Letztes Hauptrundenspiel
Rituale und Aberglaube beim ERC Ingolstadt: Immer wieder Schinken-Käse-Sandwich

08.03.2024 | Stand 08.03.2024, 7:01 Uhr

Ruhe vor dem Sturm: Stürmer Wojciech Stachowiak versucht sich vor jedem Spiel zu entspannen. Foto: Traub

Der Sport steckt voller Rituale, Glücksbringer und Aberglaube. Derselbe Anzug, dasselbe Hotelzimmer, dasselbe Aufwärmprogramm, das gleiche Essen – gelingt ein Sieg, darf am Ablauf vor der nächsten Partie nicht mehr gerüttelt werden. Auch die Spieler des ERC Ingolstadt haben ihre Routinen, die besonders in der nun beginnenden heißen Phase der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zum Vorschein kommen.



Co-Trainer Brad Tapper

„Ich bin richtig seltsam drauf. Vor allem in den Play-offs will ich absolut nichts riskieren. Da bin ich extrem abergläubisch. Bei mir muss jeder Spieltag exakt gleich ablaufen: Mein rechter Arm muss zuerst durch den Ärmel schlüpfen, mit dem rechten Bein geht’s zuerst in die Unterhose, die rechte Socke, mein rechter Schlittschuh, der rechte Handschuh. Wenn wir gewinnen, lege ich die Kleidung in den Schrank und ziehe beim nächsten Spiel genau dasselbe wieder an. Wenn wir fünfmal in Folge gewinnen, trage ich jedes Mal dasselbe – klingt gut, oder? (lacht). Hatte ich beim letzten Mal mittags Pizza, muss es wieder Pizza sein. Wenn Tim (Sportdirektor Tim Regan, d. Red.) vor dem Spiel vorbeischaut und uns viel Glück wünscht, muss er beim nächsten Mal wieder kommen. Sehr, sehr schräg. Aber ich war schon als Spieler so drauf.“

Stürmer Mirko Höfflin

„Ich klatsche beim Rausgehen immer als Vorletzten Kevin (Maginot, d. Red.) ab, danach den Pietzi (Daniel Pietta, d. Red.). Und dann gehe ich als Letzter aufs Eis. Das mache ich bei jedem Spiel, bei jedem Drittel. Die beiden wissen das schon: Der Pietzi wartet immer auf mich und geht vor mir aufs Eis. Manchmal wird’s aber ein bisschen stressig, wenn andere in der Drittelpause zu lange beim Pinkeln brauchen (lacht).“

Torhüter Michael Garteig

„Ich bin wahrscheinlich der ,Mr. Aberglaube’ des ERC. Ich mache so viele Sachen – meine Güte, ich weiß gar nicht, womit ich anfangen soll (lacht). Zum Aufwärmen jongliere ich mit Tennisbällen und trinke dann Kaffee – viel davon. Ich spritze viel mit meiner Wasserflasche, ziehe immer Kreise nach dem gleichen Muster auf dem Eis. Wenn die Jungs an der Blauen Linie stehen, warte ich auf sie. Sobald sie kommen, ziehe ich noch mal einen Kreis. Wenn wir uns zum Line-up aufstellen und sie meinen Namen ausrufen, drehe ich mich um mich selbst. An jedem Spieltag unter der Woche gehe ich mit meiner Frau in ein bestimmtes Lokal und bestelle immer das gleiche Schinken-Käse-Brezn-Sandwich zum Mittagessen. Die kennen mich da schon – sobald ich reinkomme, fangen sie an, mir mein Sandwich zu machen (lacht). Aber für einen Goalie bin ich gar nicht so verrückt, wie man vielleicht denkt. Ich höre sogar oft, ich sei einer der ,normal ones’. Ich weiß aber nicht, ob das ein Kompliment ist (lacht).“

Verteidiger Leon Hüttl

„Ich esse mittags vor dem Spiel immer die gleiche Portion Nudeln bei Vapiano. Später fahre ich mit denselben Rammstein-Songs ins Stadion. Beim Anziehen schließe ich immer mit der rechten Seite ab. Wenn mir im Spiel der linke Schlittschuh aufgeht, mache ich den zu, dann den rechten noch mal auf und wieder zu. Früher hatte ich noch viel mehr solcher Rituale, aber das ist ja oft echt Quatsch.“

Stürmer Daniel Pietta

„Es ist generell im Sport so, dass man sich an seinen Routinen festklammert, wenn sie funktionieren. Ich fange immer eine halbe Stunde vor Warm-up-Beginn an, mich umzuziehen und ziehe meine ganze Karriere schon immer die rechte Seite zuerst an. Beim Aufwärmen laufe ich erst mal zwei, drei Ründchen, dann dehne ich mich und versuche auch, bei den Übungen die gleichen Schüsse zu machen: Stockhand, Fanghand, immer abwechselnd. Wenn wir ein erfolgreiches Spiel hatten und ich an dem Tag Bolognese gegessen habe, darf meine Frau auch beim nächsten Spiel wieder Bolognese machen. Das macht sie aber sehr gerne (lacht).“

Stürmer Wojciech Stachowiak

„Ich mache seit ein paar Jahren vor jedem Spiel auf der Bank meine Atemübungen, das ist mein Entspannungsritual. Dabei höre ich Musik – die Songs variieren, aber es endet immer mit den zwei selben polnischen Liedern. Auch das Aufwärmen läuft nach demselben Muster ab: Ich gehe mit dem linken Schlittschuh zuerst auf das Eis und positioniere mich an denselben Stellen der Eisfläche. Mit Colton Jobke habe ich noch ein besonderes Ritual: Wir machen so eine Art Torjubel auf dem Eis. Und am Ende des Warm-ups werfe ich Iggy (Betreuer Igor Hasko, d. Red.) meinen Helm zu.“

ERC Ingolstadt in Kürze

Ingolstadt: Kampf um den neunten Tabellenplatz, ausverkaufte Saturn-Arena und prickelnde Derby-Stimmung: Der ERC empfängt im letzten Hauptrundenspiel der DEL an diesem Freitag (19.30 Uhr) den Tabellennachbarn Nürnberg Ice Tigers und will den neunten Rang im direkten Duell verteidigen. „Wir erwarten ein hart umkämpftes Spiel, das uns auf Sonntag einstimmt“, sagt Co-Trainer Brad Tapper. „Wir wollen auf jeden Fall mit einem Sieg im Rücken in die Play-offs starten.“

Statistik: In dieser Saison setzte sich jeweils das Auswärtsteam durch: Während die Panther in Nürnberg mit 3:2 und 2:0 gewannen, mussten sie sich zu Hause gegen die Franken mit 3:5 geschlagen geben.

Nürnberg: Die Ice Tigers um Trainer Tom Rowe und Kapitän Marcus Weber haben fünf der jüngsten sechs Spiele gewonnen und sind damit das Team der Stunde. Topscorer ist Daniel Schmölz mit 37 Punkten (16 Tore/21 Vorlagen). „Die werden heiß sein, das ist ein Derby, da geht’s drum, wer mehr will, wer sich mehr reinhaut“, sagt ERC-Verteidiger Leon Hüttl.