Hohenried
Auf der Couch statt im Stadion

Sportler während der Coronavirus-Zwangspause (14): Thomas Schweiger

07.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:32 Uhr
Fleißiger Trikotsammler und FCB-Edelfan: Thomas Schweiger. −Foto: privat

Hohenried - Zweifellos, ein paar wenige Zeitgenossen könnten dieses Foto auch als Bild des Grauens empfinden: stolze 32 Trikots des FC Bayern München, verteilt auf einer schmucken Wohnzimmercouch - dazu noch ein Dress des Deutschen Rekordfußballmeisters, das der Inhaber all dieser Textilien gleich selbst trägt.

 

Wer solch eine üppige Sammlung zusammenbringt, der muss die Roten von der Säbener Straße wirklich lieben. Und ja, das tut Thomas Schweiger aus Hohenried. Er ist ein wahrer Edelfan des FCB - und das seit vielen Jahren, wie die zahlreichen Kleidungsstücke beweisen.

Wie er darauf gekommen ist, Trikots der Bayern anzuhäufen? Der 35-Jährige lächelt: "Das hat sich irgendwann so ergeben. Ich hatte mir schon früher immer wieder mal ein Dress gekauft, seit rund zehn Jahren hat sich das Ganze intensiviert - und das Resultat sieht man jetzt eben auf dem Bild von meiner Couch. " Schweiger war nach eigenen Aussagen schon von Kindesbeinen an ein "Fußballverrückter", kickte selbstverständlich auch selbst liebend gerne - zumindest bis zum September 2008, ehe in seinem rechten Knie aufgrund einer bitterbösen Verletzung "plötzlich so gut wie alles kaputt war". Also: unfreiwillig ab mit den eigenen Stollenschuhen an den berühmten Nagel. Der Hohenrieder engagierte sich stattdessen nun bei "seinem" TSV Hohenwart in der Abteilungsführung, bis in den Sommer 2017 leitete er bei den Paartalern die fußballerischen Geschicke entscheidend mit. "Eine Zeit, die ich keinesfalls missen möchte", so der 35-Jährige hierüber.

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Aber seitdem außerhalb des anstrengenden Jobs tun und lassen zu können, was er will - ohne ehrenamtliche Verpflichtungen: Das hat natürlich auch seine Vorteile. Was für Schweiger ganz konkret bedeutet: mehr Zeit für Ehefrau Sabine, mehr Zeit für Töchterchen Marlene, die im vergangenen Dezember auf die Welt gekommen ist - und mehr Zeit für sein großes Hobby, die regelmäßigen Stadionbesuche bei Partien des FC Bayern sowie der deutschen Nationalmannschaft.

Ja, der Hohenrieder drückt nicht nur den Roten aus München leidenschaftlich die Daumen, sondern zudem der DFB-Auswahl von Jogi Löw. "Bei der WM 2006 etwa war ich live vor Ort, bei der EM 2008 ebenfalls, bei der EM 2016 genauso - und auch für die EM 2020 hätte ich wieder einige Tickets gehabt, wenn die Corona-Krise nicht dazwischengekommen wäre", berichtet Schweiger. Weshalb das Nationalteam mitunter so ein schlechtes Image in der Öffentlichkeit genießt - für ihn ist's absolut nicht nachvollziehbar. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass es Zeitgenossen gibt, die bei Europacupspielen zu den jeweiligen Gegnern des FCB helfen ("Auf internationaler Ebene sollte man immer den deutschen Vereinen die Daumen drücken").

Dass er das vorerst im Rahmen der Champions League nicht kann, dass wegen der Corona-Krise aktuell überhaupt keine Partien stattfinden - "ja, ich leide schon ein bisschen darunter", gibt der 35-Jährige lächelnd zu: "Die Wochenenden verlaufen momentan schon ein bisschen merkwürdig. "

Zurück zu seiner beeindruckenden Trikotsammlung: "Mein allererstes FCB-Dress habe ich als Geschenk zu meiner Erstkommunion erhalten", erinnert sich Schweiger. Namensbeflockung? Rückennummer? Fehlanzeige. Aber das änderte sich im Laufe der Jahre. "Spieler, die mir gefallen beziehungsweise gefielen, kamen immer wieder hinten drauf", erzählt der Edelfan. Egal, ob anfangs Bixente Lizarazu ("Den hatte zu jener Zeit kaum jemand auf dem Rücken stehen") oder Roy Makaay, Ivica Olic, Miroslav Klose, Franck Ribery, David Alaba, Arjen Robben und so weiter, und so weiter - Schweiger fand bereits viele Akteure richtig gut. Beziehungsweise findet: "Auf dem bislang letzten FCB-Dress, das ich mir kaufte, dem aktuellen Champions-League-Trikot, befindet sich der Name von Niklas Süle - weil ich an ihm schätze, dass er nicht nur kicken kann, sondern auch viel Hirn besitzt", verrät Schweiger mit einem Augenzwinkern.

Seine Sammlerleidenschaft geht übrigens schon so weit, dass er hin und wieder frühere FCB-Kleidungsstücke im Internet ersteigert. Besonders stolz ist der Fußballliebhaber hierbei auf das Champions-League-Finaltrikot aus dem Jahr 2001 - mit "Mehmet Scholl" als Beflockung: "Er war immer das große Idol in meiner Jugend, das musste einfach sein", so Schweiger dazu. Aber auch das kultige Champions-League-Finaldress von 2013, mit "Schweinsteiger" auf dem Rücken, bezeichnet er als ein Lieblingsstück von ihm: "Ich war damals selbst in Wembley, als wir mit 2:1 gegen Borussia Dortmund gewannen. Ich verbinde damit so viele tolle Erinnerungen, die ich definitiv niemals vergessen werde. "

Ja, irgendwie erzählt jedes seiner zahlreichen Trikots eine besondere Geschichte. Dementsprechend beginnen Schweigers Augen leicht zu leuchten, wenn er auf sie blickt. "Aber was mir auch wichtig ist: Sie sind nicht nur dafür da, um im Schrank zu verstauben - ich ziehe sie schon regelmäßig an. " Sei es einfach nur in der Freizeit - oder eben im Stadion. "Bleibt nur zu hoffen, dass Letzteres bald wieder möglich ist", sagt der 35-Jährige: "Aber ich befürchte, dass das heuer wegen der Corona-Krise nicht mehr klappt. Andererseits genießt die Gesundheit von uns allen absoluten Vorrang, daran sollten sich wirklich alle halten. "

SZ

Roland Kaufmann