Pfaffenhofen
Für jede Kleinigkeit die 112: Feuerwehr beklagt „fortschreitenden Egoismus“

Generalversammlung der Pfaffenhofener Feuerwehr

29.01.2023 | Stand 25.10.2023, 10:16 Uhr

Bei der Generalversammlung der Pfaffenhofener Feuerwehr kamen unnötige Alarmierungen in Bagatellfällen zur Sprache. Foto: Wolf

Pfaffenhofener Kreisbrandrat Christian Nitschke beklagt zunehmende Alarmierungen für Bagatellen. Bei der Hauptversammlung der Feuerwehr wurde diese Entwicklung nun deutlich angesprochen.



Wie die Freiwillige Feuerwehr in Pfaffenhofen aufgestellt ist, kann man nicht besser ausdrücken: „Ich kann mich zurücklehnen“, attestierte Kreisbrandrat Christian Nitschke den Floriansjüngern. „Bei euch läuft es.“ Die Wehr hatte zur Generalversammlung in den Rathausfestsaal eingeladen und konnte sich über viel Lob und Schulterklopfen freuen.

Auch wenn kaum jemand miteinander verwandt ist: Versammlungen der Feuerwehr kommen einem Familientreffen gleich. Am Freitagabend waren über 120 Gäste gekommen, darunter Bürgermeister Thomas Herker, seine Stellvertreter Roland Dörfler, die stellvertretende Landrätin Kerstin Schnapp und sieben Stadträte. Mit Vertretern von Polizei, BRK und dem Technischen Hilfswerk war die „Blaulicht-Familie“ damit komplett, die Vorstand Karl-Heinz Denk begrüßte. Die Einsatzberichte überließ er den beiden Kommandanten Roland Seemüller und Manfred Schweigard.

„Das forderndste Ehrenamt“ schlechthin



Insbesondere Herker hob die „extreme Belastung“ der Ehrenamtlichen hervor, die sich für andere selbst in Gefahr bringen und Situationen erleben, die man nicht einfach so abschütteln könne. Für Herker ist es „das forderndste Ehrenamt“ schlechthin.

Umso unverständlicher deshalb, dass viele Bürger gedankenlos die Helfer für jede Kleinigkeit alarmieren, ärgerte sich Nitschke, der einen „fortschreitenden Egoismus“ in der Gesellschaft feststellte. Paul Roth, der stellvertretende Dienststellenleiter der Pfaffenhofener Polizeiinspektion, legte nach: Die Gewalt gegen Einsatzkräfte nimmt zu. Beispiel: Ein Autofahrer fühlte sich durch eine Absperrung ausgebremst, gab Gas und durchbrach die Sperre. Roth ermunterte die Versammlung: „Bitte melden Sie auch niedrigschwellige Übergriffe.“

Alarmierungen für Bagatellen ärgern Feuerwehr



Gewaltig ärgern den Feuerwehrkommandanten Roland Seemüller Alarmierungen für Bagatellen. Ein Autofahrer hatte die 112 gewählt, weil auf der Straße ein Baum liege. Vor Ort entdeckten die Feuerwehrler zwei Zweige eines Christbaums, „fingerdick“, erklärte Seemüller. Die Kollegen in Ehrenberg seien als Ersthelfer zu einem vermeintlichen Brandopfer gefahren, das Verbrennung dritten Grades erlitten habe. „Hört sich dramatisch an – vor Ort stellte sich heraus, dass die Pizza im Ofen verbrannt war und sich der Betroffene einen Finger verbrannt hatte.“ Seemüller listete auf: Ein Tankstellenbetreiber will geringe Mengen ausgelaufenen Kraftstoffs nicht selbst aufnehmen; die Wehr wird gerufen, weil ein Bauzaun auf der Straße liegt. Der Kommandant: „Es ärgert einen einfach, wenn man wegen nichts und wieder nichts in die Feuerwehr hetzt.“

Erfreut zeigte sich Seemüller, dass sich der Stadtrat mit dem Thema Feuerwehrrente beschäftigen will – eine freiwillige Leistung der Stadt. Im Jahr 2000 hätten der damalige Ministerpräsident Edmund Stoiber und Kanzler Gerhard Schröder Steuererleichterungen in Aussicht gestellt. Passiert sei in 23 Jahren nichts. Pfaffenhofen will das Problem jetzt anpacken. „Der Stadtrat weiß“, bekräftigte Herker, „was er an der Freiwilligen Feuerwehr hat.“

PK