Mindelstetten-Hiendorf
Ein Kleinod wird 200

Die Hiendorfer Orgel wurde mehrfach verändert

04.12.2022 | Stand 18.09.2023, 21:03 Uhr

Die Orgel in St. Peter und Paul in der Mindelstettener Filialkirche Hiendorf gehört zu den ältesten Instrumenten der Region 10. Foto: Bittner

Die Vielfalt an Orgeln ist in der Region 10 sehr groß. Und nicht jeder kennt so manche Kleinode, die zudem in Filialkirchen zu finden sind. Eine davon ist die Orgel in der Kirche St. Peter und Paul in Hiendorf, einer Filialkirche der Pfarrei Mindelstetten. Sie wird in diesem Jahr 200 Jahre alt – und ist im Übrigen immer wieder zu hören, schreibt der Orgelexperte August Bittner zur Geschichte dieser Königin der Instrumente.

Sie ist durch eine Kirchenrechnung der Pfarrkirche Mindelstetten aus dem Jahr 1821/22 – Ankauf der alten kleinen Orgel – durch den Frey-städter Orgelmacher Augustin Ferdinand Bittner (1787–1850) um 75 Gulden belegt. Gleichzeitig wurde mit ihm der Vertrag für eine neue Orgel mit sechs Registern um 300 Gulden abgeschlossen. Diese Summe quittierte Bittner am 3. Dezember 1822. Bis heute hat sich der Klangaufbau des Instrumentes erhalten: Manual C-c3 49 Töne, Prinzipal 4 Fuß Zinn im Prospekt, Mixtur 1½ Fuß Zinn, Octave 2 Fuß Zinn, Flöte 4 Fuß Holz, Gedect 8 Fuß Holz, Pedal C-a 18 Tasten, Violon 8 Fuß Holz C-c 13 Töne, dann Repetition.

Erbaut von der Orgelfamilie Bittner

Der Erbauer Augustin Ferdinand Bittner gehörte der zweiten Generation der Orgelbauerfamilie Bittner an. Er arbeitete zunächst bei seinem Vater Johann Adam in Hilpoltstein mit, machte sich 1809 als Schreiner und Orgelbauer in Freystadt selbstständig und begann sein Arbeitsgebiet nach Südosten auszubreiten: 1817 stellte er die König-Orgel der Kreuzkirche (Jesuitenkirche) Ingolstadt als Seitenorgel im Münster auf. Neue Orgeln erbaute er 1818 in Kottingwörth, 1819 in Oberdolling, 1823 in Altmannstein (Heilig Kreuz) und in Gaimersheim, 1824 in Großmehring. In Oberspechtrain (Niederbayern) ist die Orgel von Steinsdorf aus dem Jahr 1826 erhalten. Diese war laut Bittners Zählung seine zwölfte Orgel. 1829 verlegte Augustin Ferdinand Bittner seine Werkstätte nach Nürnberg und etablierte sich dort als einer der bekanntesten Orgelbauer in Franken.

Die Hiendorfer Orgel wurde in der Folgezeit von den einheimischen Orgelbauern Joseph Schin aus Neuburg/Donau und Joseph Fleischmann aus Wettstetten repariert.

1866 überholte der Sohn des Erbauers Johann Michael das Instrument, als er in der Filiale Imbath seine neue Orgel aufstellte. Diese ist ebenfalls noch vollständig erhalten. Auch in der Zeit von 1937 bis 1983 oblag die Pflege der Orgel wieder der 5. und 6. Generation der Familie Bittner, August W. senior und August W. junior. 1983 wurde noch ein Gebläsemotor installiert.

Veränderungen und Reparaturen

In der Folgezeit wurden defekte Teile erneuert. Einen größeren Eingriff stellt die Stilllegung der originalen Balganlage dar. Hinter die Orgel wurde ein moderner Schwimmerbalg platziert. Eine weitere Veränderung war das erweiterte Aufbrechen der Kirchendecke, um der Orgel eine bessere Klangentfaltung zu ermöglichen. Seitdem kann man auch sehen, dass das Orgelgehäuse mehrfach verändert wurde: Die Verzierungen der Außenfelder sind vertauscht. Der überhöhte Mittelturm wurde beim Einbau in Hiendorf verkürzt und es gab weitere Eingriffe, die zu dem heute unstimmigen Erscheinungsbild beitragen. Allerdings weist das Instrument einen großen Originalbestand auf: das gesamte Pfeifenwerk inklusive Prospektpfeifen (Vorderfront) und Windlade. Neben den König-Orgeln in Appertshofen, Bettbrunn und Mendorf sowie der Orgel in Weißenburg gehört die Hiendorfer Orgel zu den ältesten Instrumenten der Region 10.