Göttingen (DK
Linksruck bei der Linken

Lafontaine-Flügel gewinnt Machtkampf: Kipping und Riexinger neue Parteichefs

03.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:25 Uhr

Göttingen (DK) Nach einem zermürbenden Machtkampf sollen die Ost-Abgeordnete Katja Kipping und der West-Gewerkschafter Bernd Riexinger die Linke aus ihrer schweren Krise führen. Bei der Wahl der neuen Doppelspitze setzte sich beim Göttinger Parteitag das radikale Lager um Oskar Lafontaine gegen die ostdeutschen Reformer durch.

Beide Flügel gelobten aber, die Grabenkämpfe der vergangenen Monate beenden zu wollen. Der 56-jährige Riexinger und die 34-jährige Kipping setzten sich die Vermittlung zwischen beiden Flügeln zum gemeinsamen Ziel. „Bitte lasst uns diese verdammte Ost-West-Verteilung auflösen“, rief die Bundestagsabgeordnete Kipping den rund 560 Delegierten zu.

Kipping wird keinem der beiden Flügel zugerechnet. Die bisherige Vizevorsitzende setzte sich mit 67,1 Prozent der Stimmen gegen die Hamburger Fraktionschefin Dora Heyenn (29,3 Prozent) klar durch.

Riexinger triumphierte nur knapp mit 53,5 zu 45,2 Prozent der Stimmen über Dietmar Bartsch, den Kandidaten des Reformflügels. Verdi-Funktionär Riexinger wurde von den Parteilinken ins Rennen geschickt, nachdem Lafontaine auf eine Kandidatur verzichtet hatte. Das Lafontaine-Lager favorisierte von Anfang an eine Doppelspitze mit Kipping. Gegenüber unserer Zeitung sagte Lafontaine, die Delegierten hätten „sehr weise“ entschieden.

Die Parteiflügel streiten vor allem darüber, ob die Linke einen konsequenten Oppositionskurs fahren oder sich – wie in einigen ostdeutschen Ländern – SPD und Grünen annähern und an Regierungen beteiligen soll.

Die Enttäuschung bei den ostdeutschen Reformern über Bartschs Wahlniederlage war zwar groß, zu Trotzreaktionen kam es aber zunächst nicht. Der zu den „Bartschisten“ zählende Landeschef von Sachsen-Anhalt, Matthias Höhn, wurde gestern mit einer großen Mehrheit von 80,9 Prozent zum Bundesgeschäftsführer gewählt. Ein weiteres Trostpflaster für die Reformer war die Wiederwahl des Schatzmeisters Raju Sharma.

Die neue Doppelspitze folgt auf die Berliner Bundestagsabgeordnete Gesine Lötzsch und den bayerischen Gewerkschafter Klaus Ernst, die auch in den eigenen Reihen viel Kritik ernteten. Seite 2 und 4