Unverpacktläden: Zukunftsvision trotz Corona-Delle

20.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:27 Uhr
Selbst in die eigenen Behältnisse kann man - wie es hier Manuela und Andreas Breu in ihrem Neuburger Laden "Auffüllbar" zeigen - die Lebensmittel in Unverpacktläden abfüllen. −Foto: Unverpacktläden, -verband

Die Unverpacktläden der Region sind noch nicht wieder auf dem Vorkrisenniveau angekommen. Dennoch hoffen die Betreiberinnen und Betreiber auf mehr Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Zukunft.

Vor allem die Lockdowns der vergangenen Monate sind nicht spurlos an den Unverpacktläden der Region vorbeigegangen. Die Kundinnen und Kunden waren zurückhaltend. Trotz einer möglichen vierten Corona-Welle sind die Betreiberinnen und Betreiber derzeit aber optimistisch.

Dennoch: "Normalisiert hat sich die Lage noch nicht", sagt Andreas Breu, der zusammen mit seiner Frau Manuela das "Auffüllbar" in Neuburg betreibt. Vor allem während der Lockdowns arbeiteten viele im Homeoffice, die umliegenden Läden in der Innenstadt waren geschlossen. So etwas merke man. Sie selbst hätten allerdings kaum Vergleichsmöglichkeiten, der Laden öffnete seine Türen erst im April 2019. "Das ist bei vielen so." Denn den ersten Unverpacktladen Deutschlands gibt es seit 2014.

Simon Stapf vom Ingolstädter "nurinpur" hat etwas mehr Erfahrung als die Breus; er sperrte den Laden im Oktober 2018 auf. Stapf spricht von "gefühlt 30 Prozent weniger Umsatz" während der Lockdowns. Dem Gründer erzählten die Menschen, dass sie wegen der Beschränkungen nur noch in einen Supermarkt gingen. "Als kleiner Laden fällt man dann hinten runter." Immerhin: Die Lage normalisiert sich, "aber nur langsam".

Dem "Einfach so" fehlen derzeit die Studierenden

Das Team von "Einfach so" in der Eichstätter Westenstraße kennt hingegen keine "normalen Zeiten". Silke Beck hat den Laden mit anderen in einer Genossenschaft mitten im ersten Lockdown eröffnet.

Mit knapp 40 Quadratmetern ist das Geschäft recht klein. Während der strengen Corona-Beschränkungen durften maximal zwei Menschen gleichzeitig einkaufen. "Jetzt sind es vier", sagt die Mitinitiatorin. Die Kundinnen und Kunden wüssten, dass es vor allem an Markttagen länger dauert. "Was durch Corona aber fehlt, sind die Studierenden. Wir haben immerhin eine Stammkundschaft aufgebaut."

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Die vertrauen, genauso wie im "Auffülbar", dem "nurinpur" und dem Hilpoltsteiner Unverpacktladen "Blumig-Unverpackt" von Sophie Altmann, den Hygienekonzepten. In allen vier Geschäften müssen die Hände vor dem Befüllen der mitgebrachten Behältnisse desinfiziert werden, es gilt FFP2-Maskenpflicht. Zusätzlich werden die Schaufeln und Zangen regelmäßig gereinigt. "Wir bieten auch Baumwollhandschuhe an, die gewaschen werden", erklärt Altmann, die ihren Laden Ende März dieses Jahres eröffnet hat. Die Konzepte haben sich die Betreiberinnen und Betreiber oft nicht selbst ausgedacht. Viele sind in einem Verband organisiert. "Das ist eine wichtige Anlaufstelle für uns", sagt Breu.

Auch er und seine Frau Manuela haben die Erfahrung gemacht, dass die Kundinnen und Kunden keine Bedenken bei der Hygiene haben. "Wir haben eigentlich alle überzeugt", ist sich auch Beck aus Eichstätt sicher. Stapf aus Ingolstadt geht sogar noch einen Schritt weiter. Die Unverpacktläden seien hygienischer. "Im Supermarkt kann jeder eine Packung anfassen. Bei uns bringen die Menschen die Behälter selbst mit."

Dass das Befüllen dieser Gefäße teurer ist als herkömmliches Einkaufen, streiten die Betreiberinnen und Betreiber der regionalen Läden nicht ab. Der Schwerpunkt liegt eben beim Umweltschutz und der Nachhaltigkeit. Das habe aber keine negativen Auswirkungen. "Auch nicht, wenn es durch Corona zu mehr Kurzarbeit oder gar Arbeitslosigkeit kommt", glaubt Altmann. Im Gegenteil: Gerade in Eichstätt kommt das Konzept der Genossenschaft, die nicht gewinnorientiert arbeitet, auch während Corona an. "Da bekommen wir nach wie vor viel Anerkennung", erklärt Beck.

Die Menschen seiendurch Corona bewusster

Sie persönlich hat durch Corona keine Lieferengpässe oder Preissteigerungen bemerkt, auch der Laden in Neuburg blieb davon verschont. Anders sieht es in Hilpoltstein aus. "Die Rohstoffe für Naturkosmetika sind wegen der Pandemie teurer geworden", erklärt Altmann. Die Preise mancher Lieferungen seien auch bei "nurinpur" durch die Pandemie etwas gestiegen, erklärt Stapf. Zudem waren es in Ingolstadt exotische Nüsse, die verzögert geliefert wurden.

Apropos verzögert: Dass nach dieser schwierigen Zeit für viele Menschen erst einmal Urlaub und andere Dinge wichtig sind, ist in den Läden klar. "Die Klima-Krise macht uns viele Sorgen. Das bekommt man ja auch aktuell intensiv zu sehen", sagt Breu. Sie seien aber zuversichtlich und hofften, dass der Blick der Menschen mehr auf den Umweltschutz geht.

Silke Beck aus Eichstätt sieht sogar positiv auf den Herbst. Die Studierenden werden in die Stadt zurückkehren; die Menschen seien durch Corona auch bewusster geworden. "Es wird mehr gekocht, vor allem im Herbst und Winter. Wegen der Lockdowns und des Kochens wollen die Menschen eher wissen, was auf den Tisch kommt." Nur Sophie Altmann und Simon Stapf sind sich nicht sicher, ob eine starke vierte Corona-Welle die Unsicherheit der Menschen stärker schüren könnte.

DK

Lina Schönach