Pipinsried
Schlaflose Nächte nicht nur wegen Coronavirus

FC Pipinsried muss Kader für die neue Saison kostengünstiger gestalten - Vorstellung des neuen Trainers wohl in dieser Woche

15.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:12 Uhr
War das schon das letzte Saisonspiel des FC Pipinsried? Vor einer Woche schafften Dennis Hoffmann (vorne, gelbes Trikot) und sein Team einen 7:2-Kantersieg beim FC Deisenhofen, der Vorsprung an der Tabellenspitze wurde dadurch auf fast schon unglaubliche 21 Punkte ausgebaut. Aber aufgrund des Coronavirus droht jetzt im schlimmsten Fall der komplette Abbruch der Spielzeit 2019/20. −Foto: H. Kramer

Pipinsried - 21 Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten und nur mehr elf Spieltage, die ausstehen: Wer bei diesen Voraussetzungen nicht daran glaubt, dass der Meister 2019/20 in der Fußball-Bayernliga Süd FC Pipinsried heißen wird, dem ist unter normalen Umständen kaum zu helfen.

 

Aber was ist in den jetzigen Zeiten schon normal? Die laufende Saison hat wegen des Coronavirus zunächst einmal eine Pause bis zum 23. März eingelegt - und ob danach wirklich wieder gekickt werden kann, darf doch mehr als bezweifelt werden.

Manch ein Pessimist sagt gar schon den Abbruch der gesamten Spielzeit voraus - ohne dass es dann irgendwelche Titelträger, Auf- und Absteiger geben würde. Uli Bergmann (kleines Bild), der GmbH-Geschäftsführer des FC Pipinsried, schreckt bei solchen Gedankenspielen regelrecht in die Höhe: "Aus unserer Sicht wäre das schlichtweg eine Katastrophe. Das sollte bitte schön auf keinen Fall passieren. "

Aber schon einen Augenblick später lächelt er schon wieder, versucht Optimismus zu verbreiten. "Ich gehe davon aus, dass sich alles wieder zum Guten wendet", so Bergmann. Weil es aus Pipinsrieder Sicht einfach so sein muss? Bereits in den vergangenen Wochen hatten immer wieder Gerüchte die Runde gemacht, dass sich die Gelbblauen in argen Geldnöten befinden würden. Erfolgreich zu kicken, das hat schließlich auch seinen Preis - dadurch werden große Summen an zusätzlichen Erfolgsprämien fällig. Und wenn ein Klub dann, wie im Fall des FCP, seit dem 30. November 2019 (Heimspiel gegen den FC Ingolstadt 04 II) keine Einnahmen zu verzeichnen hatte, kann es in der Tat schnell eng werden. "Wenn der nächste Erste eines Monats kommt, habe ich schlaflose Nächte", räumte Bergmann nun, bei der Jahreshauptversammlung des FCP zwar ein. Aber in Panik verfällt er aktuell trotzdem nicht: "Diese Saison ist schwer, wir werden sie allerdings durchstehen. " So gebe es auch keinen bevorstehenden Spielerstreik bei den Gelbblauen, weil das kickende Personal noch auf den einen oder anderen Euro warten würde. "Es ist alles bezahlt, wir sind mit den Spielern im Reinen", so der GmbH-Geschäftsführer.

Und doch ist er momentan weit davon entfernt, entspannt arbeiten zu dürfen - was nicht nur am Coronavirus und dessen Folgen auf den Bayernligafußball liegt. Selbst, wenn doch noch alles den vom FCP erhofften Verlauf nehmen sollte und die Pipinsrieder als souveräne Meister in die Regionalliga aufsteigen würden, muss für die nächste Saison eine Menge erledigt werden. Fakt ist nämlich: Der aktuelle Kader ist für eine weitere Spielzeit zu teuer, kann von den Gelbblauen unter den momentanen Gegebenheiten nicht mehr finanziert werden. Bergmann tut zwar nach Kräften sein Möglichstes und hat nach eigenen Angaben auch gerade wieder 42 Meter an Werbebanden verkauft, um frische Gelder zu generieren - aber selbst das reicht nicht, wie der 63-Jährige zugeben muss. Die Konsequenz daraus: Das kickende Personal beim FCP muss 2010/21 deutlich kostengünstiger werden, dementsprechend muss der momentan üppige Kader entschlackt werden.

 

Wen es treffen könnte? Wer von sich aus weg will? Hierüber wird im Dachauer Hinterland zurzeit munter spekuliert. Offizielle Namen von Abgängen gibt es derweilen noch nicht. Stattdessen verkündete Tarik Sarisakal, der neue Sportliche Leiter bei den Pipinsriedern, bereits mal kurz die ersten beiden Neuzugänge für die neue Saison: André Gasteiger (23 Jahre, TSV Eintracht Karlsfeld) und René Hamann (25 Jahre, TSV Jetzendorf) heißen sie, stammen beide aus der Landesliga. Nein, sie sind gewiss keine schlechten Fußballer. Aber auch wirklich brauchbar für die harte Regionalliga Bayern?

Auf den neuen FCP-Cheftrainer kommt im Falle des Aufstiegs definitiv eine Menge an Arbeit zu. Wie jener heißen wird, ist übrigens immer noch nicht offiziell bekannt - was auch Bergmann mittlerweile nervt. "In der folgenden Woche dürfte es endlich etwas zu verkünden geben", verspricht er daher: "Die Verhandlungen sind schon sehr weit vorangeschritten. " Aber hatte er Ähnliches nicht auch schon vor einer Woche vermeldet - unmittelbar nach dem furiosen 7:2-Kantersieg der Seinen in Deisenhofen? "Das stimmt", nickt der GmbH-Geschäftsführer: "Jetzt jedoch muss einfach etwas in dieser Richtung passieren. Die Spieler wollen wissen, mit wem sie bei uns in der neuen Saison zusammenarbeiten würden - denn davon macht manch einer von ihnen durchaus abhängig, ob er überhaupt bei uns bleiben möchte oder nicht. "

Das Gerüst der Mannschaft - mit Steffen Krautschneider, Daniel Leugner, Benjamin Kauffmann, Christoph Rech und Kapitän Stephan Thee - hat noch gültige Arbeitspapiere beim FCP über den Sommer hinaus. Dass die Gelbblauen zudem versuchen werden, Top-Goalgetter Pablo Pigl, Assistkönig Amar Cekic, Stammkeeper Johann Hipper und Publikumsliebling Oliver Wargalla weiterhin an den Verein zu binden - hiervon darf ebenfalls ausgegangen werden.

Bloß funktioniert das mit den vorhandenen Geldern beziehungsweise denen, die in der neuen Saison vorhanden sein werden? Bergmann wird deshalb schon in den nächsten Wochen immer wieder abwägen müssen: Wen können wir uns als FC Pipinsried überhaupt noch leisten? Wem legen wir bei einem Abschiedswunsch keine Steine in den Weg? Wem vom restlichen Kader legen wir einen Abschied nahe? Und zusätzlich gibt's jetzt eben noch die Sorge, ob es aufgrund des Coronavirus wirklich mit dem schon sicher geglaubten Bayernliga-Süd-Meistertitel klappt. Nein, der 63-Jährige ist aktuell nicht zu beneiden.

SZ/Foto: Archiv

Roland Kaufmann