Hadleigh
Seniorin radelt zu Silber

Mit dem zweiten Rang im Mountainbike-Rennen komplettiert die 40-jährige Sabine Spitz ihre Medaillensammlung

12.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:10 Uhr

Über Stock und Stein: Sabine Spitz ließ sich auch von einem Sturz nicht aufhalten und fuhr auf den zweiten Rang. - Foto: Rourke/dapd

Hadleigh (DK) Auf der obersten Stufe des Siegerpodestes hat Sabine Spitz 2008 gestanden, auf der rechten 2004 und nun nach den sechs selektiven Runden auf der Hadleigh Farm vor den Toren Londons auf der linken. „Mein Medaillensatz ist komplett“, sagte die Mountainbikerin aus dem Schwarzwald.

Am 27. Dezember feierte Spitz einen runden Geburtstag. Mit einer Zahl an erster Stelle, die gemeinhin olympische Ambitionen in Ausdauersportarten fast unmöglich macht. „Es ist ein geniales Gefühl, wenn man mit 40 gewisse Kritiker Lügen straft“, strich Spitz diese Komponente ihres Sportlerinnenlebens ausdrücklich heraus.

Anlass, an den aktuellen Cross-Country-Fähigkeiten der engagierten Anti-Doping-Kämperin zu zweifeln, gab die durchwachsene Saisonbilanz. Zahlen und Resultate, durch die sich Spitz und ihr Manager Ralf Schäuble, der gleichzeitig ihr Ehemann ist, nie vom Weg abbringen ließen. „Ich fokussiere mich auf die ganz großen Rennen“, erklärte Spitz ihre Herangehensweise, die einmal mehr olympischen Ertrag einbrachte. Vielleicht hätte sie sogar den Triumph von Peking wiederholen können, wäre sie auch in Hadleigh in der Grafschaft Essex immer standhaft auf ihrem Weg zum Ziel geblieben. Doch in der vierten Runde verlor die Deutsche bei der Steilabfahrt im Felsengarten kurzzeitig die Kontrolle über ihr Rad, stürzte kopfüber auf die Steine – und obwohl „Gott sei Dank außer ein paar Abschürfungen am Knie alles heile blieb“, verlor Spitz den Anschluss an die führende Julie Bresset aus Frankreich.

Die fuhr fortan einem souveränen Sieg mit einer Minute Vorsprung entgegen. Spitz spürte eine halbe Runde lang Nachwirkungen des Sturzes. Doch Kondition und Erfahrung reichten, um den Kampf um die beiden weiteren Medaillenplätze wieder aufzunehmen. Die US-Amerikanerin Georgia Gould entpuppte sich als Hauptkonkurrentin, lag bei der vorletzten Zieldurchfahrt noch gleichauf, fiel aber irgendwo zwischen Schlangenhügel, Kaninchenloch und Atemnehmer jene entscheidenden Meter zurück, die sich Spitz nicht mehr nehmen ließ.

Um dieses Ziel erreichen zu können, war das „Sabine Spitz Haibike Pro Team“ hohes Risiko gegangen. Langfristig, indem die Peking-Olympiasiegerin sich 2009 an der Leiste operieren ließ, weil sie „unbedingt weiter Leistungssport betreiben“ wollte. Kurzfristig, indem erst „kurz vor knapp“ (Schäuble) in der letzten Woche das maßgeschneiderte neue Rad eintrudelte, das die Sportlerin vor Olympia nie in einem Rennen gefahren war. Eine der Besonderheiten des Gefährts: Vorne hat es nur ein Kettenblatt, ist also bei steilen Anstiegen nur äußerst schwer zu treten. Schäuble: „Ich habe ihr gesagt: Wenn du was gewinnen willst, musst du das durchdrücken können.“

Zur Freude ihres Mannes entwickelte Sabine Spitz gleich ein „saugutes Gefühl“ für das Rad – und die mit Schäuble sowie Trainer Frank Brückner entworfene Zielvereinbarung Medaillengewinn ging auf. „Die galt genau bis zu diesem 11. August 2012“, erklärte Spitz. Was bringt die Zukunft? Zunächst Urlaub in den eigenen vier Wänden. Und sportlich? Tendenz weitermachen, denn „Mountainbike ist meine Passion“. Vielleicht sogar bis Rio 2016? Sabine Spitz lacht und sagt: „Vielleicht als Funktionärin. An der Copacabana lässt sich ja ganz gut baden.“