Ingolstadt
Erziehermangel: Zulage soll im zweiten Anlauf kommen

Oberbürgermeister Scharpf legt Finanzausschuss kommende Woche Vorschlag zur Umsetzung ab Herbst vor

18.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:15 Uhr

Fachkräfte für Kinderbetreuung sind rar: Ingolstadt setzt nun auf eine Arbeitsmarktzulage. Foto: pixabay

Von Marco Schneider

„Ich sehe keine andere Möglichkeit“: Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) will die Arbeitsmarktzulage für Erzieher, die in Ingolstadt neu anfangen, zum 1. September einführen.

Einen ersten Anlauf vor einigen Wochen hatte Scharpf nach Protesten aus den umliegenden Landkreisen kurzfristig gekippt, jetzt legt er dem Stadtrat die Zulage zur Beschlussfassung vor.



Der Bewerbermarkt ist umkämpft, Stellenausschreibungen bringen bei Weitem nicht mehr den Erfolg, den es brauchen würde, um die Lücken zu füllen. Sogar zwei Personalvermittlungsfirmen sind beauftragt, um Fachkräfte aus dem Ausland zu akquirieren. Auch hier nur geringer Erfolg. „Es ist dringend geboten, monetäre Anreize zu schaffen“, heißt es seitens der Stadt jetzt.

Der Sturm des Widerstands war groß, als Ingolstadt die Arbeitsmarktzulage für Erzieher ins Spiel gebracht hat. OB Scharpf hatte daraufhin die drei Landräte von Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen nach seinen Worten gebeten, noch einmal Vorschläge zu machen, wie man dem Mangel an Erzieherinnen und Erziehern entgegenwirken könnte. „Aber da war jetzt nichts dabei, was uns sofort hilft“, sagte Scharpf.

Ingolstadt fehlen Fachkräfte

Er habe aber die Verantwortung, dass Eltern Betreuungsplätze angeboten werden können. Und derer sollen allein in den städtischen Einrichtungen heuer noch 194 hinzukommen. Aber: In Ingolstadt fehlen allein bei den städtischen Kindertageseinrichtungen aktuell 49 Fachkräfte. Verschärft werde die Situation durch Schwangerschaften. Die Willkommensprämie, die vergangenes Jahr beschlossen wurde, hat offenbar nicht den entsprechenden Erfolg gebracht: Stand Februar haben 55 Mitarbeiter von ihr profitiert, 114.000 Euro wurden ausbezahlt.

Die Prämie soll aber nun auslaufen, stattdessen soll die Arbeitsmarktzulage kommen. „Wir machen aber nicht gezielt Werbung in der Region und holen uns da die Fachkräfte“, stellt Scharpf klar. Dennoch würde die Zulage – im Gegensatz zur Willkommensprämie – auch jenen gewährt, die bereits in Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen oder Pfaffenhofen gearbeitet haben. „Die dünne Personaldecke hat den Beschäftigen in den Kitas viel abverlangt, die Rahmenbedingungen sind schwieriger geworden“, heißt es in der Tischvorlage, die der Finanzausschuss des Stadtrats am kommenden Dienstag, 24. Mai, (Beginn: 16 Uhr, Festsaal des Stadttheaters) bewerten soll.

„Deutliches Signal der Anerkennung“

Durch die Zulage könne man nun „ein deutliches Signal der Anerkennung“ geben, schreiben die zuständigen Referenten Gabriel Engert und Bernd Kuch in der Vorlage. Deswegen soll die Zulage „sowohl für Bestandspersonal als auch für künftig (...) eingestellte Beschäftigte gezahlt werden“. Befristet bis 31. August 2025. Die erwarteten Mehrkosten für die Stadt: rund 1,5 Millionen Euro. Für die 27 freien Träger in der Stadt – etwa Bürgerhilfe, katholische oder evangelische Kirche – soll die Zulage „maximal in der Höhe übernommen werden, wie die Arbeitsmarktzulage auch für vergleichbares Personal der Stadt gezahlt wird“. Hier würden es wohl Kosten von etwa 2,8 Millionem Euro werden, hat die Stadt ausgerechnet. Für den Verwaltungsaufwand soll ein Halbtagsstelle eingerichtet werden.

Für die Arbeitsmarktzulage sind folgende Summen (Tarifstufe 2 der Entgeltgruppen) vorgesehen:

Kinderpfleger 275,70 Euro (S3).

Erzieher 314,25 Euro (S8a).

Leiter: 388,01 bis 413,35 Euro (S16 – S18).

Für die Verwaltungsstelle (0,5) fallen 33375 Euro an.

DK