Heiß begehrt
Kampf ums Kita-Personal: Missstimmung zwischen Ingolstadt und Pfaffenhofen

Ingolstadt plant Gehaltserhöhung, um Arbeitskräfte aus Umland anzulocken - Pfaffenhofen will nachziehen

11.03.2022 | Stand 23.09.2023, 0:10 Uhr
Ohne Erzieher keine Betreuung: Im Ringen um Kita-Personal greift Ingolstadt zu finanziellen Mitteln - was die Politiker im Kreis Pfaffenhofen teure Gegenmaßnahmen erwägen lässt. −Foto: Tomaschek

Pfaffenhofen - Kita-Personal ist heiß begehrt.

Der Bevölkerungszuwachs stellt die Kommunen in Boom-Regionen vor die Herausforderung, genügend Krippen- und Kindergartenplätze anbieten zu müssen. Damit die Einrichtungen laufen können, braucht es genug Personal. Genau daran hapert es häufig. Das Ringen um die Arbeitskräfte sorgt nun für politische Missstimmung zwischen Ingolstadt und dem Landkreis Pfaffenhofen.

Auf der Suche nach Erziehern und Kinderpflegern versuchte es Ingolstadt zuletzt mit einer Willkommensprämie. Der Effekt war mehr schlecht als recht. Nun planen die Schanzer ab 1. Mai für das Kita-Personal eine Arbeitsmarktzulage in Höhe von zehn Prozent. Diese dauerhafte Gehaltserhöhung soll die Kindergärtner aus dem Umland zum Wechsel in eine Ingolstädter Einrichtung bewegen.

"So ein Vorgehen ist schäbig", findet Martin Schmid, Sprecher der Bürgermeister im Kreis Pfaffenhofen. Der kollektive Aufschrei unter seinen Amtskollegen ist groß, seit sich diese Entscheidung abzeichnet. "Es ist ja nicht so, dass alle anderen Kommunen in der Region diese Probleme nicht hätten", führt er aus. Ingolstadt fordere in vielerlei Hinsicht den Schulterschluss der Landkreise ein. "Aber in diesem Fall, weil ihnen nichts Besseres einfällt, fallen sie uns derart in den Rücken", schimpft Schmid.

Das könne sich der Landkreis nicht bieten lassen, sagt der Vohburger Rathauschef auch in Richtung seiner Kollegen im Kreistag und von Landrat Albert Gürtner (FW). Auf eine Gegenmaßnahme konnte sich Schmid mit seinen 18 Bürgermeisterkollegen einigen, kurz nachdem der Ingolstädter Entschluss bekannt wurde. "Wir werden diese Gehaltserhöhung um zehn Prozent unserem Kita-Personal ebenfalls bezahlen", führt er aus. Das Kita-Personal wird's freuen. Für alle Gemeinden bedeutet es aber einen erheblichen finanziellen Mehraufwand. "Für Vohburg reden wir jährlich von etwa 100000 Euro", so Schmid. Gürtner spricht von enormen Summen: "Wir reden von mehreren Millionen Euro alleine im Kreis Pfaffenhofen. Wenn sich Eichstätt und Neuburg-Schrobenhausen anschließen, sogar noch von viel höheren Beträgen in der ganzen Region. "

Dafür, so Schmid, werde der von Ingolstadt erhoffte Effekt "komplett verpuffen". Der Bürgermeistersprecher würde sogar noch härtere Geschütze auffahren, wenn seine Kreistagskollegen mitspielen. "Wir sollten alle freiwilligen Zahlungen nach Ingolstadt sofort einfrieren", fordert er.

Gürtner widerspricht Schmid in diesem Punkt zwar. "Wir leisten keine freiwilligen Zahlungen an Ingolstadt. Es handelt sich nur um Gemeinschaftsprojekte", sagt er und spielt auf das Existenzgründerzentrum oder die Initiative Regionalmanagement an. Zwei Institutionen also, die manchem Pfaffenhofener Lokalpolitiker ohnehin schon lange ein Dorn im Auge sind. Gürtner meint aber, dass sich der Landkreis "nur ins eigene Fleisch schneidet, wenn wir uns hier zurückziehen. "

Ansonsten stellt er sich voll hinter die Bürgermeister. "Das Vorgehen ist unsolidarisch und gehört sich unter Partnern nicht", findet er. Ingolstadt möchte seine Arbeitsmarktprobleme auf Kosten der Landkreise lösen. "Die politische Stimmung ist klar. Ziehen die das durch, wird die partnerschaftliche Zusammenarbeit so nicht weiter stattfinden", kündigt Gürtner an.

Anstatt in der Region sinnlose Millionenbeträge zu verbrennen, die an anderer Stelle fehlen, würde er andere Instrumente wählen. "Günstiger Wohnraum fürs Kita-Personal, Anreize bei der Ausbildung - so etwas könnte helfen, dass die Zahl der Erzieher und Kinderpfleger zunimmt", sagt er. Mehr Gehalt werde kaum Personal von außerhalb anlocken. "Das fressen die Benzinkosten für die Fahrt auf", meint der Landrat. Er hofft auf ein spätes Zurückrudern der Ingolstädter, auch wenn er selbst kaum noch daran glauben kann. "Ich habe den Eindruck, dass OB Christian Scharpf da politisch sauber unter Druck ist und kaum aus kann. "

PK

Patrick Ermert