsleitstelle für Ingolstadt und die Region 10 sicherzustellen. „Der physische Standort dieser Einrichtung innerhalb des Gebiets des Rettungszweckverbands spielt dabei eine nachgeordnete Rolle“, so die Stadt auf Anfrage unserer Zeitung: „Leider konnten wir im Stadtgebiet kein geeignetes Grundstück anbieten, das groß genug, auch für eine mögliche spätere Erweiterung, gewesen wäre. Die derzeit genutzten Räumlichkeiten im Gebäude unserer Feuerwehr an der Dreizehnerstraße sollen in Zukunft der Berufsfeuerwehr Platz für deren nötige Erweiterung bieten.“
Pfaffenhofens Landrat Albert Gürtner (FW) trägt die Entscheidung mit Fassung. „Selbstverständlich hätten wir die integrierte Leitstelle gerne im Landkreis Pfaffenhofen gesehen und hatten mit Baar-Ebenhausen auch einen tollen Standort im Angebot. Unabhängig davon entscheidet der Zweckverband nach demokratischen Mehrheitsverhältnissen, und die Wahl zugunsten von Karlskron akzeptieren wir natürlich ebenso.“
Neuburg-Schrobenhausens Landrat Peter von der Grün (FW) ist dagegen über die Entscheidung, die ILS in Karlskron errichten zu wollen, natürlich höchst erfreut. „Die Lage ist nahezu perfekt: Unmittelbar angrenzend zur Stadt Ingolstadt und zum Landkreis Pfaffenhofen, in direkter Nähe zu B13 und B16, gute ÖPNV-Anbindung etc.“, heißt es aus dem dortigen Landratsamt: „Wir wollen jetzt gemeinsam mit der Gemeinde und im Schulterschluss mit der ganzen Region diesen Beschluss umsetzen und eine moderne, zukunftsfähige neue Leitstelle errichten.“
Die Integrierte Leitstelle war 2008 als eine der ersten in Bayern eröffnet worden. Derzeit arbeiten in der ILS, für Ingolstadt und die Landkreise Pfaffenhofen, Eichstätt und Neuburg-Schrobenhausen zuständig, knapp 60 Mitarbeiter, die fast eine halbe Million Menschen auf einer Fläche von 2840 Quadratkilometern betreuen. Doch noch unter der Amtszeit von Ingolstadts Ex-OB Christian Lösel war die Kooperation mit der Berufsfeuerwehr Ingolstadt gekündigt worden. Diese braucht auf dem Areal an der Dreizehnerstraße selber mehr Raum. Laut Geschäftsführer Günther Griesche konnte deshalb eine Aufstockung auf dem Gelände selbst nicht verwirklicht werden. Der nächste Schritt war dann eine Standortsuche im Umfeld von Ingolstadt – in der Stadt selbst sind die Preise für Grundstücke dieser Größe zu hoch. Die Entscheidung für Karlskron fiel in der nichtöffentlichen Sitzung „mit einer soliden Mehrheit“, so Griesche. Der Umzug ist geplant für Ende 2025/Anfang 2026.
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