Trotz knapper Niederlage
ERC-Ersatzgoalie Williams wird im ersten Viertelfinale in Bremerhaven zum Rückhalt

19.03.2024 | Stand 19.03.2024, 20:48 Uhr

Ruhe im Sturm: Nach Devin Williams’ Einwechslung fand der ERC Ingolstadt am Sonntag wieder in die Spur. Foto: Wagner/PIX-Sportfotos

Schon zweimal in diesen Play-offs kam Devin Williams aufs Eis, als die Partie für den ERC Ingolstadt bereits gelaufen schien. Zweimal machte der 28-Jährige dabei seinen Job so gut, dass er nun die Torhüterstatistiken der Liga in der K.-o.-Runde anführt.

Für Williams, der in der Hauptrunde Dauerersatz der Panther war, ein Lichtblick. Bei der 4:6-Niederlage in Spiel eins der Viertelfinalserie gegen die Pinguins Bremerhaven kassierte er am Sonntag ab der 26. Minute nur ein Gegentor und gab seinem Team sogar noch die Chance zu gewinnen.



Herr Williams, Sie kamen am Sonntag in der 26. Minute in ein Spiel, das schon entschieden schien. Der ERC lag 0:4 zurück, doch mit Ihnen im Tor gelang Ihrer Mannschaft noch ein bemerkenswertes Comeback.

Devin Williams: Ich glaube, wir waren am Anfang einfach zu langsam. Dann wird’s natürlich schwer, wenn man so weit hinten liegt. Aber ich finde, dass wir insgesamt keineswegs schlecht gespielt haben. Wir haben als Team vielmehr großen Willen und Kampfgeist gezeigt, auch wenn es am Ende knapp nicht gereicht hat.

Es war das dritte Mal in den jüngsten fünf Spielen, dass der ERC seinen Torwart wechselte. Was kann ein Goalie nach seiner Einwechslung beitragen? Haben Sie Ihre Teamkollegen am Sonntag in erster Linie beruhigt?

Williams: Wenn der Torhüter in einer solchen Situation ins Spiel kommt, ist es das Ziel, eine beruhigende Präsenz zu zeigen. Natürlich stand es zu diesem Zeitpunkt schon 0:4, die Partie schien da schon gelaufen zu sein. Das Ziel ist dann, erst mal die Gegentorflut zu stoppen. Aber wenn du dann zum richtigen Zeitpunkt Sicherheit gibst und das Team seine Balance wiederfindet, hat man auch noch eine Chance, ins Spiel zurückzukommen. Das ist uns am Sonntag gelungen.

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Im letzten Hauptrundenspiel gegen die Nürnberg Ice Tigers lief es genau andersrum: Sie standen von Beginn an im Tor, kassierten vier Treffer innerhalb von nicht einmal viereinhalb Minuten und mussten für Michael Garteig Platz machen. Dabei waren die Gegentore nicht mal Ihre Schuld. Wie schwierig ist so eine Situation für einen Torhüter, wenn man quasi als Sündenbock das Eis verlassen muss, nur damit der Trainer ein Zeichen setzen kann? Sie waren gegen Nürnberg äußerst wütend.

Williams: Ja, das ist nicht leicht in so einer Situation. Natürlich will man jedes Mal, wenn man auf dem Eis steht, einen positiven Einfluss haben und dazu beitragen, dass deine Mannschaft gewinnt. Aber es gehört zur Realität eines Torwarts dazu, dass es manchmal überhaupt nicht läuft. Das war einer dieser Tage für mich. Deshalb war ich sehr frustriert, aber das ändert nichts an meinem Selbstvertrauen oder der Art, wie ich mich auf Spiele vorbereite.

Im ersten Pre-Play-off-Spiel gegen die Kölner Haie kamen Sie beim Stand von 0:5 nach einer guten halben Stunde aufs Eis und hielten Ihr Tor sauber. Am Sonntag kassierten Sie in Bremerhaven nur einen Treffer. Mit einer Fangquote von 95,24 Prozent führen Sie nun die Goalie-Statistik in der K.-o.-Runde an. Der stärkste Torhüter der Liga – klingt gut, oder?

Williams: Man muss das natürlich in Relation setzen, ich habe in den Play-offs ja noch nicht so viel gespielt. Aber die beiden Male, in denen ich auf dem Eis stand, habe ich meinen Job erledigt, was positiv für mich ist. Die gesamte Saison betrachtet kann man schwer sagen, dass die Statistiken aus den vier Spielen, in denen ich gestartet bin, mich als Torhüter definieren. In meiner Karriere war es immer so, dass meine Statistiken umso besser waren, je mehr ich gespielt habe.

Devin Williams dreimal in der Hautrunde das ganze Spiel im Tor



Magere dreimal standen Sie in der Hauptrunde ein ganzes Spiel im Tor, alle drei Partien gingen auch noch verloren. Trainer Mark French setzte unter dem Erfolgsdruck auf seinen Stammgoalie Michael Garteig. Warum lief das alles so ungünstig für Sie?

Williams: Ehrlich gesagt kann ich Ihnen die Frage nicht beantworten. Natürlich war der Anfang der Saison schwierig. Zuerst wurde ich Vater und verpasste deshalb ein paar Spiele, und gerade als ich zurückkam, habe ich mich verletzt. Ich denke, es lag an der Situation der Mannschaft und der Tatsache, dass Michael so stark gespielt hat. Aber das ist Vergangenheit. Für mich gilt es, mich auf die neue Saison zu konzentrieren.

Werden Sie in Ihrem zweiten Jahr in Ingolstadt einen neuen Anlauf auf mehr Spielzeit starten, oder suchen Sie lieber das Weite?

Williams: Natürlich ist es mein Ziel, mehr zu spielen. Aber ich liebe es hier. Ich will nirgendwo anders spielen.

„Michael Garteig hat die ganze Saison stark gespielt“



Vielleicht winkt ja schon ein weiterer Einsatz am Mittwoch von Beginn an im Spiel zwei des Viertelfinales gegen Bremerhaven?

Williams: Das ist natürlich nicht meine Entscheidung. Mike hat ja die ganze Saison richtig stark gespielt und auch in den Play-offs bisher gut gehalten. Das Spiel in Bremerhaven lief für ihn natürlich unglücklich, aber die Niederlage hat ja nicht er verschuldet, wir haben das als gesamtes Team zu verantworten. Es würde mich überraschen, wenn er am Mittwoch nicht starten würde.

Was muss Ihre Mannschaft in Spiel zwei besser machen, damit der ERC die Serie gegen die Pinguins ausgleicht?

Williams: Wie anfangs gesagt, finde ich nicht, dass wir am Sonntag insgesamt schlecht gespielt haben. Wir haben hart gearbeitet, körperlich können wir uns auch nichts vorwerfen, und wir haben dann auch noch getroffen. Es geht mehr darum, am Mittwoch die vollen 60 Minuten gut zu spielen. Gegen die starken Pinguins wird es natürlich ein weiteres schweres Spiel. Aber ich bin sehr zuversichtlich: Wir gehen mit sehr viel Selbstvertrauen in die Partie.

Es ist ein Heimspiel. Können die Fans dazu beitragen, dass Ihr Team besser in das Spiel startet?

Williams: Sie machen einen riesengroßen Unterschied. Wir haben die besten Fans der Liga – ihre leidenschaftliche Unterstützung die gesamte Partie hinter uns zu wissen, ist natürlich wunderbar. Das gibt uns noch mehr Selbstvertrauen und Energie.

DK