"Unverpackt wird zukünftig weiter ein Thema sein"

Gregor Witt, Vorsitzender des Verbandes der verpackungsfreien Läden, spricht im Interview über Umsatzrückgänge und Unterstützungsmaßnahmen

20.08.2021 | Stand 30.08.2021, 3:34 Uhr

Köln - Um Wissen weiterzugeben, Marketing zu betreiben und die Müllbilanz der Läden zu optimieren, wurde am 21. April 2018 in Nürnberg der Verband der Unverpackt-Läden gegründet.

Mittlerweile haben sich diesem 802 Mitglieder angeschlossen - Lieferanten, Unternehmen, Unverpacktläden sowie Geschäfte in Planung. Im Interview mit unserer Zeitung spricht der Vorsitzende des Verbandes, Gregor Witt, über die Auswirkungen von Corona, Unterstützung während der Pandemie und die Zukunft.

Herr Witt, die verpackungsfreien Läden im Raum Ingolstadt sind noch nicht wieder auf Vorkrisenniveau. Wie sieht es deutschlandweit aus?

Gregor Witt: Es ist völlig egal, ob Norden, Süden, Osten oder Westen: Die Situation ist überall gleich. Wir sind alle noch unter dem Niveau von vor der Pandemie. Mittlerweile haben wir eine neue verbandsinterne Erhebung gemacht. Zwischen 20 und 40 Prozent liegen die Rückgänge im Vergleich zu 2019. Zum Glück müssen wir keine Insolvenzwelle verzeichnen, also kommen wir vielleicht mit zwei blauen Augen davon.

Können Sie sich diese Zahlen erklären?

Witt: Über die Gründe kann ich nur spekulieren. Es ist eben immer schwierig, die Menschen zu erreichen, die nicht mehr kommen. Wahrscheinlich überschneiden sich die Veränderungen; vielleicht ist es nicht nur Corona. Denn es ist auffällig, dass im Bereich Non-Food die Umsätze zurückgegangen sind. Die Produkte, die man sonst nur im Unverpacktladen bekommen hat - zum Beispiel festes Shampoo oder Bambuszahnbürsten - können die Kundinnen und Kunden mittlerweile überall kaufen. Ein anderer Grund wäre, dass wir uns mit einer steigenden Zahl an Läden die Kundinnen und Kunden gegenseitig wegnehmen.

Sie sehen aber auch Corona-bedingte Ursachen.

Witt: Was Corona angeht, wird es hygienische Bedenken meiner Meinung nach weniger geben. Ansonsten wäre der Lebensmittel-Bereich genauso betroffen. Unter Umständen steht den Menschen weniger Geld zur Verfügung und es wird nur das Nötigste gekauft. Das Thema der Müllvermeidung ist zudem von der Pandemie überschattet worden. Die Verpackungszahlen von 2020 deuten darauf hin, dass die Müllvermeidung nicht ganz so ernst genommen wurde. Wobei das Thema nie eingeschlafen war. Aber wir hoffen, auch durch die Wahl, dass Klima und Müllvermeidung wieder stärkere Themen werden.

Als Verband haben Sie Ihren Mitgliedern während der Pandemie besonders unter die Arme gegriffen.

Witt: Alle waren anfangs sehr verschreckt und es gab viele Anfragen. Zu Beginn der Pandemie haben wir deshalb drei Corona-Richtlinien mit grundsätzlichen Informationen herausgegeben. Was die Umsätze und andere Aspekte angeht, gab es von uns die Erhebungen. Das hat zu einer mentalen Stärkung geführt, weil klar war, dass es alle betrifft. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Jetzt haben wir einen neuen Leitfaden herausgebracht mit Marketing-Tipps sowie "Best-of"-Beispielen. Vor vier Wochen trafen wir uns zu einer Zoomsitzung mit 114 interessierten Läden; da wurde sich in Gruppenarbeit ausgetauscht. Wir haben Ideen zusammengetragen - beispielsweise zu Verkaufsstrategien. Insgesamt waren wir also sehr aktiv.

Wie blicken Sie als Verband in die Zukunft?

Witt: Wir hoffen wie alle, dass Corona bald ein Ende hat. Unverpackt wird weiter ein Thema sein. Demnach schauen wir positiv in die Zukunft.

DK

Die Fragen stellte Lina Schönach