"Das ist mein Stanley-Cup"

Kanadas Kapitän ist ein Weltenbummler auf Rollen und von Ingolstadt begeistert

03.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:25 Uhr

Kanadas Kapitän David Hammond versetzte dem deutschen Team am Samstagabend mit seinem Treffer zum 4:3 den K. O. Jetzt hofft der 27-jährige WM-Topscorer des Vorjahres auf den Titel - Foto: Meyer

Ingolstadt (gst) David Hammond hat seine Rechnung beglichen. 13 Sekunden vor Schluss traf der 27-jährige Kanadier mit einem verdeckten Schuss in den Winkel zum 4:3-Sieg seines Teams gegen Deutschland. „Wir wollten dieses Spiel unbedingt gewinnen. Die 3:8-Viertelfinalniederlage 2009 haben wir nicht vergessen, da mussten wir etwas gutmachen. Das ist uns gelungen“, sagte der Siegtorschütze am Samstagabend.

Dabei hätte er Steffi Ganz zuliebe doch ein wenig Erbarmen haben können. Hammond war im vergangenen Jahr nämlich Nationaltrainer von Namibia und dort spielte ausgerechnet auch die in Ingolstadt lebende ERC-Stürmerin mit. „Die Inline-Hockey-Welt ist klein. Wir kennen uns. Aber ich kann nur sagen, Ingolstadt ist der beste Austragungsort, und das ist kein billiges Kompliment. So wie die Zuschauer hier mitgehen, wie professionell die Abläufe sind und wie für uns Spieler gesorgt wird, das ist einmalig“, lobte Hammond die Organisatoren.

Und der zwei Meter große Inline-Spezialist mit US-amerikanischem und kanadischem Pass kennt sich aus. Einst lernte der gebürtige Kalifornier als Zehnjähriger beim jetzigen US-Cheftrainer Joe Cook, einer Legende im Inline-Hockey, die Grundlagen. Heute spielt er in Triest in der italienischen Profiliga. Warum nicht in den USA? „Dort gibt es zwar in zwei Organisationen mehrere Preisgeldturniere, aber keine Liga wie in Europa. In Italien, Spanien und vor allem in Frankreich bekommt man ein regelmäßiges Gehalt. Wenn man nebenher noch Trainer macht, kann man davon leben“, erklärt Hammond. 30 000 bis 60 000 Euro plus Wohnung und Verpflegung sind da für eine neunmonatige Saison schon drin.

Und so will Hammond, der nach dem Turnier seine Verlobte in Namibia heiraten wird, noch ein wenig auf Rollen durch die Gegend tingeln. So wie sein Teamkamerad Kirk French, der mit 35 Jahren zu den ältesten WM-Teilnehmern zählt und eine besondere Mission verfolgt. „Wir wollen den jungen Spielern zu Hause zeigen, dass es eine Alternative zum Eishockey gibt. Im Inline-Hockey kann man viel kreativer und offensiver sein als im Eishockey“, erklärt French.

In den Tagen des Stanley-Cup-Finales zwischen den Los Angeles Kings und den New Jersey Devils dürfte es aber wohl selbst im Falle des Titelgewinns schwer werden, in der Eishockey-Nation Kanada Aufmerksamkeit zu erregen. 1998 gewannen die Ahornblätter bisher zum einzigen Mal die Inline-Hockey-WM, danach pausierte das Team Kanada bis zum Wiedereinstieg 2008. „Die Inline-Hockey-WM ist mein Stanley-Cup. Ich war seit 2008 in jedem Turnier dabei und habe im vergangenen Jahr Bronze gewonnen. Jetzt will ich Weltmeister werden“, sagt Hammond.