Kösching
Gefallen an der Ostfront

Köschinger Lehrer im Krieg: Martin Bauer und Oskar Wolf

10.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:24 Uhr
Friedrich Lenhardt

Erinnerung an Lehrer Martin Bauer: Erhalten ist sein Sterbebild und ein Linolschnitt von 1940. Foto: Lenhardt (Repro)

Der Zweite Weltkrieg veränderte das Leben der Köschinger Lehrkräfte massiv – wurden sie doch zum Kriegsdienst eingezogen. Einige kehrten von der Front nicht mehr zurück. Die in der Heimat verbliebenen Lehrer und Lehrerinnen versuchten, den Kindern einen einigermaßen geregelten Schulbesuch zu ermöglichen.

Martin Bauer war ein Köschinger, Sohn des Oberforstmeisters Blasius Bauer und dessen Ehefrau Klara, geborene Mayer. Er wurde am 19. Januar 1917 in eine christlich und kulturell geprägte Familie hineingeboren. Der Vater war führendes Mitglied im bürgerlichen Musikverein, sein Bruder Josef feierte als Pater Odo 1941 seine Primiz und war nach dem Krieg als Lehrer und Präfekt im Kloster Metten tätig. Dort legte er 1936 die Profess ab, und dort starb er am 5. Februar 2011.

In der Schulchronik erschien Martin Bauer am 1. Oktober 1936 als Schulamtsbewerber. Er hatte gerade seine Reichsarbeitsdienstzeit abgeschlossen und meldete sich umgehend freiwillig für zwei Jahre zu einem Infanterieregiment nach München. 1938 war auch dieser Dienst zu Ende. So kam Martin Bauer zur Aushilfe nach Mailing und 1939 an die Volksschule in der Münchener Straße nach Ingolstadt. Mit Kriegsbeginn wurde er zum Schulamtsanwärter nach Gaimersheim versetzt, aber sogleich nach Neuburg in die Lassigny-Kaserne einberufen. Dorthin war schon sein Köschinger Kollege Walter Haugg eingezogen worden.

Militärische und schulische Laufbahnen liefen also für Martin Bauer parallel: 1940 Ernennung zum Hilfslehrer und 1941 zum planmäßigen Lehrer in Großmehring. Zum Unteroffizier befördert besuchte Bauer 1941 die Infanterieschule in Döberitz und wurde als Oberleutnant im Osten eingesetzt. Hier endete sein Leben: Martin Bauer fiel am 12. Juli 1943 bei Orel in Zentralrussland, rund 350 Kilometer südwestlich von Moskau. Eine berührende Erinnerung an Martin Bauer ist ein Linolschnitt „Frohe Weihnachten 1940“, der sich in der Schulchronik eingeklebt erhalten hat.

Auch der Köschinger Lehrer Oskar Wolf ließ in Russland sein Leben. Er wurde am 14. Dezember 1912 als Sohn von Professor Edmund Wolf geboren. Er war ab dem Schuljahr 1939 in Kösching, von wo er schon im Dezember zur Beobachter-Ersatz-Abteilung 7 in München einberufen wurde. Er kam zunächst an die Westfront. 1940 wurde Soldat Wolf zum Gefreiten befördert. Im Januar 1941 weilte er auf Urlaub in Kösching und erzählte den Schülern seine Fronterlebnisse. Zum 23. Juli 1942 schrieb Rektor Kröner: „Lehrer Oskar Wolf z. Z. Obergefreiter beim Heer, weilt einen Tag in Urlaub hier; er liegt in der Nähe von Orel, war seit 20 Monaten nicht mehr in Urlaub, beim Weggang besuchte Wolf das Grab des verstorbenen Lehrers Bauer Wolfgang.“ Zuletzt war Wolf Obergefreiter bei der Feldposteinheit 24009. Dieser Posten brachte ihm den Tod bei den schweren Kämpfen des „Unternehmens Zitadelle“. Er wurde laut Schreiben vom 12. Februar 1943 des Leutnants und Batterieführers Carl Pongratz bei den Kämpfen um Welikije Luki (das „Stalingrad im Kleinen“ in der Zeit vom 24. November 1942 bis 20. Januar 1943) als vermisst gemeldet. „Die Batterie verliert in ihm einen ihrer besten und bewährtesten Männer“, hieß es.

Lehrer Oskar Wolf wurde nicht mehr als Köschinger Kriegsopfer gezählt. Mit Kriegsbeginn gab es kein stabiles Lehrerkollegium am Ort. Es herrschte eine große Fluktuation, Aushilfen gingen hin und her. Eine gewisse Kontinuität gab es bei den Schulschwestern. Sie konnten einen einigermaßen beständigen Unterricht sicherstellen. 1943 waren bis auf Rektor Kröner nur mehr weibliche Lehrkräfte im Kollegium: Euriger M. Irmenfrieda; Ratzinger M. Theogona; Mayr M. Thomasa (für Lehrer Wolf Oskar, beim Heer); Müller M. Sanktia (für Haugg, beim Heer).

DK