"Der größte Moment meines Lebens"

Die Hockey-Herren schlagen die Niederlande im Finale und verteidigen ihren Olympiasieg von Peking

12.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:10 Uhr

Erlösung nach dem Schlusspfiff: Thilo Stralkowski (vorne), Christopher Zeller (links) und Christopher Wesley feiern den vierten Olympiasieg einer deutschen Hockey-Nationalmannschaft. - Foto: Hong/dapd

London (DK) „Zehn, neun, acht!“ Nur noch wenige Sekunden sind zu spielen im zugigen Stadionprovisorium Riverbank Arena. Die deutschen Hockeymänner führen 2:1. Sie sind im Ballbesitz, werden von den Niederländern attackiert. „Vier, drei, zwei!“ Auf der Bank sitzt längst keiner mehr. Die Auswechselspieler halten sich an den Händen, stehen wie die Trainer – und zählen die quälend langen Sekunden herunter. „Eins!“ Noch müssen die Kollegen auf dem Feld diesem mörderischen Druck standhalten. „Null!“ Gold!

„Ich bin total überwältigt. Das war eine fantastische Mannschaftsleistung“, sagte Abwehrspieler Philipp Zeller. „Unfassbar. Das ist einfach unbeschreiblich. Wir haben uns das so gewünscht und so erkämpft“, sagte Angreifer Thilo Stralkowski. „Das war eine super Teamleistung“, sagte Matchwinner Jan Philipp Rabente, der die deutschen Treffer zum 1:0 (33.) und 2:1 (66.) erzielte. Noch lange nach der Siegerehrung klammerte er sich an seine Goldmedaille. „Ich muss sie ganz fest in der Hand halten, dass ich das glauben kann“, erklärte er glücklich im Untergeschoss der Arena.

Entschlossen waren er und seine Mannschaftskameraden zuvor auf dem Platz zu Werke gegangen. Das deutsche Team ließ die offensivstarken Niederländer vor 16 000 Zuschauern nie zur Entfaltung kommen. „Die Defensive stand wie ein Fels in der Brandung. Ich bin total fertig mit den Nerven. Das hier war die Krönung eines unheimlich harten Turniers“, sagte Philipp Zeller.

Zum Matchwinner wurde dabei einer, mit dem vorher niemand so wirklich gerechnet hatte: Mittelfeldspieler Rabente, dem in 77 Partien für Deutschland sechs Treffer gelungen waren. Nun tanzte der 25-Jährige beim 1:0 drei Gegner aus und traf unhaltbar mit der Rückhand. Nach dem Ausgleich durch eine Strafecke von Mink van der Weerden (54.) warf Rabente sich in einen Schuss und erzielte per Abstauber den Siegtreffer. „Der größte Moment meines Lebens“, sagte er.

Das Ergebnis war das Resultat einer starken Willensleistung. „Wir wollten das Spiel in die Hand nehmen, wollten aktiv spielen“, sagte Benjamin Wess. In der Vorrunde war dies nicht immer gelungen. „Es ist eine Stärke dieser Mannschaft, dass wir das zum Halbfinale und Finale geändert haben“, fuhr er fort. Als es ernst wurde, kam die deutsche Mannschaft tatsächlich so richtig ins Rollen. Zuerst hatte das Team von Trainer Markus Weise im Halbfinale den Weltranglistenersten Australien nach 1:2-Rückstand noch mit 4:2 besiegt, ehe sich der Europameister im Endspiel für die 1:3-Niederlage aus der Vorrunde beim Erzrivalen Niederlande revanchierte. „Entscheidend ist immer, was getan wird“, sagte Weise. „Viele Leute verwechseln Wunsch mit Willen. Das sind zwei verschiedenen Sachen.“

Bundestrainer Markus Weise hatte bereits mit dem Frauenteam Hockey-Gold gewonnen, 2004 in Athen, und diesen Titel dann vier Jahre später mit den Männern erneut geholt. Nun hat er das Triple geschafft. „Er kann die Mannschaft auf den Punkt genau motivieren und fit machen“, sagte Stralkowski.