Alte Zunftherrlichkeit
Köschinger Kunstwerke im Blick: zur Statue des heiligen Homobonus im Marktmuseum

20.11.2022 | Stand 19.09.2023, 5:06 Uhr
Friedrich Lenhardt

Mit leeren Händen steht der heilige Homobonus, der Zunftheilige der Schneider, im Marktmuseum Kösching. Seine Attribute, ein Tuch und ein Geldbeutel, fehlen. Foto: Lenhardt

Am 13. November war der Tag eines weithin unbekannten Heiligen, des heiligen Homobonus. Er hat, kaum vorzustellen, für Kösching eine größere Bedeutung. Besser gesagt: Er hatte eine. Wie der Schere auf dem Namensschild am Sockel seiner Statue zu entnehmen ist, war er der erwählte Patron des ehrbaren Handwerks der Schneider. Diese Figur im Köschinger Museum scheint die einzige erhaltene Zunftfigur (fotografisch sind weitere belegt) der alten Zunftherrlichkeit des Marktes zu sein. Der Heilige war Tuchhändler in der norditalienischen Stadt Verona. Er starb 1194 und wurde sehr schnell kanonisiert.

Der bis dahin etwas verrufene Stand der Händler brauchte unbedingt einen Berufsheiligen. Über ihre wirtschaftlich und politische Macht konnten die Händler Druck auf die Kirche ausüben. Und es fanden sich auch schnell kirchlich verwertbare positive Züge am Leben des Veroneser Tuchhändlers, seine Sanftmütigkeit, Gottesfurcht und Freigiebigkeit. Papst Innozenz III. gab diesem nach und kanonisierte den Tuchhändler am 12. Januar 1199. Es war nicht nur der erste heilige Händler sondern der erste Laie überhaupt, der ohne Martyrium und ohne Kirchenamt zu solchen Ehren kam. Prompt setzten an seinem Grab auch Wunder ein. Mit den Warenzügen überschritt der Heilige die Alpen und wurde im süddeutschen Raum bekannter.

Auf herrschaftliches Geheiß gegründet

Als sich gegen Ende des 17. Jahrhunderts auf herrschaftliches Geheiß hin auch in Kösching Zünfte gründeten, legten die Schneider 1699 ihre Zunftregeln in einer Urkunde fest. Dort steht, dass ein Jahrtag abgehalten werden sollte „und zwar den dreyzehenten Nouembris, als an dem Fest Tag des heyligen beichtigers Homoboni“. Das konnte bis 1828 durchgehalten werden. Die Gründungsurkunde kam nach Ingolstadt ins Stadtarchiv, der Zunftheilige ins Heimatmuseum, wo der vornehm gekleidete Stangerlheilige seine heute leeren Hände ausbreitet. Sie hielten nach der Tradition wohl ein Tuch, ein zweites Attribut, der Geldbeutel, ging ebenfalls verloren. Die Schneiderschere überlebte nur im Bild. In jüngster Zeit wurde versucht, auf den alten Überlieferungen ein Geschäftsmodell zu gründen. Dazu wurde eine moderne Schnitzfigur des Homobonus geschaffen, die über alle drei Attribute verfügt.